Liebe Damen,
im Dezember 2021 habe ich angefangen, mein Gewicht zu reduzieren. Ich habe ein schweres 2022 hinter mir, welches allerdings mit allem Negativen auch viele schöne Momente für mich hatte.
Ich möchte in diesem Beitrag berichten, wie sich mein Leben innerhalb eines Jahres verändert hat. Von Gewichtsreduktion, über das Absetzen der Pille, zum Ausprobieren verschiedener Kompressionshersteller, bis „vom Normalo zum Sportfreak“. Von Anfang 2022 bis heute war es insgesamt doch turbulent, wenn ich so darüber nachdenke.
Ich bin charakterlich sowie körperlich ein neuer Mensch geworden. Sicher ein Stück weit klüger, aber auch viel stärker und fitter. Auch mit Lipödem ist so viel möglich – lest selbst.
Im Dezember 2021 startete ich meine Low-Carb-Abnehmreise. Die ersten Pfunde purzelten schnell und bis heute habe ich nun ca. 21,5 kg verloren. Ich startete bei etwa 87 kg auf 165 cm Körpergröße und einer Kleidergröße 42/44. Heute wiege ich 66 kg, plus/minus ein paar Gramm (tagesformabhängig, man kennt es 😉) und trage eine 36/38 .
Ich gehe 4 – 5x die Woche zum Sport. 4x definitiv, da ich einen sogenannten 4er Split Trainingsplan habe, der eben auf 4 Trainings die Woche ausgelegt ist und den ganzen Körper stärkt und trainiert. Mein Ziel war Muskelaufbau und soweit wie möglich fitter und definierter zu werden. Dafür war ich bereit 4x die Woche zu trainieren. Das funktioniert super, der Plan läuft nun seit Frühjahr 2023. Vorher hatte ich einen viel einfacheren Trainingsplan, der mich aber nicht mehr erfüllte – ich wollte mehr. Oft trainiere ich sogar 5x die Woche, wenn ich Samstags oder Sonntags Zeit und Lust habe. Ich arbeite Vollzeit und trainiere somit ab 18:15 Uhr fast jeden Abend. Seit April 2023 läuft zusätzlich meine persönliche Challenge 10.000 Schritte am Tag laufen. Auch das funktioniert seither super und ich habe dadurch wesentlich mehr Bewegung im Alltag.
Meine Kompressionsversorgungen sind quasi zusammengeschrumpft und sehen nun so schmal und klein aus, als würde da niemals ein Mensch hineinpassen. 🙂
Was die Kompression angeht, so habe ich nun meinen Stil gefunden. Ich trage sie größtenteils zusammen mit Kleidern, oft aber auch mit Röcken und Shorts. Ich liebe es bunt, trage viel Pink und Rot 🙂. So auch in meinen Kompressionsversorgungen. Ich habe die Kompression, nachdem ich sie seit Diagnose zunächst fast ein Jahr lang komplett abgelehnt habe, wirklich lieben gelernt. Mir macht es nichts aus, sie täglich zu tragen, auch im Sommer und Urlaub nicht.
Meine Kompression und ich sind Freundinnen geworden, sie ist meine beste und liebste Verbündete im täglichen Kampf gegen Schmerzen und müde Beine. Von der Liposuktion nehme ich für mich persönlich immer noch und so lange es nur möglich sein wird, Abstand. Für mich funktioniert es alles, so wie es ist, gut.
Mein liebster Kompressionshersteller ist und bleibt Bauerfeind, aber auch mit Juzo habe ich super Erfahrungen gemacht. Meine aktuellste Versorgung, welche noch in Reklamation ist, wird zum ersten Mal eine Medi – ich werde dazu demnächst gesondert einen Beitrag verfassen.
Mein Hobby ist immer noch gleich geblieben. Ich modele seit über 5 Jahren (mehr dazu in diesem Blogbeitrag). Etwas weniger als früher vielleicht, dennoch regelmäßig und mit viel Spaß. Weniger deshalb, weil ich nur noch Shootings mache, auf welche ich wirklich Lust habe. Ich habe durch mein Hobby sehr zu meinem eigenen Körper gefunden, viel über Selbstliebe gelernt, sehe mich selbst in einem ganz anderen Licht und fühle mich schön, sexy und attraktiv – mit Lipödem.
