Hallo liebe Sonnenscheinchen 🙂
Der lang ersehnte Sommer ist da – und mit diesem auch die Urlaubs- und Reisezeit.
In diesem Beitrag möchte ich Euch mit auf Reisen nehmen. Beruflich arbeite ich in einem sehr schönen Job – ich bin Tourismuskauffrau und arbeite im Reisebüro.
Die Arbeit bringt es mit sich, dass ich auf Seminarreise fliege. Ich schaue mir ein bestimmtes Zielgebiet und die dortigen Hotels an, um diese zukünftig noch besser verkaufen zu können.
So kam es, dass ich Ende Mai 5 Tage auf Lanzarote verbringen durfte und im Anschluss an diese, selbst in den Urlaub nach Portugal flog.
Urlaub und Seminarreise sind zwei komplett unterschiedliche Geschichten – beide an sonnigen Strandzielen. Wie ich das Ganze mit der Besonderheit „Lipödem“ im Gepäck handhabe, lest ihr in diesem Beitrag. 🙂
Mein gepackter Koffer stand bereits seit dem letzten Wochenende bereit, es war alles eingepackt, was ich für 5 Tage auf Lanzarote benötigen würde – außer die Kompression, welche ich vorher noch für 2 Tage im Büro tragen muss und dann frisch gewaschen mitnehmen möchte. Ich wusch sie also einen Abend vorher.
Dann entschied ich mich für eine der beiden, welche ich in Kombination mit einem bequemen Kleid im Flugzeug tragen möchte. Die zweite Kompressionsversorgung kam in meinen Koffer, sowie das Waschmittel, denn vor Ort werde ich von Hand waschen müssen. Zudem waren sowohl lockere Kleider, als auch eine Jacke für abends sowie schickere Kleidung in meinem Koffer – je nach Anlass.
Am Abreisetag fuhr mein Freund mich zum Flughafen und blieb noch etwas bei mir, bis der Check-In Schalter öffnete, damit ich nicht ganz so allein und „verloren“ da stand. 😉
Auf Seminarreisen reist man immer in einer Gruppe, diese kann von der Gruppengröße her variieren. Zudem teilt man sich meist das Zimmer im Hotel mit jemandem aus der Gruppe, Frauen natürlich mit Frauen gemeinsam. Kennt man zufällig schon jemanden, so kann man denjenigen als Wunschpartner für´s Zimmer angeben. Ansonsten ist der Partner völlig offen, meist wird man nach Alter zusammenpassend, von der Reiseleitung mit jemandem zusammen gewürfelt. 😉 So war es auch bei mir. Ich lernte die Gruppe nach dem Check-In am Flughafen kennen und meine Zimmerpartnerin war mir völlig unbekannt, etwa in meinem Alter, 3 Jahre jünger.
Die Gruppe an sich war bunt gemischt von Anfang 20 bis 50, 60 Jahren war alles dabei. So musste ich mich auf jemand komplett Fremden einstellen, womit ich allerdings kein Problem habe.
Meine Zimmerpartnerin war wahnsinnig nett. Vor allem war sie sehr offen und ehrlich zu mir. Sie hatte einige große Narben am Körper, welche von einer sagenhaften Gewichtsabnahme resultierten und damit verbundenen Straffungen und einigen kleineren Absaugungen. Sie hatte bereits viel geleistet und konnte sehr stolz auf sich sein, schämte sich aber für ihren Körper und hatte ein wenig Angst, da sie auf dieser Reise nun das erste Mal mit ihren Narben Badekleidung tragen würde und nichts verstecken kann. So war auch ich von Anfang an offen zu ihr, erzählte von meinem Lipödem. Denn die Kompression würde sie ohnehin bemerken. Mich erstaunte, dass sie die Erkrankung kannte und fragte, ob ich starke Schmerzen hätte. Dann deutete sie vielsagend auf ihre eigenen, abgesaugten Oberschenkel. Das war also der Grund für ihre Operation. Ich verstand ohne dass sie explizit etwas sagen musste.
All das machte sie mir sofort sympathisch und wir verstanden uns auf Anhieb. Keiner von uns schämte sich vor dem anderen, wir gingen sehr offen miteinander um. Was definitiv auch die Zeit im Badezimmer verkürzte, denn mich störte es nicht, wenn sie sich frisierte, während ich duschte und umgekehrt. 😉
Ich trug die Kompression jeden Tag, bis auf einen, an welchem wir einen Ausflug auf einem Katamaran mit Bademöglichkeit machten – da gönnte ich meinen Beinen mal einen Tag Freiheit.
Innerhalb der Gruppe sprach mich niemand auf die Kompression an. Ich bemerkte allerdings zwei weitere Frauen, bei denen ich mir recht sicher war, dass auch sie, ohne es zu wissen, ein Lipödem hatten – Beine und Proportionen sprachen Bände.
