
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir alle wissen, Sport und Bewegung sind gesund. Aber warum fällt es uns oft so schwer in Bewegung zu kommen, Sport in den Alltag zu integrieren und durchzuziehen? Ich habe das für mich rausgefunden, obwohl ich bis in meine 30er davon ausgegangen bin, dass ich absolut unsportlich bin.
In diesem Beitrag erzähle ich euch, was Sport für mich bedeutet, was mir dabei wichtig ist und wie ich meinen ganz eigenen Weg damit gefunden habe. Ich würde mich freuen, wenn ich dadurch inspirieren und Mut spenden kann, dem oft so verhassten Thema Sport eine Chance zu geben.
Eva
Bloggerin
Die erste Begegnung mit Sport war der Schulsport. Eine alte, mufflige Turnhalle, Übungen wie Bockspringen, Schwebebalken oder Leichtathletik. Ich kam nicht gut über diese blöden Böcke drüber, die Bundesjugendspiele haben mir viele schlaflose Nächte bereitet, eine Rolle vorwärts kann ich bis heute nicht, schnell laufen oder weit werfen? Fehlanzeige! Wäre das alles nicht schon schlimm genug, kommt noch die Angst dazu, dass sich Mitschülerinnen und Mitschüler über einen lustig machen könnten. Kurzum: Es war traumatisierend und mir wurde immer gesagt, dass ich total unsportlich bin.
Was ich aber immer gerne gemacht habe, war tanzen. Wir hatten in der Schule eine Tanzgruppe, in der ich aktiv war und auch in meiner Freizeit war ich in einer Kindertanzgruppe. Allerdings habe ich das nie als „richtigen“ Sport gesehen. Auch reiten, das ich seit dem ich 7 Jahre alt bin mache, habe ich als Hobby, aber nicht als Sport betrachtet.
Als ich als junge Erwachsene dann im Arbeitsleben ankam und durch das viele Sitzen am Schreibtisch Nacken- und Rückenschmerzen bekommen habe, bin ich das leidige Thema Sport noch einmal angegangen. Ich habe zu der Zeit in München gelebt und mich erstmal bei einem Frauenfitnessstudio angemeldet, das verschiedene Sportkurse wie Yoga, Aerobic und ähnliches angeboten hat.
Hier habe ich zum ersten Mal eine Yogastunde besucht und war sofort total begeistert. Als mir das Fitnessstudio irgendwann zu teuer wurde, habe ich angefangen zu Hause mit einer DVD weiter Yoga zu machen. Das war für mich super, da ich aus den Kursen vor Ort bereits wusste, auf was ich achten muss, aber zeitlich flexibler war und es besser in meinen Alltag integrieren konnte. Es hat mir so gut getan. Die Nackenschmerzen wurden viel besser und ich konnte dabei super entspannen, was nach einem stressigen Arbeitstag genau das Richtige war.
Und dann kam Corona. In dieser Zeit hat ein neues Sportstudio in meiner Heimatstadt eröffnet und einen 8-wöchigen Online-Pilateskurs angeboten. Da ich viel Zeit hatte und ich froh über Abwechslung war, habe ich mich angemeldet. Nach der ersten Stunde war ich zwar fix und fertig, aber es hat sich gut angefühlt.
Nachdem der Kurs vorbei war, wollte ich unbedingt weitermachen, denn bereits nach den ersten 2-3 Stunden habe ich Fortschritte bemerkt, die ich weiter ausbauen wollte. Wenn Corona es zugelassen hat, waren wir vor Ort im Sportstudio und ansonsten online von zu Hause aus. Mit der Zeit wurde ich immer sicherer und mutiger und habe mich auch an ein Ganzkörper-Intervall-Training gewagt. Auch hier war es am Anfang unglaublich anstrengend. Planks, Squads und ich waren erstmal keine Freunde. Doch ich habe weiter gemacht und ich war stolz auf mich, dass ich als „unsportliche“ Person doch etwas gefunden habe, was mir neben Yoga und Reiten so viel Spaß macht.