Ich sage bewusst „mit“ Lipödem statt „trotz“.
Dieses „trotz“, ist für mich negativ behaftet. Es zeigt eine Einstellung wie „dem Lipödem zum Trotz“ oder „ich trotze dem Lipödem“. Für mich stimmt das so nicht, denn ich habe mit dem Lipödem meinen Frieden. Ja, es ist eine Erkrankung, aber ich sehe mich selbst nicht als „krank“, denn ich bin so normal wie andere auch, eben nur mit kleinen Besonderheiten. Ich möchte nicht anders als andere gesehen werden, keine Sonderbehandlung, nur etwas Verständnis und Rücksicht, wenn es bei mir mal nicht so läuft wie bei einem Nicht-Betroffenen. Mein Alltag, Sport und Hobbys funktionieren bei mir genauso gut wie bei jedem anderen auch. Meine Beine tragen mich täglich durchs Leben. Sie sind anders als andere Beine – anders, nicht schlechter. Und das ist in Ordnung. Ich kämpfe nicht mehr dagegen an. Ich habe das Lipödem akzeptiert und angenommen. Ich trotze ihm nicht. Für mich geht alles, was ich mache, genauso wie bei anderen – mit Lipödem.
Was die Zukunft angeht, so habe ich mir zum Ziel gesetzt, mein Gewicht zu halten. Gegebenenfalls wären 60 Kilo traumhaft, aber wenn es beim jetzigen Stand bleibt, bin ich damit auch super zufrieden. Da ich aktuell Muskeln aufbaue, würde eine gleichzeitige Abnahme ohnehin nicht funktionieren. Bis zum nächsten Sommer werde ich Hulk 😉 (das ist natürlich Spaß). Ich würde gerne noch meinen Bauch reduzieren. Sollte dieser aber so bleiben, so werde ich auch damit eines Tages Frieden haben.
Dass meine Beine so aussehen, wie sie aussehen, egal wieviel Sport ich machen werde, ist mir bewusst und in Ordnung. Meinen Beinen sieht man mein straffes Sportprogramm nicht an und wird es ihnen nie ansehen. Das ist okay. Ich möchte, dass meine Beine einfach bleiben, wie sie sind und sich das Lipödem nicht verschlechtert. Dass ich weiterhin mit den Schmerzen zurechtkomme und diese im Griff habe. Auch möchte ich weiterhin modeln, solange ich Spaß dran habe und alt und grau bin. Ich möchte reisen, viel sehen und Spaß haben. Doch vor allem habe ich dieses eine, einzige, große Ziel:
Ich möchte glücklich sein!
Eure Sarah
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12 Responses
Toll Sarah, danke fürs Teilen und Mut machen!!
Hallo Sarah, ich freue mich für Dich, dass dein Lipödem Dich nicht im Alltag einschränkt!
Bei mir ist es leider nicht mehr so, ich hab ein Stadium 3 und kann viele Dinge nicht mehr so einfach machen wie andere! Das macht mich manchmal traurig, versuche aber das Beste daraus zu machen…
Ich bewundere dich für deine sportliche Ausdauer….
Liebe Grüße N.
Liebe N.,
vielen Dank 🙂 versuche, das zu machen, was für dich geht und funktioniert. Jeder Körper ist anders und jedes Lipödem ist anders. Wenn es spazieren gehen statt Laufen ist, dann spaziere 🙂 wenn es 20 Minuten Bewegung/Sport anstelle einer Stunde ist, dann sind es 20 Minuten. Jeder so, wie er kann. Wichtig ist, dass man versucht, sich zu bewegen 🙂 Wichtig ist nur, dass wir glücklich sind. Das Leben ist kein Wettbewerb 😉
Hallo Sarah,
da hast Du recht, das Leben ist kein Wettbewerb😀muss mich immer wieder dazu zwingen mich nicht mit anderen zu vergleichen!
