Medien sind ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Lebens geworden. Dies hat sehr viele negative Seiten, aber es hat auch so seine positiven Seiten. Warum also nicht genau von diesen profitieren?
Ich leide seit der Pubertät an einer chronischen Krankheit Lipödem. 15 Jahre ohne es auch nur zu ahnen, dass es sich hierbei um eine Krankheit handelt. Anfangs sieht man nur das Äußerliche. Beine und Arme werden dicker. Aber irgendwann kommen die Schmerzen dazu. 15 Jahre suchte ich die Fehler immer wieder bei mir selbst. Aber für Schmerzen kann man doch selbst nichts? Warum also die Schuld bei mir suchen? Aber genau als ich anfing mir Fragen zu stellen, erfuhr ich, durch die Medien, über diese chronische Krankheit: Lipödem.
Doch die Folgen von Lipödem und dem Übergewicht trage ich schon lange mit mir herum. Die Aufklärung kam bei mir zu spät. Um genau zu sein: 15 Jahre zu spät. Warum? Kein Arzt kennt die Krankheit und niemand wollte oder konnte mir helfen. Auf der anderen Seite denke ich, ich bin noch jung und kann heute noch was tun, damit meine Zukunft besser aussieht. Aber dann kam der Gedanke, wie kann man jüngeren Betroffenen helfen, dass diese früher aufgeklärt werden? Also fragte ich mich, warum nicht die Medien nutzen?
Mit einer chronischen Krankheit an die Öffentlichkeit zu gehen, war ein sehr großer Schritt und forderte von mir sehr viel Mut.
Was denkt die Familie, dass ich blank ziehe in der Öffentlichkeit? Was denken Freunde? Und vor allem, was denkt der Arbeitgeber? Nun stand ich zwischen zwei Fronten. Denke ich an mich oder denke ich daran, dass es anderen jungen Mädels besser gehen soll als mir?
Eigentlich musste ich nicht lange überlegen. Die Gelegenheiten ergaben sich sehr schnell. Ich ging mit einer Kampagne in Deutschland an die Öffentlichkeit und ein paar Wochen danach, mit einer Kampagne in Luxemburg.
Ich bin sehr viel positiver eingestellt, seit der Diagnose und vor allem seit mein Umfeld Bescheid weiß über mein Lipödem. Ich habe viel Respekt erhalten und habe vielen Frauen zur Diagnose geholfen. Leider haben sich auch Bekanntschaften von mir abgewandt. Aber auf diese kann ich gerne verzichten. Ich bin immer noch der gleiche Mensch. Ich habe sogar noch viel mehr Spaß am Leben.
Allerdings sollte man selbst gestärkt sein, wenn man diesen Schritt eingeht. Denn wenn ich anderen Frauen helfe, bekomme ich viel Kummer mit. Und ich muss die Kraft haben, nicht wieder in dieses schwarze Loch zu geraten, aus dem ich mich mühsam rausgekämpft habe. Aber ich vergesse nie warum ich es tue.
Ich bereue es keine Minute an die Öffentlichkeit gegangen zu sein. Alleine, dass ich, oder wir, so vielen Frauen damit helfen konnten, zeigt, dass es richtig war.
Aber leider hat es noch nicht gereicht. Viele kennen die Krankheit Lipödem immer noch nicht.
Es ist wichtig, für die Aufklärung und den Kampf mit der Krankenkasse, dass in der Öffentlichkeit darüber gesprochen wird.
Den Schritt in die Öffentlichkeit macht man ein wenig für sich selbst, ein wenig für andere Betroffene und ein wenig für die Krankheit, weil wir keinen Grund haben uns mit Lipödem zu verstecken.
Eure Martine
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