Liebe Leserinnen, liebe Leser,
keine Frage, die Kompressionsversorgung soll perfekt sitzen. Nicht zu lang, nicht zu kurz, nicht zu eng, nicht zu weit und sie darf auf keinen Fall Falten werfen oder irgendwo einschneiden. Die Kompression ist mein täglicher Begleiter und sie hilft mir durch den Alltag. Das kann sie nur leisten, wenn sie gut sitzt. Aber achte ich bei meiner Kleidung genauso darauf, dass sie gut sitzt? Dass sie nicht einschneidet und den Lymphfluss beeinträchtigt?
Unser Köper produziert im Ruhezustand am Tag zwischen fünf und zehn Liter Lymphe. Die milchig-wässrige Körperflüssigkeit fließt in einem eigenen Gefäßsystem, dem Lymphsystem. Hier wird sie auf etwa zwei Liter reduziert und über die linke Schlüsselbeinvene in den Blutkreislauf eingeleitet.
Auf dem Weg in die Schlüsselbeinvene passiert die Lymphe zahlreiche Lymphknoten. Ungefähr 600 dieser Kidneybohnen-förmigen Gebilde besitzt der Mensch, u.a. am Hals, in der Achselhöhle, in der Leiste sowie in den Ellenbogengelenken und in den Kniekehlen. Genau diese Stellen werden in der manuellen Lymphdrainage besonders berücksichtigt.
Das Lymphsystem, welches auch lymphatisches System genannt wird ist, neben dem Blutkreislauf, das zweite wichtige Zirkulationsorgan des Körpers. Seine Aufgabe ist der Transport von Abfallstoffen und die Entwässerung des Gewebes. Ohne dieses „Abwassersystem“ könnte der Mensch nicht leben, er würde platzen. Denn aus den feinsten Blutgefäßen drängt ständig Blutplasma in die Zellzwischenräume. Dort umspült diese Flüssigkeit die Körperzellen, damit diese die Nährstoffe daraus aufnehmen können. Alles, was die Zellen nicht mehr brauchen und ausscheiden, nehmen dann erst mal die Lymphgefäße auf und transportieren es ab. Endgültig ausgeschieden wird dieser „Abfall“ dann über die Leber und die Nieren.
In der Lymphe befinden sich außerdem die für die Immunabwehr wichtigen weißen Blutkörperchen, die sogenannten Lymphozyten. Im Krankheitsfall transportiert die Lymphe die Krankheitserreger in die Lymphknoten. Dort werden Immunzellen aktiviert und zur Produktion von Antikörpern angeregt.
Anders als der Blutkreislauf wird das Lymphsystem nicht von einer zentralen Pumpe angetrieben. Gesteuert vom vegetativen Nervensystem werden die Lymphgefäße geöffnet, sobald Lymphflüssigkeit da ist. Die Flüssigkeit wird dann durch eine Sogwirkung aufgenommen. Danach entspannt sich das Lymphgefäß wieder. Die aufgenommene Flüssigkeit kommt so in Bewegung und wird abtransportiert.
Es gibt angeborene und erworbene Ursachen, die verhindern, dass die Lymphflüssigkeit richtig abfließt. Nach der Entfernung von Lymphknoten im Zuge einer Krebserkrankung, arbeitet das Lymphsystem oft nicht mehr vollständig. Auch das Lipödem kann zu Problemen im Lymphsystem führen.
Was kann man tun?
Wer unter einer chronischen Störung des Lymphsystems leidet, dem hilft oft die sogenannte komplexe physikalische Entstauungs-Therapie (KPE). Diese besteht aus einer Kombination aus Lymphdrainage, Kompression, Bewegung und Hautpflege. Bei der manuellen Lymphdrainage wird die Lymphe durch eine sanfte Massage mit speziellen Handgriffen angeregt. Nach der Massage folgt die Kompression der betroffenen Stellen durch Einbandagieren oder durch eine maßgefertigte Kompressionsversorgung. Die Kompressionsversorgung sollte täglich – Sommer wie Winter – getragen werden. Denn nur so können sie helfen, Ödeme einzugrenzen und den Lymphfluss anzuregen und zu unterstützen.
Damit das Lymphsystem gut arbeiten kann ist es wichtig, dass es fließen kann und nicht abgeschnürt wird. Unsere Kompressionsversorgungen sind auf Maß angepasst, damit sie unser Lymphsystem ideal unterstützen. Deshalb sollte auch unsere Kleidung keine Beeinträchtigung für den Lymphabfluss sein. Denn bestehen Einschnürungen über mehrere Stunden, kann sich dort Flüssigkeit stauen und mit ihr „Abfallprodukte“ aus dem Zellstoffwechsel.
Barrieren für den Lymphabfluss in unserer Kleidung findet man u.a. bei:
Merkregel: Alles, was Abdrücke auf der Haut hinterlässt, beeinträchtigt den Lymphabfluss.
Das gilt nicht für flachgestrickte Kompressionsversorgungen. Das hier erzeugte Muster auf der Haut hat einen Massageeffekt und ist therapeutisch nützlich.
Vielleicht stellt Ihr Euch abends, nach dem Ausziehen der Kompressionsversorgung, mal vor den Spiegel und schaut, ob Ihr Abdrücke auf der Haut entdeckt. Ich habe bereits meine BHs angepasst, neue Slips gekauft und beim Schuhkauf darauf geachtet, dass die Schuhe wirklich passen und sich durch Klettverschlüsse oder elastische Schnürbänder einstellen lassen.
Alles Liebe
Britta
Beitrag teilen
© 2024 deinestarkeseite.de
Eine Antwort
Hallo Britta,
danke für deinen Beitrag. Ich bin auch eine überzeugte Verfechterin der Massage bei Lipödem. Nach meiner Schwangerschaft hatte ich sehr stark damit zu kämpfen und bin dann auf einen Tipp hin zur Masseurin gegangen. Das war für mich eine derartige Erleichterung. Ich habe mir dann irgendwann auch den Venen Engel dazu gekauft, sodass ich mich auch Zuhause massieren lassen kann. Meine Masseurin möchte ich trotzdem nicht missen. Sie hat mir dermaßen geholfen!
Liebe Grüße
Angela