Dies ist mein erster Blog und für mich ist das alles recht neu- daher entschuldigt bitte schon einmal, wenn nicht alles perfekt ist 😉
Ich möchte Euch in meinen Beiträgen mitnehmen auf meinem langen Weg von meiner Diagnose zur Akzeptanz, in meinem Alltag mit Madame Lip an meiner Seite sowie in meinen Hobbys mit Madame Lip als immer währende Begleiterin. Viel Spaß :-).
Da sitze ich nun, im Wartezimmer des MVZ Gefäßzentrum in Hattingen, leicht nervös. In dem mittelgroßen Wartezimmer sitzen noch 2 weitere Patienten, ein Herr, mir gegenüber, der mir freundlich zulächelt und eine junge Frau mit Rock und etwas kräftigen Beinen.. wie meine.
Meine Beine sind der Grund meines Arztbesuches. Meine dicken Schenkel, aus meiner Sicht über und über mit Cellulite geschmückt, auf Grund der ich erst dazu kam, „viel Cellulite“ zu googlen und auf diesem Wege das erste Mal Bilder von Lipödem in den Suchergebnissen zu sehen – mein erster Gedanke „das sieht aus wie meine Beine.“.
Schmerzen in den Beinen habe ich schon lange, habe es aber immer auf andere Gründe geschoben. „Das kommt vom Rücken“, „langer Tag heute, viel auf den Beinen“, „heute hab ich halt viel gesessen“.
Nachdem ich aber das erste Mal vom Lipödem las und die Bilder sah, dämmerte mir der, zugegeben, erschreckende Gedanke.. und ich recherchierte und suchte einen Phlebologen.
„Frau Engelmann?“ „Ja..“ etwas beklommen stehe ich auf und folge der Arzthelferin in den Behandlungsraum. Einige Minuten später erscheint der Arzt. Etwas stämmig, aber recht jung, dunkles Haar, der mich fragt, warum ich gekommen bin. Ich erzähle von meinen Beinen, der Cellulite, den Schmerzen, meinem Verdacht.
Er bittet mich, mich zu entkleiden. Da stehe ich nun, im Schlüppi, während er meine dicken Schenkel und stämmigen Waden mustert, kurz berührt und wieder mustert. Dann soll ich mich auf die Liege legen. Nervös komme ich seiner Bitte nach. Er führt einen Ultraschall durch und prüft auch meine Venen, die allerdings voll funktionstüchtig und in Ordnung sind. „OK“, sagt er „eventuell kann man über eine Liposuktion sprechen“. Das waren seine ersten Worte.. also habe ich es? Direkt die OP? Will ich das überhaupt? Habe ich eine Wahl?
„Ich verordne erst einmal Kniestrümpfe. Strumpfhosen wollen viele nicht. Dazu Lymphdrainage. Sie müssen ins Sanitätshaus. Hier im Haus im 2. Stock ist eins. Lymphdrainage macht man in Physiotherapie Praxen. Da müssen Sie eine suchen“. Er wollte schon wieder raus stürmen, doch ich lasse ihn noch nicht. „Ähm.. habe ich es denn? Ist es Lipödem?“ Schrecklich, wie schüchtern ich mich auf einmal fühle. „Ja.“ sagt er, schon in der Tür stehend, „es ist Lipödem“.
Das war’s.. das war’s einfach. Mehr nicht. Ich erhalte keinen Arztbrief, nichts schriftliches, kein wirklich freundliches Wort, einfühlsam ist etwas anderes.
Meine Gedanken kreisen, während ich mich anziehe. Selbst das Gel vom Ultraschall wische ich selbst ab, bekomme nur Papiertücher schon fast hingeworfen. Warum redet er nur von der OP? Warum erklärt er mir nichts? Was mache ich jetzt? Noch beklommener als vorhin, hole ich an der Rezeption die Rezepte für die Kompressionsstrümpfe und die Lymphdrainage ab.