Alles klappte wunderbar, wir erlebten 5 wunderschöne, entspannte Tage, hatten Spaß, sahen viele Hotels und nahmen jeder für sich viel von der Reise mit, wenn auch nur wenig Zeit für Freizeit blieb. Meine Zimmerpartnerin und ich freundeten uns an, machten alles gemeinsam, erzählten uns viel, lachten viel, fotografierten uns gegenseitig, gingen zusammen shoppen und auf einen Markt und ich genoss die Zeit sehr. Von Anfang an schämte sich niemand vor dem anderen für irgendetwas am eigenen Körper – so sollte es immer sein. Sie half mir sogar, meine gewaschene Kompression mit dem Föhn trocken zu kriegen, nachdem diese am nächsten Tag noch klamm war. 😉
Insgesamt war es eine tolle Reise ohne Geläster, jeder akzeptierte jeden, so wie er/sie war.
Ich war recht traurig, dass es wieder nach Hause ging.
Allerdings hatte ich nun nur noch eine knappe Woche zuhause und auf der Arbeit, bis ich noch einmal flog – in meinen Sommerurlaub nach Portugal.
Ich entschied mich auf dem Flug für die gleiche Kompressionsversorgung wie die, welche ich auf der Seminarreise im Flieger getragen hatte.
Da der Urlaub über 14 Tage ging, viel laufen und eine lange Autofahrt und damit verbunden viel Schwitzen 😉 enthielt, musste ich die Kompression natürlich öfter von Hand waschen. Ich hatte 3 Versorgungen mit, meine beiden ganz aktuellen sowie eine ältere, welche bereits ein Jahr alt war und mir nicht mehr richtig passte – quasi als „Notfallversorgung“, „wenn mal was ist“ – Ihr kennt das. 😉 Getragen habe ich tatsächlich nur meine beiden aktuellen.
Eigentlich mag ich Handwäsche gar nicht so gern, ich habe immer das Gefühl, die Kompri wird dann nicht richtig sauber. Zudem sitzt eine frisch gewaschene Kompri nach der Maschinenwäsche einfach anders – viel besser als nach einer Handwäsche.
Ich trage die Kompression auch im Urlaub täglich – in Kombi mit Kleidern und Shorts. Zudem kaufte ich mir im Urlaub meinen ersten, sommerlichen Jumpsuit und trug ihn mit der Kompri. Sind wir viel gelaufen, trug ich feste Schuhe, ansonsten offene. In Lissabon hieß es: LAUFEN.😉 Steil bergauf, bergab, viele Treppen. Es ersetzte somit etwas das Fitnessstudio und 18.000 – 20.000 Schritte am Tag kamen zusammen. Dadurch, dass ich im Alltag 4mal die Woche zum Sport gehe und 10.000 Schritte Minimum am Tag laufe, schaffte ich das Pensum im Urlaub recht locker.
Noch letztes Jahr kam ich bei längeren Treppen oder bergauf ordentlich ins Schnaufen und musste zwischendurch Pausen machen – mittlerweile laufe ich Berge und Treppen richtig locker hoch ohne außer Puste zu geraten – 20 kg Gewichtsabnahme sowie viel Training machen sich nun bezahlt und ich sehe meinen eigenen Erfolg.
Ich vermisste Sport und das Fitnessstudio allerdings schon.😉
Wenn wir den Tag am Strand verbrachten, so trug ich keine Kompression, da ich viel im Wasser war. Ich zog diese erst später wieder an, als wir dann in die Stadt zum Abendessen gingen.
In Bikinis fühle ich mich mittlerweile sehr wohl und genieße das Wasser und die Sonne auf der Haut. Ich mag meinen eigenen Körper gern und habe in den letzten Jahren viel Selbstbewusstsein gewonnen, durch meine Fotoshootings (Lest hierzu gerne auch meinen Beitrag „Mein langer Weg zu Selbstliebe und Selbstbewusstsein“), sowie durch meine Gewichtsabnahme, was ich auch gern zeige.
Ohne Kompression in Shorts, damit habe ich ebenso kein Problem.
Ich durfte 14 wundervolle Tage erleben, abschalten, ein neues Land kennenlernen, viel Lachen und Spaß haben – so liebe ich das Leben.
Lasst Euch sagen, auch wenn Ihr mal down seid, auch wenn Ihr aktuell noch nicht daran glaubt – das Leben ist wundervoll und schön – auch mit Lipödem. Wir dürfen Spaß haben und uns feiern, das Leben feiern – jeden Tag. Unter fremden Menschen ist es für mich persönlich einfacher und viel besser, offen mit dem Lipödem umzugehen und einfach darüber zu reden. Es kann auch Türen öffnen zu den Herzen anderer Menschen. 🙂
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