Liebe Leserinnen und Leser,
heute möchte ich gerne über meine, mittlerweile einige Jahre zurückliegende, Schwangerschaft berichten. Damals wusste ich noch nicht, dass ich ein Lipödem habe, worüber ich (im Nachhinein gesehen) eigentlich froh bin.
Tamara
Bloggerin
Ich hielt mich an die Empfehlungen meiner Ärzte, u. a. nahm ich bereits seit meinem Kinderwunsch zusätzlich Folsäure ein, erhöhte mit bekanntwerden der Schwangerschaft meine L-Thyroxin-Dosis (diese nehme ich wegen meiner Schilddrüsenunterfunktion) und achtete darauf, möglichst gesund und vitaminreich zu essen. Zusätzlich nahm ich auch ein von den Ärzten empfohlenes Nahrungsergänzungsmittel ein, um ganz sicher Vitamine in ausreichender Dosis zu mir zu nehmen.
Ich „startete“ also mit einem Gewicht von 51,5 kg (ich war schon immer sehr schlank) und nahm bis zum Ende meiner Schwangerschaft witzigerweise genau die empfohlenen 12 kg zu, hatte bei der Geburt also 63,5 kg. Die einzige Stelle an der ich in der ganzen Zeit zunahm war der Bauch, was ja gewünscht war (naja, und an der Brust natürlich :o) ). Von hinten sah man mir die Schwangerschaft gar nicht an, auch an Armen und Beinen änderte sich tatsächlich nichts.
An dieser Stelle möchte ich nochmal betonen, dass ich ja bereits in der Pubertät (siehe dazu meinen ersten Blogbeitrag) sehr wohl eine Umfangszunahme im Bereich der Waden und Oberschenkel/Hüften hatte und auch meine tollen, blauen Flecke waren nach wie vor fast immer vorhanden. Meine geliebten Süßigkeiten aß ich zu der Zeit nach wie vor (ab und zu etwas Schokolade, morgens ein Stück Kuchen). Und ich hatte immer einen „Not-Müsliriegel“ dabei oder Papayastückchen, die mit weißer Schokolade überzogen waren. Ich bekam noch nie so schnell so extrem Hunger wie in der Schwangerschaft – und dann musste auch GLEICH etwas zu essen her.
Was ich ansonsten spürte war, dass nach längerem Stehen mein Blutdruck noch mehr als sowieso schon „in den Keller ging“ und mir leicht übel wurde. Da denke ich heute, dass mir eine Flachstrick-Kompressionsstrumpfhose bestimmt auch gute Dienste geleistet hätte, damit das Blut nicht so in den Beinen versackt. Auch meine Migräneattacken und die Fibroschmerzen blieben mir nach wie vor erhalten, aber davon abgesehen ging es mir einfach wunderbar. Ich empfand die Schwangerschaft fast als viel zu kurz.
Auch nach der Geburt von unserem Kind war tatsächlich alles bestens. Ich hatte sehr schnell wieder ein Gewicht von 53,5 kg, das Stillen klappte prima und ich machte gerne ausgedehnte Spaziergänge mit meinem Mann und natürlich dem Kinderwagen. Die Beine taten mir nach längerem Laufen schon immer weh und so blieben wir zwischendurch stehen oder setzten uns ab und zu auf eine Bank. Auch hierbei wäre eine Kompressionsstrumpfhose mit Sicherheit viel wert gewesen. Aber damals dachte ich noch, dass diese Beschwerden durch die Fibromyalgie kommen würden und akzeptierte sie wohl oder übel. Auch jetzt hatte ich nach wie vor viele blaue Flecken, ein kleiner Strampler der kleinen Füßchen unseres Kindes reichte aus, damit noch ein weiterer an den Beinen dazu kam, aber so war das eben bei mir.
Niemals hätte ich diese Schwangerschaft und mein Kind missen wollen! Was ich gemacht hätte wenn ich vorher über das Lipödem Bescheid gewusst hätte? Ich bin mir absolut sicher, dass ich mich auch dann für ein Kind entschieden hätte. Wie ich mich kenne, hätte ich aber ganz sicher jede Menge Literatur zum Thema verschlungen, mir viele Gedanken gemacht und dann therapeutisch alles mögliche getan was es an konservativen Mitteln gibt, um dem Lipödem Einhalt zu gebieten oder ihm vielleicht an manchen Stellen auch zuvorzukommen. Ich vertraue sehr darauf, dass die möglichst frühzeitige Kompression doch eine extreme Umfangszunahme verhindert.
Das Lipödem, das ich am Bauch habe (auch durch Ultraschall bestätigt) bekam ich übrigens erst rund 15 Jahre später, da hatte die Schwangerschaft definitiv auch keinerlei Einfluss darauf. Das Gewebe war direkt nach der Schwangerschaft vielleicht ein wenig weicher, aber es ist kein Vergleich zu heute mit der Lipödemdiagnose. Und das Lipödem an den Beinen und Armen hat erst zu Beginn meiner Wechseljahre mit ca. 50 Jahren zugenommen.
Liebe Grüße und bis bald
Tamara
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2 Responses
Das finde ich so schön zu lesen! Ich selbst habe meine Diagnose erst ein paar Jahre nach dem jüngsten Kind bekommen…ich habe also insgesamt vier Schwangerschaften hinter mir, habe aber Lipödem auch eigentlich schon mit Beginn der Pubertät gehabt. Schübe haben bei mir tatsächlich gar nicht die Schwangerschaften oder Stillzeit selbst, sondern die Minipille und die Hormonspirale ausgelöst…darüber finde ich leider immer zu wenig Forschungsberichte.
Die Krankheit ist wie sie ist und oft zum verzweifeln. Aber ich würde auch jedem Mut machen: Das sollte nicht die Entscheidung für ein Kind beinflussen. Lipödem diktiert uns schon so viel und nimmt uns ja leider auch Lebensqualität, aber es bestimmt garantiert nicht über solche Dinge wie Familienplanung!
Hallo Lisbeth,
das finde ich sehr interessant, dass auch du während der Schwangerschaft keine Veränderung bzgl. des Lipödem hattest.
Durch das Lipödem und die Schmerzen setzen wir uns schon so oft Grenzen, manchmal muss man denke ich aber auch dem Lipödem Grenzen setzen. Und eine Schwangerschaft ist leider nicht irgendwann bzw. in älteren Jahren doch noch schnell nachholbar, es ist eben letztendlich eine endgültige Entscheidung mit der man dann auch immer lebt.
Liebe Grüße
Tamara