Anna
Bloggerin
Beim „BARMER Women’s Run“ in Frankfurt/Main haben 11 Lipödemkämpferinnen gezeigt, was in ihnen und insbesondere in ihren Läuferbeinen steckt. Und auch beim Lauf in München sind für Frauensache – Deine starke Seite wieder 12 Lipödembetroffene an den Start gegangen. Aber warum sollten wir uns alle dem Beispiel dieser Frauen anschließen und loslaufen? Egal in welcher Geschwindigkeit und egal welche Strecke?
Zum einen sind es ganz allgemeine Vorteile des Ausdauersports für unsere Gesundheit, die ich hier jedoch nicht näher anführen möchte, da sie Schwerpunkt eines weiteren Artikels sind. Anders ist es mit den speziellen Vorteilen für Patientinnen mit Lipödem, welche sich durch die Funktionalität des Lymphsystems und der menschlichen Psyche erklären lassen.
Während wir Laufen, bildet der Körper mehr Gewebeflüssigkeit. Er wird besser durchspült, um von Fremdkörpern – wie Mikroorganismen, Eiweißen, Giften und schädlichen Umwelteinflüssen – gereinigt zu werden. Diese werden in die regionalen Lymphknoten transportiert und dort vom Immunsystem auf ihre Schädlichkeit hin geprüft und gegebenenfalls bekämpft.
Bei Lipödempatientinnen kommt es jedoch häufig – insbesondere in höheren Stadien – zu einer Schwächung oder sogar Schädigung dieses Systems, sodass durch Lymphdrainagen und Kompressionstherapie von außen Unterstützung angeboten werden muss. Diese Therapie können wir jedoch selbst durch regelmäßiges Lauftraining und am besten durch tägliche Einheiten wie zügigen Spaziergänge in ihrer Effektivität noch steigern.
Denn der Lymphtransport ist ein aktiver Prozess, welcher sowohl durch die Muskulatur in den großen Lymphsammelgefäßen und Lymphstämmen angetrieben, jedoch auch von der Skelettmuskulatur unterstützt wird. Beim Laufen wird insbesondere die Skelettmuskulatur der unteren Extremitäten sowie der tiefen Rumpfmuskulatur angeregt. Durch den zusätzlichen Muskeldruck wird effektiver entwässert und nebenbei durch den Abtransport von Fremdkörper wie Entzündungsfaktoren auch noch Schmerzen genommen. Beides wichtige Aspekte, die uns anhalten sollten, ein mäßiges Lauftraining – angefangen mit dem benannten zügigen Spaziergang – in unseren Alltag einzubauen.
Weiter steigern können wir diesen Effekt noch durch die flachgestrickte Kompressionsversorgung. Während wir laufen, erhöhen wir durch den äußeren Kompressionsdruck den Muskeldruck auf das Lymphsystem zusätzlich. Die positiven Effekte werden weiter verstärkt. Ein wichtiger Grund, warum beim Sport nicht auf die Kompression verzichtet werden sollte, auch wenn es am Anfang mehr Anstrengung, Kraft und Muskelkater bedeutet.
Jetzt muss ich dann doch auf einen „allgemeinen“ Laufvorteil zu sprechen kommen: Laufen gegen Stress und schlechte Laune. Denn durch Laufen – besonders draußen in der Natur – können wir unsere Stimmung positiv beeinflussen und emotional Kraft tanken.
Nötig wird dies, da Schmerzen und wachsende Umfänge betroffene Frauen häufig in eine Lethargie verfallen lassen, die jeden Antrieb zu Sport mit Lipödem schwinden lassen. Dabei ist es eigentlich so einfach dem „Lipödem-Blues“ davon zu laufen. Schuhe an und los. (Kleine) Ziele setzen. Sehr bald werdet ihr feststellen, dass sich eure Leistung von Trainingseinheit zu Trainingseinheit verbessert. Ihr werdet nicht nur größere Entfernungen zurücklegen können und schneller sein, sondern euch auch zunehmend glücklicher ob der Erfolge fühlen.
Woher ich das weiß? An dieser Stelle kann ich euch verraten: In München beim FRAUENSACHE Blogger Event flossen einige Tränen der Erleichterung und Freude. Denn das Gefühl, sich selbst zu überraschen und die eigenen Erwartungen zu übertreffen, ist unbeschreiblich. Besonders, wenn man dies in einer tollen Gruppe ebenfalls an Lipödem erkrankter Frauen erlebt. Ein Hochgefühl, dass nach mehr verlangt.
Ihr habt Lust bekommen? Dann sehen wir uns vielleicht im nächsten Jahr beim Barmer Women’s Run mit anderen Lipödemkämpferinnen. Ich werde auf alle Fälle wieder dabei sein. Denn trotz Lipödem ist Laufen für mich immer noch die wichtigste Sportart bei Lipödem um Schritt für Schritt (zurück) in ein gesundes und aktives Leben zu finden.
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3 Responses
Da ist so viel wahres drin. Super toller Beitrag . Es geht nicht darum wie schnell man läuft, sondern dass man läuft. Bewegung ist so wichtig für jeden von uns. Vielleicht bin ich nächstes Jahr dabei.
Ich bin viele Jahre joggen gewesen und habe super Zeiten geschafft! Doch das Joggen hat das Lipödem verschlimmert! Heute kann ich gar nicht mehr ohne Schmerzen (trotz Kompression und Normalgewicht und sehr trainiertem Zustand) joggen! Meiner Meinung nach ist Joggen kontraindiziert bei Lipödem! Ich empfehle Schwimmen, Walken und Rad fahren! Vor allem das Mountainbikefahren ist extrem förderlich, da es keine Schläge aufs Gewebe gibt, sondern eine gleichmäßig ablaufende sanfte Bewegung ist, die die Muskelpumpe anktiviert. Da kann man sogar mir Lipödem über die Alpen fahren
Ich laufe auch total gerne und liebe das Gefühl wenn der Kopf abschaltet und ich nur noch die Bewegung und meinen Atem spüre, aber leider ist es so, dass meine Beine (mit Kompri selbstverständlich) damit nicht glücklich sind. Wenn ich laufen gehe kann ich zuschauen wie hinterher die blauen Flecken auftauchen und meine Beine tun einfach weh. Ich bin jetzt aufs Rad umgestiegen, bzw. den Ergometer. Das macht mir zwar weniger Spaß als laufen, dafür geht es mir den restlichen Tag deutlich besser.
Deshalb bin ich ein kleines bisschen neidisch auf euch Läuferinnen
Letztendlich ist es egal wie, Hauptsache ihr bewegt euch und schaut was euch gut tut (und nein, Extrem-Sofa-Sitzen ist kein Sport!)