In dieser Zeit habe ich übrigens auch meine Diagnose Lipödem erhalten. Ich habe beim Sport bemerkt, dass bei ein paar Übungen meine Beine und Arme extrem schmerzten und ich aufhören musste, obwohl ich die Kraft dafür gehabt hätte. Allein dieses Körperbewusstsein, das letztlich zur Diagnose geführt hat, war für mich mehr wert, als sämtliche trainierte Muskeln oder eine straffere Figur.
Inzwischen gab es einige Veränderungen in meinem Leben und so musste ich meine Sportroutinen meinem neuen Alltag anpassen. Mit Sport aufzuhören war keine Option, denn es gehörte mittlerweile zu mir. Heute kann ich sagen: es ist kein lästiges Pflichtprogramm, es macht Spaß und tut Körper und Geist wahnsinnig gut.
Neben meinen morgendlichen Yogaeinheiten (mittlerweile mit einer App), wollte ich noch etwas von zu Hause aus machen, da ich aktuell nur schwer fixe Termine im Sportstudio einhalten kann. Auch wollte ich etwas mehr für meine Ausdauer tun, Flexibilität und Kraft trainiere ich bereits beim Yoga. Als erstes habe ich an ein Indoorbike oder einen Heimtrainer gedacht, habe mich aus platztechnischen Gründen dann aber dagegen entschieden. Meine Wahl ist stattdessen auf ein Walkingpad gefallen, d.h. ein etwas kleineres Laufband, auf dem ich, vereinfacht gesagt, spazieren gehe. Mir war vor allem wichtig, meine Lymphflüssigkeit mehrmals am Tag anzuregen und einen Ausgleich zum sitzenden Arbeitsalltag zu schaffen. Ich bin mit 2x 10 Minuten pro Tag gestartet, eine Einheit vormittags, eine Einheit nachmittags. Ich habe mir nicht als Ziel gesetzt 10.000 Schritte pro Tag zu schaffen o.ä., das hätte mich nur unter Druck gesetzt und frustriert. Wichtig war mir erstmal, diese neue Sportroutine mit Freude in meinen Alltag zu integrieren. Mittlerweile tut mir das walken so gut (ich kann dabei ganz wunderbar meine Gedanken schweifen lassen und hatte hier schon die ein oder andere gute Idee), dass ich 3x 10 Minuten pro Tag laufe. Somit habe ich jeden Tag 30 Minuten Spaziergang in meinen Alltag integriert. Für mich aktuell die perfekte Lösung.
Bevor ich mir das Walkingpad gekauft habe, habe ich meiner Familie und meinen Freunden davon erzählt. Die Reaktionen waren eher zurückhaltender Natur. Da kamen Hinweise wie „Geh doch lieber an die frische Luft“ oder „Da muss man sehr diszipliniert sein, macht man eh nicht“. Hier ist es aber ganz wichtig, auf sich selbst zu hören und zu wissen, was man umsetzen kann und möchte. Ich wusste genau, dass ich nicht jeden Tag alleine draußen spazieren gehen werde, deswegen hatte ich mir ja auch erst diese Alternative überlegt. Und wenn es doch nichts für mich gewesen wäre, hätte ich das Pad auch wieder verkaufen können. Mein Pad habe ich für 150 Euro gekauft, es war also auch erstmal keine so große Investition.