Ich komme an 80% der Tage mit der Arbeit auf mindestens 10000 Schritte! Bin sehr dankbar, dass ich noch Vollzeit arbeiten kann! Danach ist dann meistens aber auch Schluss….😨jeder Tag ist eine Herausforderung aber wir Kämpferinnen lassen uns doch nicht unterkriegen😎😉
tut mir leid für die späte Antwort. Aber na siehst du, das ist doch eine Menge! 10.000 Schritte am Tag ist viel und nicht einfach, diese immer zu erreichen. Du arbeitest Vollzeit und leistest damit auch sehr viel. Du kannst doch viel! Es ist viel, was du schaffst und machst. Du gibst immer alles und das ist auch immer genug. Und wenn du so weiter machst, ist das doch vollkommen ok. Eventuelle Steigerungen kommen mit der Zeit.
Ich freue mich sehr, dass du dich in deinem Körper so wohl fühlst. Wenn ich deine Maße hätte, würde ich das wohl auch!
Mein Körper ist für mich seit über 40 Jahren ein fettes Gefängnis.
Momentan kann ich gar nicht sagen, ob die Diagnose ‚Lipödem‘ mein Leben leichter oder schwerer macht.
Ich hasse meinen Körper! Ich mag ihn nicht sehen und auch nicht anfassen. Er ist eklig. Nun muss ich mich eincremen, weil die Kompressionshose sonst rutscht. Das kostet mich wirklich Überwindung.
Ich bewege mich sehr viel. Ich versuche buchstäblich, vor dem Fett wegzulaufen. Aber es bringt gar nichts. Über 40 Jahre Kampf gegen den eigenen Körper haben ihre Spuren hinterlassen. Ich bin essgestört. Ich habe vieles ausprobiert. Teilweise sehr zweifelhafte Methoden. Aber nicht mal die haben dauerhaft Erfolg gehabt.
Dann lese ich deinen Bericht und fühle mich mal wieder wie ein Totalversager. Nicht deine Schuld! Nur meine….
Hallo Dea,
das ist sehr schade, dass du deinen Körper so siehst. Vielleicht ist es so, dass du zuviel machst, was die Bewegung angeht. Ich glaube, das ist sehr viel eine Kopfsache und Sache der eigenen Einstellung. Das musste ich auch lernen, bevor es bei mir mit dem Abnehmen geklappt hat. Mit sich selbst und dem eigenen Körper Frieden zu machen, ist tatsächlich sehr schwer, wenn man sich in ihm nicht wohl fühlt. Aber genau das, diesen Frieden, braucht man, um zu erreichen, dass man sich selbst mag und akzeptiert. Und erst dann klappt es auch oft, etwas zu verändern. Es ist leider sehr schwer, da Tipps zu geben, da du dich selbst am Besten kennst und vielleicht auch gar keine Ratschläge möchtest, was vollkommen in Ordnung ist. Am wichtigsten finde ich, ist es, im Leben glücklich zu sein/werden. Denn, wir haben nur dieses eine Leben. Wenn du magst, können wir uns natürlich gerne per Nachricht austauschen. Und nein, du bist kein Versager. Niemand ist ein Versager. Im Leben gibt es für jeden immer mal wieder Rückschläge, es ist wie Achterbahn fahren, mal rauf, mal steil runter 😉 jeder versagt mal. Aber deswegen sind wir keine Versager. Wir stehen jeden Tag auf. Auch, wenn es schwer fällt. Wir meistern jeden tag unseren Alltag und all unsere Probleme und Sorgen. Das allein macht uns schon zu Kämpfern und Siegern 🙂
Liebe Dea
Wenn ich deine Zeilen lese, erkenne ich mich wieder, so wie ich vor einigen Jahren auch noch war.
Ich möchte dir gerne kurz davon erzählen.
Auch ich hasste meinen Körper, mochte ihn nicht berühren, oder im Spiegel ansehen. Essstörungen haben viele Jahre lang mein Leben bestimmt. Ich konnte mich einfach selbst nicht lieben und mir auch nicht vorstellen, dass es jemals anders sein könnte, oder dass ich ein ausgeglichenes Verhältnis zum Essen und zu meinem Körper haben könnte. Eine sehr langjährige Psychotherapie konnte bei mir den Umbruch einläuten.
Interessanterweise war eine meiner ersten Aufgaben, die ich zu bewältigen hatte, mich selbst täglich am ganzen Körper einzucremen. Ziel war es wieder mit mir selbst in Berührung zu kommen und so Schritt für Schritt Selbstliebe zu erlernen. Schwere Traumata hatten mich völlig von mir selbst und meinem Körper entfremdet.