Dort steht es, schwarz auf weiß, oder auch schwarz auf rosa..
1x Kompressionsstrümpfe, KKL 2, AD, flachgestrickt nach Mass, ggf. mit Haftrand
Diagnose: Lipödem untere Extremität Stadium 2, Lymphödem untere Extremität Stadium 2
auf der Verordnung zur Lymphdrainage finde ich außerdem „Ausschluss von Beinvenenthrombose erbeten“.
Thrombose? Ich dachte, die Venen seien in Ordnung? Lymphödem auch noch? was ist das?
Stadium 2.. ernsthaft?? Ich hatte mit Stadium 1 gerechnet.. aber 2.. das ist ja schon fast 3.. und das ist schrecklich.. Tief in Gedanken fotografiere ich das Rezept und sende es meinem Freund per Whats App.. der übrigens geglaubt hat, dass ich sowas nicht habe und nun erstaunt und erschrocken reagiert.
Sanitätshaus? Welches? Muss ich das nehmen, was die Empfehlung des Docs ist?
Mir schwirrt der Kopf, wackelig gehe ich von Etage 7 auf Etage 2. Da ich Aufzüge hasse, bin ich vorhin auch in den 7. Stock Treppen gelaufen.
Ich gebe mein Rezept in besagtem Sanitätshaus ab. Dort wird grob Maß genommen für den Antrag bei der Krankenkasse, dort erfahre ich auch, dass der Antrag auch abgelehnt werden kann.. auch das noch. Ich solle aber bitte morgen früh wieder kommen, richtig gemessen wird nur morgens so früh wie möglich, da meine Beine jetzt bereits voll gelaufen sein können. Sind sie das? „OK, sage ich, „ich werde morgen da sein, 8 Uhr“.
Meine Gedanken kreisen pausenlos, während ich nun draußen stehe und zur Bushaltestelle gehe.
Ich will keine Kompression! So schießt es mir auch durch den Kopf. So ein Leben will ich nicht! Ich will keine Kompression! Aber ob ich die Liposuktion will, weiß ich auch nicht. Ich kann das nicht akzeptieren! Ich will das nicht! Warum? Warum ich?
Ich schreibe meiner Mama eine Whats App, ob sie weiß, ob jemand in der Familie Lipödem oder „dicke Beine“ hatte.
Auch sie ist sehr erstaunt über meine Diagnose und verneint meine Frage. Ein Foto von ihr als junge Frau mit mir als Kleinkind am Strand von Holland, sie im Badeanzug, schlank, wie sie damals war, aber mit unproportionierten, vergleichsweise dicken Beinen, werde ich erst viel später und zufällig zu Gesicht bekommen.
Ich fühle mich erschöpft, als ich daheim ankomme, mein Kopf schwirrt immer noch. Ich setze mich an den PC und recherchiere, übers Lipödem, übers Lymphödem, suche nach einer Physiopraxis, die Lymphdrainage anbieten und schaue mir Bilder von Kompressionstrümpfen an- dabei finde ich heraus, dass eine Strumpfhose wohl besser wäre.. klar, von Kniestrümpfen allein haben meine Oberschenkel nichts.
Ich werde morgen zum Ausmessen fahren, vielleicht kann die Dame mir einige Fragen beantworten, und werde dann weiter sehen müssen.
Hello Madame Lip.. herzliches nicht-Willkommen in meinem Leben.
Am nächsten Morgen stand ich also früh auf und fuhr wieder zur MVZ- diesmal zum Messen.
Auf einer Liege liegend, wurden die Umfänge meiner Füße, Waden und unterhalb des Knies gemessen. Die junge Frau empfiehlt mir Strümpfe mit Merinowolle, diese haben wohl einen Eigenanteil von 40,- Euro anstelle der 10.. für 10 Euro würde ich nur hautfarbene, einfache Strümpfe erhalten. Also wähle ich die teureren, wähle schwarz mit silberner Glitzernaht.
