Mandy
Bloggerin
Heute möchte ich Euch davon erzählen wie es ist, als manisch Depressive mit der Kompression klar zu kommen.
Ich weiß seit Anfang diesen Jahres, das ich bereits seit vielen Jahren unter der sogenannten bipolaren affektiven Störung leide. Ich hab mich also zu diesem Zeitpunkt schon ein Jahr lang mit Kompression und dem Vogel in meinem Kopf auseinander setzen müssen, ohne es zu wissen und konnte nur schwer damit warm werden. Ist übrigens auch heute noch schwer damit umzugehen.
Die zwei wurden und werden einfach nicht warm. In meinen hypomanischen oder normalen Phasen trage ich meine Kompression sehr pflichtbewusst. Spätestens wenn ich vor die Tür gehe, ziehe ich sie an. Meist aber bereits nach dem Frühstück meiner Tochter. Diese Phasen sind easy. Ich hab Kraft, Energie und mir geht’s mental gut. Ich kann mich um meine Bedürfnisse kümmern und es läuft.
Tjaa, aber dann gibt’s da eben noch die Depression und die Manie. Das sind die extremen Spitzen der bipolaren Irren, wenn man so will. Die Manie ist ein extremes Hoch. Die Stimmung ist oft übertrieben gut, allerdings kann man sehr schnell extrem gereizt reagieren. Ich lasse mir nichts sagen und will mir auch nicht helfen lassen – alles allein wuppen eben. Außerdem brauche ich in diesen Phasen extrem wenig Schlaf. Da kann es dann schon mal vorkommen dass ich 1-2 Wochen jede Nacht nicht mehr als 4-4 ½ Stunden Schlaf bekomme.
In der Manie will ich meine Kompression wirklich nur tragen, wenn es unbedingt nötig ist, wenn die Wassereinlagerungen extrem sind, ich Schmerzen habe oder ich weiß, dass ein langer Tag mit viel Stehen oder Bewegung auf mich zukommt. Meist können mich aber tatsächlich erst Schmerzen dazu bewegen, in einer manischen Phase die Kompressionen anzuziehen. Ich weiß durchaus, dass ich sie täglich tragen sollte. Aber ich will mich in meiner Energie nicht einschränken lassen. Das ist schwierig für mein direktes Umfeld. Mein Mann erinnert mich regelmäßig daran und wurde von mir leider auch schon sehr oft unsanft angefaucht.
Uff, die sind wirklich das schlimmste für mich. Denn diese Phasen halten in der Regel am längsten an. 4-6 Wochen sind keine Seltenheit. Ich brauche lange um zu realisieren, dass ich in einer drin bin und ungefähr nochmal genauso lang um mich da wieder rauszuholen. Das Schlimmste ist, dass ich meinem Umfeld nie glauben will, dass ich in einer Phase bin. Sie sehen es teilweise Tage, manchmal Wochen bevor ich es realisiere. Ich stehe noch am Anfang, die Anzeichen an mir selbst wahrzunehmen…
Die Depression macht es mir wirklich schwer. Ich habe kaum Kraft, geschweige denn Motivation. Ich kann gerade so das Notprogramm abspielen.
Das bedeutet meine Tochter versorgen und für sie da sein. Ganz ehrlich, sehr oft leidet meine Körperpflege in diesen Zeiten. Von meinem Haushalt ganz zu schweigen. Ich muss wirklich sagen, Hut ab vor meinem Mann. Er ist ein wahrer Schatz in solchen Phasen. Denn ich schaffe es auch nicht meine Kompression anzuziehen und bewege mich kaum.
Das bedeutet, dass ich oft große Schmerzen habe. Er streicht mir dann die Beine aus und vor allem macht er alles was liegen bleibt. Nur kochen und die Lütte versorgen muss ich in solchen Phasen.
Er hält meine Launen aus und erinnert mich in allen Phasen, die mein Vögelchen verursacht, daran meine Kompression zu tragen. Und sei es nur für ein paar Stunden. Ohne ihn würde meine psychische Störung das Tragen der Kompression oft unterbinden.
