Liebe Ladies,
ich habe es geschafft, einen Alltag mit wenig Lipödem-Schmerzen zu haben. Dabei ist mein Lymphamat, gerade bei warmen Wetter, eine ganz wichtige Säule und eine großartige Hilfe meiner Therapie. Ich kann wirklich jeder von uns einen Lymphamaten für daheim ans Herz legen. Die manuelle Lymphdrainage ist zwar super, aber ich finde einmal wöchentlich leider zu wenig. In diesem Beitrag soll es also um meinen Lymphamaten gehen. Ich möchte euch erzählen, wie die Beantragung bei mir lief und wie ich ihn verwende.
Das erste Mal vom Lymphamaten habe ich über einen Beitrag in einer Facebookgruppe von Lipödem-Betroffenen erfahren und ich fing sofort an zu recherchieren. Ich bekomme zwar 1x wöchentlich 60 Minuten manuelle Lymphdrainage, aber ergänzend schien mir der Lymphamat für den Heimgebrauch eine tolle Idee. Anfangs überlegte ich selbst ein Gerät zu kaufen, trotz des hohen Preises, da ich lange glaubte, die Krankenkasse würde mir den Lymphamaten ohnehin nicht genehmigen. Ich trug meinen Wunsch nach einem Lymphamaten bei meinem halbjährlichen Besuch bei meinem Phlebologen vor.
Das Team meiner Praxis für Gefäßchirurgie/Phlebologie, spezifisch Lipödem-Therapie sowie auch Proktologie, besteht aus einem Arzt, einer Ärztin und mehreren Arzthelferinnen, allesamt sehr lieb, empathisch, klug und kompetent. Eine absolute Wohlfühlpraxis, egal, mit welchem Anliegen man zu ihnen geht. Der Herr Doktor trägt selbst Kompressionsstrümpfe, trägt sie auch sehr offen unter hochgekrempelter, weißer Hose und in auffälligen Farben. Er liebt Medi und unter der weißen Hose blitzt schon pink und mangogelb hervor. Er hat mir bereits erzählt, dass er damit seinen Patientinnen Mut machen möchte.
Bei meinem vorletzten Besuch in der Praxis im Februar 2024 war ich bei seiner Kollegin, der Frau Doktor, auch ein sehr lieber Mensch. Als ich von meinem Vorhaben, einen Lymphamaten zu beantragen, erzählte, war die erste Antwort ein „Na…, viel Erfolg!“ Dann erzählte sie mir, wie schwer es die Krankenkassen den Patientinnen damit machen. Die Praxis wird aber alles tun, um ihre Patientinnen zu unterstützen und sie gab mir einen Namen und eine Telefonnummer eines Technikers der Firma Bösl. Am nächsten Morgen rief ich direkt an. Der Herr war sehr nett, hatte auch bereits eine Mail von meiner Praxis erhalten, dass ich mich wegen eines Lymphamaten melden würde. Er sendete mir nach dem Telefonat ein zweiseitiges Formular per Mail zu, welches ich ausfüllen, unterschreiben und an ihn zurücksenden musste.
Ich füllte also brav meine Diagnose aus, meine Körpermaße, Alter, Größe und Gewicht und auch, was ich an konservativer Therapie mache (Kompri, MLD, Sport, Bewegung). Sogar ein Feld fand ich dort, in welchem ich beschreiben sollte, welchen Sport ich wie oft ausübte. Nachdem Herr R. mein ausgefülltes Formular eingescannt zurückerhalten hatte, telefonierten wir erneut und er teilte mir seine Prognose für den Lymphamaten mit. Danach ging im Grunde alles automatisch.
Herr R. beantragte den Lymphamaten über und mithilfe meiner Arztpraxis, welche das Diagnoseschreiben noch beifügen mussten, bei der Krankenkasse. Ich bin bei der AOK Rheinland/Hamburg.
Nach einigen Tagen meldete er sich bereits erneut bei mir, per WhatsApp, mit einer kurzen Info, dass der Lymphamat abgelehnt wurde – ich hatte es fast befürchtet. Aber auch jetzt musste ich selbst nichts machen. Herr R. legte für mich sofort einen Widerspruch ein. Es dauerte dann ca. weitere 10 Tage, bis ich eine neue Nachricht per WhatsApp erhielt: „Ihr Lymphamat-Gerät wurde genehmigt, wird eingepackt und ist heute noch auf dem Weg zu Ihnen!“ Ich konnte mein Glück kaum fassen und bedankte mich mit einer langen Nachricht und einer positiven Google-Bewertung bei der Firma Bösl und Herrn R.
Einige Tage später kam das Gerät an und mein Partner und fingen an alles zu überprüfen und zusammen zu bauen. Ich bin da wirklich sehr talentfrei, aber das Ganze war total einfach. Anhand der Gebrauchsanweisung musste ich lediglich ein paar Kabel einstecken. Herr R. hatte mir zusätzlich zwei Videos mit Erklärungen gesendet, welche ich mir aufmerksam ansah.
Zudem wusste ich, wieder über Facebook-Gruppen, aber auch über meine ehemalige Lymphtherapeutin, dass ich mich selbst anlymphen muss, damit die Lymphamat-Therapie wirkungsvoll ist. Das ist ganz wichtig, Ihr öffnet mit dem Anlymphen Eure Lymphbahnen und regt den Lymphabfluss an. Ohne Anlymphen ist der Lymphamat zwar angenehm, aber wirkungslos. Ich sah mir dazu mehrere Videos an und beobachtete aufmerksam, wie ich während der MLD zu Beginn angelympht wurde. Dann versuchte ich es das erste Mal selbst.