Wenn das Leben mal nicht läuft, streu Glitzer drüber.
Sie erklärt auch, dass ich Anspruch auf eine zweite Versorgung als Wechselversorgung habe und nach Erhalt meiner Strümpfe den Arzt dafür kontaktieren soll. Dass sie nun den Antrag an die Krankenkasse senden und sobald dieser bewilligt ist, sie die Strümpfe bestellt, von Ofa.
Dass sie anruft, wenn die Strümpfe da sind und es etwa 2 Wochen dauert.
Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen hatte, kreisen meine Gedanken nicht mehr ganz so schlimm, Strümpfe sind ja eigentlich gar nicht sooo schlimm– was noch alles auf mich zukommen würde, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Bis ich die Strümpfe habe, dauert es fast 4 Wochen. Letzten Endes bekomme ich nur 10 Euro berechnet. Ich frage bei Abholung nach, ob ich auch in diesem Sanitätshaus eine Flachstrickstrumpfhose bestellen könne- die, bei der ich die Strümpfe abhole, ist eine andere Dame als die, bei der ich zum Messen war.
Sie weiß erschreckenderweise nicht, dass es Flachstrick auch als Strumpfhose gibt und ist verwirrt über meine Frage.. was für mich das Aus für dieses Sanitätshaus bedeutet, ich werde fortan woanders bestellen.
Ich ziehe die Strümpfe direkt an. Gar nicht so schlimm unter meiner Jeans. Niemand sieht es, das ist gut. Es fühlt sich sogar gut an.. zunächst. Denn auch, wenn sich die Waden nun besser fühlen, am Ende des Tages mit Kniestrümpfen tun dann halt die Oberschenkel weh.
Mittlerweile besitze ich 2 Strumpfhosen und besagte Kniestrümpfe. Die Strumpfhosen sind super. Die Kniestrümpfe reichen nicht aus. Über meine erste Strumpfhose und meine Lymphdrainage und über vieles Weitere berichte ich Euch zukünftig hier in meinem Blog 🙂
Liebe Grüße,
Miss Firework
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7 Responses
Hallochen. Dein Beitrag spricht mir aus dem Herzen. Ich selbst bekam nach über 35 Jahren vor zwei Monaten erst diese Diagnose vom Lipolymph ödem. Ich bekam direkt zwei paar verschiedene Kompressionsstrümpfe mit Beinteilen und Bermudas. Ich habe nie gewusst was und wie und warum mein Körper so verrückt aussieht und auch weh tut. Erst als mein Mann mal recherchiert hat,und da ist er Weltmeister, kam er und sagte mir das es das ja sein könne. Ich also ab zum Doc und prompt bestätigt bekommen was es ist. All diese langen Jahre kam nie ein Arzt mal drauf mir zu sagen was los ist, und dabei ist es in meinem Falle ganz offensichtlich. Ich muss sagen, sei froh das du jetzt deine diagnose hast und nicht suchen musst. Trage diese Teile, mir fällt es sehr schwer, aber sie werden helfen das es noch schlimmer wird.und Kopf hoch. Liebe Grüße Petra
Life is what you make of it
Hallo Petra,
ja, ich bin selber vorher auch nie wirklich drauf gekommen, das etwas nicht stimmen könnte und nie hat mir irgendein Arzt vorher irgendwas gesagt. Ich habe nur die starke Cellulite gesehen an mir und irgendwie fand ich das nicht normal. Letzten Endes passt ja alles zusammen, die Schmerzen, die ich beinahe täglich hatte aber entweder nicht richtig wahrnahm oder auf was anderes schob.
Ich bin auch froh, dass ich es nun weiß und „das Schlimmste“ hinter mir habe, ich habe mittlerweile eine super nette Ärztin gefunden, habe eine ebenso super liebe Lymphfee und einen Dauertermin für MLD und mache auch Sport. Mittlerweile habe ich soweit alles ganz gut im Alltag integriert und sogar meine Arbeitskollegen wissen Bescheid.
