Liebe Leserin, lieber Leser,
eine Schwangerschaft ist sehr individuell und verläuft bei jeder Frau anders. Auch das persönliche Empfinden variiert natürlich von Person zu Person. Eine Schwangerschaft mit Lipödem ist da auch nochmal eine Besonderheit. Deshalb liegt es mir sehr am Herzen, offen über das Thema zu sprechen und zu zeigen, dass wir nicht allein sind und von unseren Erfahrungen gegenseitig profitieren können. In diesem Blogbeitrag möchte ich daher gerne meine 10 Tipps für eine Schwangerschaft mit Lipödem mit Dir teilen.
Alle Punkte beruhen auf meinen subjektiven Erfahrungen. Bitte bespreche Deine Schwangerschaft oder den Kinderwunsch mit Deinen Ärzten und Ärztinnen sowie dem entsprechenden Fachpersonal, besonders wenn auch noch weitere Erkrankungen eine Rolle spielen.
1. Kenne Deinen Zyklus: Den weiblichen Körper und vor allem den eigenen Körper zu kennen, kann bei einem Kinderwunsch von Vorteil sein. Ich richte so zum Beispiel in der Regel auch meinen Sport- und Fitnessplan nach meinem Zyklus, um meinen Körper nicht zu überfordern und ihm das zu geben, was er braucht. Das ist erfahrungsgemäß nicht nur bei einem Kinderwunsch, sondern auch generell hilfreich. Das Tracken des eigenen Zyklus kann unter Umständen auch dabei helfen, den Tag des Eisprungs für eine mögliche Schwangerschaft zu ermitteln. Dabei können unterschiedliche Apps weiterhelfen. Dies ist natürlich nur möglich, falls weitere Erkrankungen das Ganze nicht erschweren.
2. Habe eine klare Meinung zur Schwangerschaft: Da es keinen eindeutigen Wissensstand zum Lipödem gibt, führt das sehr schnell zu Verunsicherung bei dem Umgang mit dem eigenen Lipödem und der Entwicklung in der Schwangerschaft. Umso wichtiger ist es, dass Du Dich gut informierst, alles mit deinen Ärzten besprichst und Dich dann klar für Dich zu dem Thema positionierst. Ich persönlich habe mich bewusst dazu entschieden, mich vor einer Schwangerschaft nicht operieren zu lassen. Bis jetzt habe ich diese Entscheidung nicht bereut. Wir werden natürlich sehen, was die Zukunft mit sich bringt. Aber aufgrund meiner eindeutigen bewussten Entscheidung, die ich selbst getroffen habe, kann ich sicherlich mit Unsicherheiten und Sorgen besser umgehen.
3. Vergleiche Dich nicht mit anderen: Wie ich es bereits erwähnt habe, fällt eine Schwangerschaft schon bei gesunden Frauen sehr unterschiedlich aus. Dementsprechend ist es beim Lipödem nicht anders. Manchmal klappt es sofort, andere probieren es Jahre lang. Eine Frau ist topfit und einer anderen Frau geht es in der Schwangerschaft nicht wirklich gut. Alles davon kann und nichts davon muss auch auf Dich zutreffen. Ich liebe meine Schwangerschaft und möchte Dir deshalb Mut machen. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es ein Spaziergang ist. Nichtsdestotrotz würde ich mich immer wieder so entscheiden. Vertraue auf Dich und Deinen eigenen Körper und Deine Intuition.
4. Baue Dir ein Ärztenetzwerk auf: In einer äußerst sensiblen Phase, wie einer Schwangerschaft, brauchen wir alle ein gewisses Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens. Das klappt am besten, wenn Du bereits vorher regelmäßig Dein Lipödem und andere Erkrankungen checken lässt und nicht erst auf der Suche bist, wenn Du schwanger bist. So sparst Du Dir unnötigen Stress.
5. Entwickle Dein Selbstmanagement: Es ist von Vorteil schon vor der Schwangerschaft ein für sich einigermaßen funktionierendes Selbstmanagement zu besitzen. Eine Schwangerschaft kann nämlich alles auf den Kopf stellen und da ist es aus eigener Erfahrung sehr hilfreich, seinen Körper zu können und das Selbstmanagement flexibel an die neuen Lebensumstände anpassen zu können. Das ist sicherlich leichter, als bei Null anzufangen. Mir hat das sehr geholfen.
6. Achte auf eine gute Kompressionsversorgung: In einer Schwangerschaft ist es je nach Krankenkasse und Umfang möglich, mehr Kompressionsversorgungen als üblich zu erhalten. Lass Dich also unbedingt wirklich gut beraten, was alles möglich ist. Ich habe bis jetzt Strumpfhosen mit einem Schwangerschaftsleibteil und Kniestrümpfe (aufgrund meiner Magenprobleme) getragen. Eine individuelle Versorgung ist sehr wichtig, damit du die Kompression auch wirklich gut tragen kannst.
7. Zerdenke nicht alles: Diesen Punkt muss ich mir ehrlicherweise selbst immer wieder vor Augen führen. Das betrifft vermutlich eher die Frauen, die zum ersten Mal schwanger sind oder es werden wollen. Ich habe am Anfang wirklich alles und jeden kleinsten Picks gegoogelt. Mittlerweile muss ich selbst darüber lachen, denn es hat mich mehr verrückt gemacht, als dass es mir geholfen hat. Ich kann nur empfehlen, sich gut zu informieren und alles andere medizinisch abklären zu lassen und darauf dann zu vertrauen.
8. Gewöhne Dich an den Gedanken der Gewichtszunahme: Das ist sicherlich einer der schwierigsten Punkte. Denn die Sorge ist groß, dass mit der Gewichtszunahme auch das Lipödem schlimmer wird. Ich kann da nur empfehlen, das eine gedanklich vom anderen zu trennen. Ich habe nicht gerade wenig zu genommen, das bedeutet nicht zwangsläufig, dass alles davon automatisch das Lipödem ist. Meine Schmerzen sind zum Beispiel bis jetzt (3. Trimester) nicht schlimmer geworden. Nach der Geburt werde ich dann sehen, was tatsächlich normales Fett ist.
9. Erlaube es Dir, nicht perfekt zu sein: Du möchtest von Anfang an alles richtig machen? Willkommen im Club. Es gelingt Dir nicht? Willkommen erneut im Club! Niemand ist perfekt. Eine Schwangerschaft ist und bleibt ein Abenteuer.
10. Style Deine Kugel: Genieße Deinen Babybauch modisch und style Deine Kompressionsversorgung nach Deinem persönlichen Geschmack. Mode kann auch in der Schwangerschaft mit Kompression Spaß machen. Es sind „nur“ einige Monate, also tobe Dich ruhig aus.
Ich hoffe, dass Dir meine Tipps ein wenig weiterhelfen können.
Ich wünsche Dir für Deinen Kinderwunsch und Deine Schwangerschaft alles Gute!
Deine Marlene
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