Auf was ich aber besonders stolz bin ist, dass ich mich tatsächlich ins Wasser getraut habe. Ich bin keine Wasserratte und ich gehe ungern in Schwimmbäder mit vielen Menschen. Das ist mir einfach zu viel Trubel. Aber ich weiß, dass Wasser durch den natürlichen Kompressionsdruck sehr gut für das Lipödem ist. Deswegen habe ich mich doch überwunden. Eine Freundin hat mich am Anfang begleitet, was mir total geholfen hat. Ziel war es, mich 2x pro Woche für eine Stunde im Wasser zu bewegen. Da ich nur Brustschwimmen (sprich: mit Kopf immer über der Wasseroberfläche) kann und das für meinen Nacken und meine Halswirbelsäule nicht gut ist, habe ich mich dazu entschieden, einfach im Wasser zu gehen. Im Schwimmerbecken kann ich im vorderen Teil stehen und so gehe ich also eine Stunde auf und ab. Mit den Armen mache ich Schwimmbewegungen, sonst komme ich nicht vom Fleck und mit den Beinen gehe ich ganz normal unter Wasser. Und siehe da, es entstaut meinen Körper so sehr; mit so einem krassen Effekt hätte ich nie gerechnet. Es tut meinem Lipödem so gut, dass ich noch keine Schwimmstunde ausfallen lassen habe, was ich wirklich nicht erwartet hätte. Es sieht vielleicht etwas ungewohnt aus, aber das ist mir ganz egal. Am Ende des Tages habe ich sehr viel weniger Wassereinlagerungen und Schmerzen in den Beinen und das ist mir viel wichtiger, als Blicke von fremden Menschen im Schwimmbad.
Ist das jetzt alles „richtiger“ Sport? Bin ich nun sportlich? Keine Ahnung, es ist auch völlig egal. Wichtig ist doch nur, dass es mir gut tut, mir meine Beine weniger weh tun und ich Spaß daran habe.
Hier nochmal zusammengefasst meine Learnings:
Wie geht es dir mit dem Thema Sport? Hast du bereits was gefunden oder tust du dich noch schwer damit?
Liebe Grüße,
Eure Eva
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4 Antworten
Liebe Eva,
als ich eben deinen Beitrag las, musste ich lachen, denn ich dachte: Hey, die schreibt ja über mich! Ich hatte exakt die gleichen gruseligen Erfahrungen mit dem Schulsport. Kam mir dabei immer vor, wie ein Mehlsack ohne Koordinationsvermögen. Und das, obwohl ich immer schlank war. Aber genau wie du tanze ich gerne. Leidenschaftlich gerne sogar. Und zwar richtig „abhotten“ wie das in meiner Ü50-Generation so schön heißt. Und auch ich musste mich erstmal an Sport rantasten. Ich habe dann tatsächlich gemäßigtes Krafttraining für mich entdeckt und während Corona bin ich bei Youtube auf Gaby Fastner gestoßen. Die ist toll, gerade für nicht so sportliche Mäuse, und arbeitet total ganzheitlich mit vielen Angeboten auf ihrem (kostenlosen) Kanal.
Im vorigen Jahr entschied ich mich für die operative Entfernung des Fettgewebes; meine Unterschenkel wurden als erstes operiert. Potzblitz! Ich habe ja richtige Muskeln! Ist es nicht bitter, dass wir Frauen mit Lipödem immer noch unter dem Vorurteil zu leiden haben, wir müssten uns ja nur mal mehr bewegen und weniger futtern?
Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß an der Bewegung und werde beim nächsten Disco-Abend an dich denken😉
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines,
ich freue mich sehr über deinen Kommentar. Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim „abhotten“. 💃
Liebe Grüße nach Hamburg
Eva
Hallo Eva,
auch ich habe mir letztes Jahr eine Trainingsalternative für zuhause angeschafft. Das ganze Jahr über war und ist durch eine schwere Erkrankung meiner Mutter viel/e Krankenhaus/Arztermine etc. angesagt. Natürlich kamen ausgerechnet dann noch extrem starke Rückenschmerzen dazu und der Orthopäde sagte mir, dass ich definitiv täglich Kräftigungsübungen machen muss, um weitere Bandscheibenvorfälle zu vermeiden. Ins Fitnessstudio war auch für mich zeitlich definitiv keine Option, zumal mir auch die Migräne häufig einen Strich durch die Rechnung macht.
Ich trainiere nun wirklich fast täglich (aber zu total unterschiedlichen Zeiten) zuhause an meiner Fitness-Station und fühle mich langsam nach und nach wieder besser.
Für mich ist das wirklich die beste Lösung.
Liebe Grüße
Tamara
Hallo Tamara,
wie schön, dass du was gefunden hast, was du in deinen Alltag integrieren kannst. Freut mich und ich kann es gut nachvollziehen.
Viel Spaß weiterhin beim Training
Eva