Liebe Sarah!
Sehr gut geschrieben!
Ich bin total überrascht, denn Deine Geschichte stimmt fast 1:1 mit meiner überein, nur, dass ich erst dieses Jahr im Januar mit 53 die Diagnose bekam.
Ich ahnte es auch schon eine Ewigkeit und wurde mir immer sicherer nach vielen Recherchen und Bildern im www.
Ich habe nun vier unterschiedliche Versorgungen, ohne die ich mir einen Tag nicht mehr vorstellen kann. Mein Favorit sind Leggings mit Kniestrümpfen.
Alles Gute für Dich und, dass es Madame Lip nie schlechter gehen wird!
Liebe Grüße, Ute
Liebe Ute,
schon seltsam, wie viele Betroffene erst so spät die Diagnose bekommen und viele auch erst durch Zufall. Eigentlich schlimm, denn so sollte es nicht sein. Eigentlich sollte man doch immer so schnell wie möglich Hilfe bekommen.
Ich habe nun 2 strumpfhosen, mit denen ich super zurecht komme und erhalte Ende Januar eine neue Versorgung. Entweder soll es wieder eine Strumpfhose werden oder Leggings mit Strümpfen. Ich werde da noch die Ärztin zu fragen 🙂 Einteilig stelle ich mir irgendwie einfacher und besser für mich vor.
Vielen Dank, heute früh war Madame Lip etwas zickig und tat weh, mittlerweile nach ein paar Stunden auf der Arbeit mit Kompri, ist sie wieder ruhiger. Heute Abend bekommt sie MLD 😉
Moin zusamnen,
Die Artikel hier haben mir geholfen. Gibt doch noch einige Erkenntnisse, die mir so nicht bekannt waren.
Meine Diagnose zu Lipödem wurde nach fast 20 Jahren Odysee ( damals im Alter von 47, heute 59) erst bei einer Venenthrombose diagnostiziert, dann schon Grad III. Vorher durfte ich mir immer nur anhören: mehr Sport weniger essen.
Doch nach einer der Krankheit angepassten Reha bin ich selbstbewusster gegenüber solchen Äusserungen.
Leider sind mittlerweile beide Knie „kaputt“ und es bedürfte neuer Gelenke. Aber mir sagte man in einer Klinik, dass das Risiko für Komplikationen mit der Krankheit zu gross sei. Nun bitte ich um Erfahrungen mit neuen Knien und dieser so doofen Krankheit, denn mittlerweile gehe ich nur an Krücken.
Lg Bärbel
Liebe Bärbel, das tut mir sehr leid, dass du so viel mitmachen musstest bisher und solche unqualifizierten Aussagen anhören musstest. Viele Ärzte haben leider keine Ahnung und wissen nichts über diese Erkrankung. Sogar viele Phlebologen, die es eigentlich besser wissen müssten, haben wenig Ahnung. Weniger essen und Sport treiben ist da so das Erste, was man dann oft zu hören bekommt.
Falls du ein Lymphödem hast, kann es natürlich sein, dass bei einer OP für neue Gelenke die Lymphbahnen noch mehr geschädigt werden und somit das Lymphödem vielleicht schlimmer wird. Ich würde mir bezüglich des Lipödems und der Gelenk OP verschiedene Meinungen anhören. Vielleicht gibt es ja hier auch Erfahrungswerte, wie du schon schreibst 🙂
Vielen Dank für deinen ehrlichen Bericht! Ich habe bald meinen ersten Termin für die manuelle Lymphdrainage. Daher bin ich etwas nervös und versuche so viel wie möglich von anderen zu lesen. Es ist aber interessant zu lesen, dass du genau wie ich auf diese Diagnose reagiert hast! https://www.massage-koegl.at/leistungen/lymphdrainagen