Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mit dem Lipödem und dem Lymphödem zähle ich zu den chronisch kranken Menschen. Diese Erkrankungen gehören zu mir und meinem Alltag. Sie sind immer da und mit der Zeit habe ich mich mit ihnen arrangiert und versuche das Beste daraus zu machen. Dann gibt es noch die akuten Erkrankungen, die Infekte, die wohl die allermeisten von uns kennen. Welchen Einfluss diese Infekte auf das Lip- und Lymphödem bei mir haben, möchte ich euch in diesem Artikel beschreiben.
Bitte behaltet im Hinterkopf, dass ich nur von meinen ganz persönlichen Erfahrungen berichte und dass ich keine medizinische Ausbildung habe.
Ein- bis zweimal pro Erkältungssaison im Herbst und Winter hat mich vor meiner Lipödem- und Lymphödemdiagnose eine schöne, dicke, klassische Erkältung heimgesucht. Halsweh, Kopf- und Gliederschmerzen, Niesanfälle, laufende Nase, erhöhte Körpertemperatur, Abgeschlagenheit, manchmal auch Ohrenschmerzen und natürlich wochenlanger Husten – das volle Programm eben. Kurz nach der Lipödemdiagnose begann ich die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE). Dazu gehörte und gehört das Tragen der Kompressionsversorgung, Bewegung in Kompression, Hautpflege und als Grundbaustein die manuelle Lymphdrainage. Nach mehreren Jahren der konsequenten KPE fiel mir auf, dass ich mit maximal einem grippalen Infekt pro Herbst- und Wintersaison davonkam. Dieser war dann auch nicht so ausgeprägt und langwierig, wie ich es zuvor kannte. Ich könnte mir vorstellen, dass die manuelle Lymphdrainage zusätzlich zur Entstauung des Gewebes eine positive Wirkung auf mein Immunsystem hat. Wie gesagt, es ist eine Vermutung.
Was mir über die Jahre zudem aufgefallen ist, sind die Gewichtsverluste während eines Infekts. Grade zu Beginn des Infekts, beim Auftreten der ersten Symptome, meist den Hals- und Kopfschmerzen, bin ich Dauergast im Bad. An den Tagen, an denen ich mich richtig krank fühle, schmerzt auch das Lipödem am meisten. Meine Beine sind schwerer und berührungsempfindlicher als sonst.
Es soll Menschen geben, die noch nie an einem Magen-Darm-Virus erkrankt sind. Für mich unglaublich, alle 2-3 Jahre scheine ich laut zu rufen: Norovirus komm zu mir, du warst schon so lange nicht mehr da.
Spaß beiseite. Lieber bin ich 14 Tage erkältet als 3 Tage mit einem Magen-Darm-Infekt außer Gefecht gesetzt zu sein. Bei mir verläuft das meist so, dass ich zu einem Zeitpunkt einen ungewöhnlichen Geruch wahrnehme, das fällt mir auf und ich denke nicht weiter darüber nach. Beim letzten Mal roch mein Handtuch morgens nach dem Duschen nach Sand und Strand – mitten im Dezember im heimischen Badezimmer. Ein paar Stunden später ist mir unwohl, der Bauch zwickt, Durchfall setzt ein, der Kreislauf geht in die Knie und verursacht Schweißausbrüche. Übelkeit macht sich breit, der Speichelfluss ist angeregt. Ab da dauert es nicht mehr lange bis zum Erbrechen. Das muss ich sicher nicht detaillierter beschreiben. Grauenhaft.
Durch den großen Verlust an Flüssigkeit aus dem Körper erklärt sich schnell von selbst ein Gewichtsverlust. Zudem vergehen wohl nicht nur mir der Hunger und erst recht der Appetit für die nächsten Tage. Und obwohl mein Körper bereits viel Wasser verloren hat, dass ich so schnell gar nicht auffüllen kann, produziert er Urin, sogar mehr als gewöhnlich. Eine Veränderung bzw. eine Verschlimmerung der Symptome des Lipödems habe ich im Verlauf eines Magen-Darm-Infekts bisher nicht bewusst festgestellt.
Es liegen mehrere Jahre im Ausnahmezustand hinter uns. Ein Virus war plötzlich da und hat die Welt, wie wir sie kannten, radikal verändert. Zweimal habe ich mich bereits mit COVID-19 angesteckt.
Während der ersten Infektion habe ich innerhalb von nicht mal einer Woche 8kg abgenommen. Sicher, ich war nicht sonderlich hungrig, zumal ich weder etwas riechen noch schmecken konnte. Aber 8kg sind eine Menge. Der Großteil des Gewichts war nach wenigen Wochen wieder drauf. Was ich ehrlicherweise auch nicht anders erwartet hatte.