Inzwischen habe ich diesen Selbsthass völlig überwunden. Damit sank auch mein Schmerz Level, und die ersten Kilos fingen an zu purzeln. Es war und ist eine Reise mit vielen auf und ab, was bestimmt auch immer so bleiben wird.
Was, was ich damit sagen möchte? Alles ist möglich! Gib die Hoffnung nicht auf und vielleicht ist das eine neue Perspektive für dich.
Wenn du mehr wissen möchtest, darfst du mich gerne kontaktieren.
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute und viel Kraft für deinen ganz persönlichen Weg.
Ganz lieben Dank für diese Antwort!
Ich habe sie jetzt mehrfach gelesen und sie tut mir wirklich gut!
Ihr seid meine online Selbsthilfegruppe.
Ich teile Gefühle mit euch, die ich mit sonst niemandem teilen kann.
Ich bin halt immer der „Sonnenschein“.
Lieber eine lustige Dicke, als eine trübsinnige.
Wie es in mir aussieht, weiß kaum jemand. Aber ihr wisst es jetzt. Und ihr verurteilt mich nicht, sondern baut mich auf. Das tut so unglaublich gut!
Ich danke euch von Herzen!
Hallo,
hier zu schreiben ist schon ein bisschen Therapie für mich.
Ich öffne mich nicht so gerne. Spiele lieber die Rolle, die man von mir erwartet.
Es hilft mir sehr, wenn ich lese, dass es anderen ähnlich geht. Dass sie sich früher selber total abgelehnt und nun einen Weg ins Licht gefunden haben.
Es gibt Hoffnung. In hellen Momenten sage ich mir, dass es ja viele Krankheiten gibt, die deutlich schlimmer sind. Mein Körper ist zwar furchtbar hässlich, aber er funktioniert ganz gut. Im Vergleich zu anderen Menschen in meinem Alter, komme ich ganz gut klar und muss auch, außer Schilddrüsentabletten, nichts nehmen.
Vielleicht können wir doch Frieden miteinander schließen. Mein Körper und ich sind nun mal für immer miteinander verbunden. Ich sehe ein Licht am Ende des Tunnels.
Ganz lieben Dank für die einfühlsamen Worten!
Liebe Dea,
ich schreibe noch einmal, um zu fragen, wie es dir aktuell geht? Ich habe gerade in einem ruhigen Moment, wo ich über meinen nächsten beitrag hier grübele, die alten gelesen und bin wieder auf die Kommentare hier gekommen. Falls du privat schreiben möchtest, weiß ich gar nicht, ob es die Möglichkeit hier gibt, jemandem eine Nachricht zu schreiben. Meine Kontaktdaten möchte ich hier nicht öffentlich posten 😉 aber ich überlege mir mal etwas. Liebe Grüße, Sarah (Beitragserstellerin).
Liebe Dea, ich war in diesem Jahr in der Reha, psychosomatisch, wegen meiner chronischen Schmerzen/Fibromyalgie. Mein Lipödem spielte eine Nebenrolle. AAAber, das mit dem Körperhass und Ablehnung, das kenne ich zu gut. Ich habe alles durch, Bulemieattacken, anorektische Phasen etc.
Ich werde im kommenden Jahr 55 Jahre jung und ich habe ich der Reha u.A. gelernt, dass es keinen Sinn macht, GEGEN den Körper zu kämpfen, denn diesen Kampf verlieren wir immer!!
Also habe ich mich aufgemacht, arbeite an mir und ich fühle mich wirklich so viel wohler mittlerweile. Es ist nicht leicht, aber ich tue es nur für mich, es ist mein Leben und ich möchte mich gut und besser fühlen. Zur Zeit bin ich schon wieder in Gr 44/46 angekommen.
Ich treibe immer schon Sport, liebe es zu schwimmen und mag so gern Radfahren.
Ich habe in der Reha viel Entspannung gemacht und mein Yoga wiederentdeckt. Das tut mir so gut, ich benötige viel Entspannung, das tut meiner Seele und meinem Körper gut, ich habe weniger Schmerzen, mein Cortisol knallt nicht nach oben, das verhindert nämlich Gewichtsreduktion auch.
Alle in allem, versuch dich zu wiederzuentdecken und hole dir Hilfe. Dein Leben ist es wert!!!! DU bist es wert!!