Für alle die zusätzlich auch noch mit psychischen Krankheiten zu kämpfen haben, habe ich einen Tipp. Sucht Euch einen Vertrauten, jemand dem ihr Euch öffnen könnt. Und bittet diesen Menschen darum, Euch zu unterstützen. Zu erinnern die Kompression zu tragen, auch wenn ihr gerade keine Kraft habt. Ich merke in den schlimmen Phasen, wie schwer das ist. Aber nur wenn man die Kompression auch regelmäßig trägt, kann sie ihre volle Wirkung entfalten. Denkt daran, wenn ihr mal einen schlechten Tag habt, oder auch mal eine schlechte Phase. Ich versuche auch mein Bestes in dieser Hinsicht. Jeder Tag ist eine neue Chance.
Habt noch eine schöne Zeit,
Eure Mandy
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11 Responses
Liebe Mandy,
Hut ab für so eine Offenheit! Ich hoffe es hilft Dir in Deinen dunklen Tage, dass Du das hier geschafft hast! Und auch ein dickes Lob an Deinen Mann, dass er Dich unterstützt.
Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, noch mehr von Dir zu lesen!
Es ist ja eigentlich selbstverständlich, dass der Mann einen dann unterstüzt. Sonst wäre es ja keine Ehe auf Augenhöhe. Mein Mann schmeißt den kompletten Haushalt allein, wenn es mir schlecht geht, inklusive Kinder.
Hallo Mimi, vielen Dank für deinen Kommentar.
Natürlich sollte dies selbstverständlich sein, leider habe ich in meiner Laufbahn bislang oft psychisch kranke Frauen kennengelernt deren Partner keine Hilfe sind bzw. Es nicht ernst nehmen. Ich finde es sehr toll das auch du einen unterstützenden Partner an deiner Seite hast.
Liebe grüße, Mandy
Hallo kathi,
danke für deinen lieben Kommentar.
Ich finde es wichtig das man darüber spricht. Viele Frauen fühlen sich allein mit solchen Erfahrungen und können nicht offen darüber sprechen/schreiben. Mir hilft es sehr darüber zu schreiben und ich freue mich immer wenn mein Beitrag in der Hinsicht so mancher Frau Mut machen kann bzw. Ihr hilft sich besser mit der Situation zu arrangieren. Es ist eben nicht immer leicht und man vergisst schnell das man nicht allein ist mit dem ganzen.
Derzeit überlege ich welches Thema der nächste Blog haben wird. Bin noch etwas unschlüssig, ist es mein abnehmweg, die Stigmatisierung der Gesellschaft oder mein Kampf mit der Ernährung? Ich weiß es noch nicht. Aber ich werde definitiv noch mehr hier schreiben wenn ich darf 🙂
Liebe Grüße, mandy
Guten Morgen, mein erster Kommentar in diesem Forum. Toller Bericht mit Mut zur Offenheit, liebe Mandy, und auch großen Respekt an deinen Mann.
Sorry, dass ich das sagen muss, aber der Kommentar von „Mimi“ ist in meinen Augen ziemlich unverschämt: es ist überhaupt nicht selbstverständlich, dass der Partner dermaßen unterstützt, verständnisvoll ist und dann auch noch den Haushalt schmeißt. Von diesem hohen Ross sollte man runterkommen und dankbar für die Hilfe sein.
Lieben Gruß, Monica
Liebe Mandy,
es tut mir leid, dass du zum Lipödem auch noch bei was anderem Hier geschrien hast, Lipödem langt meiner Meinung nach schon…
Du hast so eine nette Art über deine Krankheiten zu schreiben, aber es ist auch bermerkenswert, dass Du so ehrlich hier bist, wo jeder lesen kann, wie es manchmal um Dich steht. Deshalb ziehe ich meinen Hut vor Dir! Du stemmst so gut Du kannst alles, und hast auch noch ein kleines Kind! Also wirklich Respekt. Auch vor Deinem Mann!! Klar denkt man, dass ist doch selbstverständlich, wenn man eine Partnerschaft führt, aber leider ist dies heute echt nicht mehr, so, viele würden sich vor sicher vor so einer Verantwortung drücken, aber er übernimmt die Verantwortung, weil er im WIR denkt. Halt ihn gut fest, so ein tolles Exemplar such ich auch noch.