Bei der zweiten Erkrankung verlief die Gewichtsveränderung noch eindrücklicher. Über Nacht machte sich die Infektion in meinem Körper breit. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass es sich um eine Corona-Infektion handelt. Ohne Übertreibung lief ich in dieser Nacht alle 30-40min zur Toilette. An Schlaf war nicht zu denken, ich fieberte vor mich hin, war schlapp, mein Kreislauf nicht sonderlich stabil und meine Beine schmerzten, was nachts inzwischen eher ungewöhnlich ist. Mein Körper wollte Flüssigkeit loswerden. Die Nieren und die Blase arbeiteten im Hochbetrieb, hatten sozusagen eine Nachtschicht eingelegt. Die Frequenz der Toilettenbesuche nahm am Tag etwas ab, waren dennoch aber bedeutend höher als an einem gewöhnlichen Tag. Während dieser zweiten Infektion nahm ich innerhalb von 2 Tagen 6kg ab.
Und das, obwohl ich an diesen beiden Tagen ausnahmsweise auf meine Kompressionsversorgung verzichtet habe. Ich hatte nicht die Kraft, die Versorgung anzuziehen.
Die auffälligeren Schmerzen und die größere Berührungsempfindlichkeit durch das Lipödem haben sich bislang Richtung Ende der Infektionen immer wieder gegeben. Nach der ersten Infektion mit SARS-CoV-2 blieben mir die intensiveren Schmerzen, wie auch einige andere Symptome, noch mehrere Wochen erhalten, bevor sie ganz verschwanden.
Zusammengefasst schließe ich für mich daraus, dass ich, während mein Körper sich vorrangig mit der Bekämpfung von Viren oder Bakterien beschäftigt, „Wasser“ verliere. Vermutlich angestaute Flüssigkeit aus dem (Lymphödem-)Gewebe, für dass das Lymphsystem zuständig ist. Jedes Mal frage ich mich, warum mein Lymphsystem es dann kann und Lymphflüssigkeit über die Blase ausscheidet und sonst nicht. Sobald ich wieder gesund bin, wird wieder Flüssigkeit eingelagert und alles ist beim Alten. Ist das nicht eine unglaubliche Belastung für all die Systeme im Körper?
Eine Antwort auf diese Fragen habe ich bisher nicht gefunden. Auch meine Ärztin konnte mir da nicht wirklich weiterhelfen. Vielleicht habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder ganz andere? Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen!
Alles Liebe,
Britta
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5 Responses
Ich hatte bei Covid das Gegenteil. Eine Kompression, die eigentlich viel zu groß geworden ist, passte plötzlich wieder. Ich habe immens Wasser eingelagert. Und ich habe sogar das Gefühl, dass sich das Lipödem verschlechtert hat ….
Hallo Anna,
vielen Dank, dass du deine Erfahrung teilst. Wahnsinn, wie unterschiedlich der Körper reagiert. Ich hoffe, dass sich die Wassereinlagerungen inzwischen zurückgebildet haben.
Alles Gute für dich.
Hallo!!
Ich war eben richtig erschrocken, als ich deinen Beitrag gelesen habe!
Du beschreibst genau meine Verläufe bei Krankheit.
Haargenau!
Und ich dachte, das geht nur mit so! 😅
Vielen Dank dafür. Darüber muss ich nachdenken.😊
Viele liebe Grüße!
Hallo Tine,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Irgendwie bin ich erleichtert, dass es nicht nur mir so geht. 😅
Alles Liebe!
Hallo Britta,
vielen Dank, dass du diese Thema mal ansprichst. Ich selbst habe seit vielen Jahren ein Lipödem. Seitdem habe einen Infekt nach dem anderen durch gemacht und das, obwohl ich früher immer ein gutes Immunsystem hatte. Der Arzt konnte nichts wirklich feststellen, außer dass meine Entzündungswerte immer erhöht waren. Ich habe mich 2018 zu der Op entschieden und was soll ich sagen. Seitdem ist mein Immunsystem wieder beim Alten und ich bekomme nur noch ganz selten etwas ab und wenn, dann nur leicht.
Mein Arzt hat mir das so erklärt: Beim Lipödem führen die krankhaft veränderten Zellen zu einer permanten Entzündungsreaktion, die der Körper bekämpfen muss. Da bleiben einfach wenig Reserven für anderen Infekte. Und das macht für mich Sinn.
Passt auf Euch auf und liebe Grüße!