Mein Lymhamat ist inzwischen wie ein treuer Freund geworden. Es ist meine ganz persönliche Entspannungszeit. Der Lymphamat hilft mir, meine Schmerzen zu reduzieren, massiert meine Beine und unterstützt mich, meine mittlerweile verhältnismäßig schlanken Beinumfänge bei Stadium 2, zu regulieren. Sicherlich der schönste, entspannendste Teil meiner konservativen Therapie bei Lipödem.
Wie gehe ich vor bei meiner abendlichen Stunde Me-Time mit meinem Lymphamaten? Nun, erst einmal gehe ich vorher auf Toilette, um nicht unterbrechen zu müssen. Dann lege ich mir mein Venenkissen zurecht, stecke das Gerät an und lege die Hosenmanschette aufs Venenkissen. Ich mache das Ganze auf unserem Sofa im Wohnzimmer. Oft schaue ich dabei eine Serie oder einen Film.
Ich habe eine Hosenmanschette, welche ähnlich wie meine Kompressionsstrumpfhose, bis unter die Brust geht. Die Füße sind komplett von der Manschette umschlossen. Meine Hosenmanschette besteht aus 24 Kammern, 12 jeweils rechtes und linkes Bein. Ich ziehe sie also an wie eine Hose, die Reißverschlüsse kann man komplett öffnen. Meine Beine lege ich während der Lymphzeit ganz entspannt auf mein Venenkissen, um den Abfluss der Lymphe zu unterstützen.
Dann beginne ich mit Anlymphen. Dafür müsst Ihr mit einer sanften Massage mit wenig Druck und kreisenden Bewegungen, Eure Lymphknoten aktivieren. Davon haben wir ja so einige in unserem Körper. Ich beginne am Hals, neben und unterhalb der Ohren. Als nächstes lymphe ich die Lymphknoten im Bereich der Schlüsselbeine an. Danach gehe ich weiter zu unseren, vielleicht bekanntesten, Lymphknoten in den Achselhöhlen. Weiter runter am Körper folgt dann ein Bereich, der auch immer von eurem Lymphtherapeuten UNBEDINGT in jeder Therapiesitzung angelympht werden sollte, da sich dort viele Lymphknoten befinden: Das Anlymphen des Bauchs. Ich massiere rechts und links vom Bauchnabel, werde dann in kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn großflächiger und massiere zuletzt einmal sanft den ganzen Bauch.
Zuletzt lymphe ich die Lymphknoten in den Leisten an, ebenso sanft und kreisförmig. Die Lymphknoten in euren Kniekehlen und Waden könnt ihr natürlich auch aktivieren. Ohne dieses Anlymphverfahren vorab ist jegliche Lymphdrainage wirkungslos, der Lymphabfluss muss vorher angeregt werden. Ihr könnt natürlich auch erst Anlymphen und dann die Manschette anziehen.
An jedem Lymphamat-Gerät könnt ihr euch den Druck des Geräts selbst einstellen. Allgemein wird von einem höheren Druck als maximal 50 mmHg abgeraten, aber ich denke, das ist sehr individuell. Ich persönlich liebe Druck und stelle den Lymphamaten auf 50 ein, manchmal auf 45. Das ist optimal für mich. Höher als 50 mmHg wird es dann aber eher unangenehm für mich. Ihr spürt ja selbst, was für Euch angenehm ist und wann es unangenehm wird. Ich gönne mir eine Stunde am Abend, meine manuelle Lymphdrainage ist ja auch über eine Stunde.
Der Lymphamat beginnt sich aufzupumpen und Druck aufzubauen, welcher dann abwechselnd (geräuschvoll) wieder abgelassen und wieder aufgepumpt wird. Nach Ablauf der Stunde schaltet sich das Gerät automatisch ab, alle Luft entweicht und dann schlüpfe ich aus der Hosenmanschette. Meine Beine fühlen sich herrlich leicht und entspannt an und ich muss meist direkt zur Toilette.
Während der Therapie könnt Ihr in der Manschette Eure Kompression tragen (nötig ist das aber nicht), Ihr könnt mit nackten Beinen hineingehen oder auch eine dünne, leichte Leggings/Hose tragen. Ob barfuß oder mit Socken, das ist komplett beliebig und Eurem Wohlbefinden überlassen.
Ich persönlich habe alles bereits getestet und gehe am liebsten mit komplett nackten Beinen und barfuß in den Lymphamaten (wie bei meiner manuellen Lymphdrainage auch). Im Sommer trage ich zum Schlafen eine kurze Schlafhose, die lasse ich meist im Lymhamaten an. Ansonsten einfach in Unterhose. Das Material der Manschette ist super und ist mit einem feuchten Tuch leicht zu reinigen.
Ich kann nur den Tipp geben, wendet euch mit dem Antrag auf einen Lymphamaten an euren behandelnden Arzt oder an die Firmen selbst, welche diese Geräte anbieten, wie z.B. Bösl. Lymphamaten sind ansonsten sehr teuer, meiner hätte ca. 2.800 € gekostet.
Bleibt stark, bleibt glücklich und meine Daumen sind für Euren Lymphamaten gedrückt.
Eure Sarah
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