Ein wichtiges Kriterium in der Diagnostik des Lipödems ist die gründliche klinische Untersuchung bei der die Patientin von Kopf bis Fuß von der Ärztin oder dem Arzt untersucht wird. Eine App oder eine Ferndiagnostik kann die ärztliche Diagnose nicht ersetzen. Die Patientinnen sollten die Kleidung bis auf die Unterwäsche komplett ablegen. Das Hautbild, die Knöchel und eventuelle Wasseransammlungen können nicht durch die Hose erkannt werden. Die klassische Einteilung in die Stadien I-III (n. Herpetz) erfolgt nach der Fettverteilung, berücksichtigt allerdings nicht die Schmerzsymptomatik oder die anderen klinischen Symptome. Daher ist der Einbezug klinischer Symptome in die Klassifizierung neuartig. Der Schmerz steht an oberster Stelle in der Diagnosesicherung. Patientinnen mit einem lipödemähnlichen Fettverteilungsmuster, die nicht über Schmerzen klagen, sollten beobachtet werden. Hier kann es zu einer schlagartigen Schmerzzunahme kommen, allerdings sollte die Indikation zur operativen Lipodekompression zurückhaltend gestellt werden. Im Gegensatz zur Fettleibigkeit sind Fettdepots und Schwellungen im Zusammenhang mit Lipödemen resistent gegen Ernährungsumstellung, Kalorienreduktion, körperliche Betätigung oder bariatrische Eingriffe. Wie mit einem Armband oder einer Fußkette endet die Schwellung und Vergrößerung der Extremitäten an den Handgelenken und Knöcheln, vergleichbar mit einer Manschette [1]. Des Weiteren zeigen sich bei über 90% der Patientinnen sogenannte „hot spots“. Darüber hinaus zeigt sich die Gebrechlichkeit der Gefäße bei Lipödem Patientinnen in einem leichten Bluterguss nach inadäquaten Traumata und unzureichendem Druck [2]. In fortgeschrittenen Stadien entwickeln einige Patienten auch ein Lymphödem [3], was die korrekte Diagnose eines Lipödems noch schwieriger macht. Ein Stemmer Zeichen (keine Hautfaltenbildung im Bereich der 2. Zehe) ist in der Regel aber negativ. Allerdings ist eine generelle Schwellungsneigung bei über 90% der Betroffenen zu beobachten, vor allem mit einer Zunahme der Schwellungen im Tagesverlauf. In der Mehrheit der Patienten zeigt sich auch ein Kältegefühl, welches objektiv zu erkennen ist an einer kühlen Hauttemperatur der betroffenen Stellen im Gegensetz zu den nicht betroffenen Stellen.
Eine Antwort
Vielen Dank für den hilfreichen Artikel! =D
Herzliche Grüße