Ich hoffe ich konnte euch hiermit unterstützen in der Entscheidung, ob Op oder nicht. Aber ich trage heute immer noch Kompression bei viel Bewegung, und auch Lymphdrainge oder Schwimmen tut mir noch gut.
Eure Martine
Ich habe lange überlegt, ob ich über dieses Thema etwas schreiben soll. Aber ich weiß noch, dass es vor meinen Op’s genau diese Artikel waren, die mich interessiert haben. Deshalb will auch ich mit euch meine Erfahrungen und Gedanken teilen, rund um die Liposuktion bei Lipödem.
Aber ich werde nicht nur positiv hier schreiben und alles schön reden, denn das war es bei Weitem nicht. Und ich komme eigentlich zu diesem Beitrag, weil ich so viele Betroffene sehe, die nicht zufrieden sind, oder sich was Anderes erwartet haben.
Aber erstmal zu mir. Ich habe die Diagnose Lipödem Stadium 2, Typ 4 im Februar 2017 erhalten. Ich habe 3 Op’s hinter mir.
Erste Op: 26.06.2018: 8,5 Liter, Beine Hinten, und Unterarme
Zweite Op: 08.01.2019: 8 Liter, Beine vorne
Dritte Op: 07.05.2019 5,4 Liter, Hüften und Arme komplett (Auch Unterarme nochmal), Korrektur am Schienbein
Für manche scheint die Kombi eventuell komisch. Darf es auch, denn keine Op lief planmässig. Es musste immer mehr rausgenommen werden als geplant, so dass 2 Op’s vom Arzt aus abgebrochen wurden.
Die Op’s waren sehr schlimm für mich. Ich bin eine Frau, hart im Nehmen, gehe immer an meine Grenzen, sowohl körperlich als auch psychisch. Meine erste Op hat mich komplett niedergeschlagen. Mein Kreislauf im Keller. 4 Tage machte ich nur den Weg zwischen Bett und Badezimmer. Habe mich mühsam durchgekämpft. Ich hatte sehr große Schmerzen und Angst davor was mich noch erwartet. Ich weinte viel durch körperliche Grenzen und psychische, die ich da sogar übertroffen habe. Für eine wie ich, die Bewegung liebt, und nicht mit Einschränkungen leben kann, war dieses sehr schlimm. 8 Wochen habe ich gebraucht um auf die Beine zukommen. Die beiden darauffolgenden Op’s, habe ich dann aber besser weggesteckt. Ich habe meine Körper viel besser drauf vorbereitet und hatte auch viel weniger Angst, und kam auch viel schneller auf die Beine.
Meine Erwartungen an die Op’s haben alles übertroffen. Ich gehe regelmäßig laufen, wenn auch jetzt etwas weniger, weil ich mein Spaß am Schwimmen gefunden habe. Nach den Op’s, war ich schon bei den ersten Trainingseinheiten über eine Minute den Kilometer schneller als vor den Op’s und das ohne weiteres Training. Das muss ich mir jetzt wieder aufbauen. Aber ich habe keine Schmerzen mehr während dem Laufen. Aber ich trage immer noch Kompressionsstrümpfe, vor allem beim Sport und bei viel Bewegung im Alltag.
Auch beim Wandern war ich am Limit angekommen bei 10 – 13 km, je nach Strecke. Meine Beine waren nur noch schwer und schmerzten. Jetzt habe ich 4 Tage in Kopenhagen verbracht, und habe dort insgesamt 80 Kilometer zu Fuß hinter mich gebracht, und war immer noch nicht am Limit angekommen. Treppen bin ich immer noch hoch gelaufen und auch so hatte ich noch Energie.
Aber trotzdem bin ich nicht ganz zufrieden, denn ich habe 22 Kilo krankes Fett entfernt bekommen und habe nur 15 Kilo abgenommen. Es fordert auch nach den Op’s sehr viel Disziplin. Ausruhen auf den Op’s ist nicht. Ich nehme auch jetzt noch sofort zu, wenn ich nur was fettiges anschaue. Ich höre immer wieder, dass viele Betroffene gar nichts abnehmen, oder sogar zunehmen nach den Op’s. Deshalb es ist so wichtig, schon vorher Ernährung und Sport unter Kontrolle zu haben, bevor man in die Op’s geht. Denn die Op’s bewirken keine Wunder in der Hinsicht. Manche überstürzten es, Diagnose erhalten und schon suchen sie nach dem Arzt der sie operiert. Aber es ist so wichtig, erstmal seinen Lebensstil im Griff zu haben und nicht nach Ausreden zu suchen, sondern ehrlich zu sich selbst zu sein. Und sucht nicht nach dem Arzt wo ihr am schnellsten dran kommt, sondern sucht nach Qualität. Es ist so wichtig. Lieber einmal anständig operiert, und dafür länger gewartet, als nicht lange gewartet auf den Termin, aber zerstörtes Lymphsystem und eine Korrektur Op nach der anderen.
Ich hoffe ich konnte euch hiermit unterstützen in der Entscheidung, ob Op oder nicht. Aber ich trage heute immer noch Kompression bei viel Bewegung, und auch Lymphdrainge oder Schwimmen tut mir noch gut.
Eure Martine
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2 Responses
Hallo liebe Martine,
Ich finde es toll, dass du dich überwunden und ehrlich geschrieben hast. Das die OP’s nicht einfach sind und es durchaus zu Schmerzen kommen kann wissen viele nicht .Kaum irgendwo steht, dass auch nach einer Liposuktion das tragen der Kompressionsstrümpfe, die Ernährung und weiterhin Sport sehr wichtig sind.
Dir wünsche ich weiterhin Erfolg, Durchhaltevermögen und Spaß am Leben.
Hallo Martina,
vielen Dank für deinen Ausführlichen Bericht. Ich finde solche ehrlichen Berichte sehr wertvoll!
Was mich etwas irritiert ist deine Angabe zu der entfernten Fettmenge. Du sagst, dass du etwas unzufrieden bist oder warst, weil mehr Kilo entfernt wurden, als du abgenommen hast. Für gewöhnlich wird die Menge, die entfernt wird, nicht in kg angegeben, sondern in Litern. Und eine Liter Fett wiegt weniger, als ein Liter Wasser (daher schwimmt Fett auch oben). Ein Kilo Körpergewicht entspricht in etwa 400 g. Das würde bedeuten, dass du deutlich mehr Kilos abgenommen hast, als Fett abgesaugt wurde.
Alles Liebe!