Drück dich
Silke
Hallo Silke, vielen Dank für deinen lieben Kommentar.
Ja, es ist nicht mehr selbstverständlich das der Partner einen dabei unterstützt und ich bin wirklich dankbar einen solchen Partner an meiner Seite zu wissen.
Mir hilft es so offen darüber zu schreiben und ich hoffe damit kann ich anderen Frauen Mut machen und zeigen das sie nicht allein sind. Ich weiß wie verzweifelt man in schlechten Phasen sein kann, das man schnell denkt man ist allein und niemand anders leidet so. Ich war ja selbst schon in solchen Situationen und mir haben dann Berichte von selbst betroffenen sehr geholfen. Wenn ich auch nur einer Frau mit meiner Offenheit helfen kann ihren Weg besser zu meistern bin ich glücklich. Die Stigmatisierung der Gesellschaft kann eine schwere Last sein.
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg dabei einen Partner zu finden der dich auf deinem Weg begleitet und unterstützt.
Hab noch eine schöne Zeit,
Liebe grüße, Mandy
Darf ich fragen ob du mit der bipolaren affektiven Störung arbeitsfähig bist?
Hallo Lea, danke für deinen Kommentar.
Tatsächlich bin ich in normalen, und hypomanischen Phasen durchaus arbeitsfähig. In depressiven Phasen eher bedingt, da meine Leistungsfähigkeit durchaus auch leidet. In manischen Episoden kann ich natürlich auch arbeiten, allerdings kann es in diesen Phasen zu den meisten Spannungen kommen. Ich will mir ja nichts sagen lassen. Ich habe durch meine Erkrankungen einen festgestellten gdb von 30 und bin durch das Arbeitsamt auch schwerbehinderten gleichgestellt. Dadurch wäre ich natürlich für Arbeitgeber durchaus attraktiv, sie würden staatliche Unterstützung bekommen und müssten diese auch nicht zurückzahlen sollten sie nach einem Jahr beschließen das ich doch nicht tragbar wäre. Leider kann ich meinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben und hatte nun auch 3 Jahre elternzeit. Der gdb ist auch erst dieses Jahr festgestellt worden, dadurch war es vorher schwer für mich einen neuen Job zu finden. Ich wollte eigentlich nur 2 Jahre elternzeit machen, wurde trotz ü50 Bewerbungen leider nichts draus. Ich werde nun eine Umschulung zu einem Bürojob in Betracht ziehen. Ich will unbedingt wieder Fuß fassen im Berufsleben. Da ich meine Episoden auch immer besser erkenne und mir helfen lasse, sehe ich in der Hinsicht auch zuversichtlich in die Zukunft. Hast du aufgrund meiner Antwort weitere Fragen? Gerne beantworte ich sie dir noch ausführlicher.
Hab noch einen schönen Abend,
Liebe Grüße, Mandy
Liebe Mandy,
ich finde es toll, daß Du so offen mit Deiner psychischen Erkrankung umgehst. Ich leide selber neben dem Lipödem an einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung und einer generalisierten Angststörung und mir geht es ähnlich, was das Tragen der Kompression betrifft. Leider habe ich keinen Partner und lebe schon viele Jahre alleine. Aber es freut mich zu lesen, dass es auch einen Mann gibt, der das mit trägt. Ich wünsche Dir alles Gute!
Hallo liebe Petra,
danke für deinen lieben Kommentar.
Deine psychischen Erkrankungen sind auch nicht ohne, ich wünsche dir alles Gute um sie weiterhin gut in den Griff zu bekommen, ich weiß wie schwer das sein kann mit solchen Krankheiten umzugehen, schade das du keine bessere Hälfte hast die dich auf diesem Weg begleitet. Ich hoffe sehr das du dennoch liebe Menschen um dich hast die dich dabei unterstützen, auch wenn es zur Zeit noch keinen Mann gibt der dich dabei unterstützt. Ich drücke dir die Daumen das du trotzdem eines Tages einem Mann über dem Weg läufst der an deiner Seite mit dir sein will und kann. Vergiss nicht, nach jedem dunklen Moment kommt ein heller, versuche den zu genießen, auch wenn es manchmal schwer ist. Fühl dich ganz doll gedrückt.
Liebe grüße, Mandy