Jenni
Bloggerin
Hallo Ihr Lieben,
Ich bin Jenni, 22 Jahre alt und komme aus dem schönen Norden Hessens. Im Juni diesen Jahres habe ich auf Umwegen die Diagnose Lipödem Stadium 2 erhalten. Anfangs war das natürlich ein Schock. Trauer machte sich in mir breit. Da mir nun bewusst geworden war, dass ich nun nicht nur noch das Problem hatte, generell zu viel auf den Rippen zu haben, sondern auch noch eine Krankheit, die ohne eine OP nicht heilbar zu sein scheint.
In meinem Kopf tummelten sich viele Fragen: Wie wird das wohl mit der Kompressionsbestrumpfung sein? Was wird meine Familie, oder auch mein Lebensgefährte sagen, oder wie werden Sie reagieren, wenn ich Ihnen davon erzähle? Welche Auswirkungen wird das Lipödem in den nächsten Wochen, Monaten oder Jahren auf mich und mein Leben haben?
Zu Beginn ahnte ich nicht wirklich etwas davon, dass ich wirklich Lipödem habe. Ich dachte all die Jahre, in denen ich mal mehr und mal weniger „erfolgreich“ Diäten ausprobierte und Sport trieb, dass ich einfach nicht konsequent genug bin. Es gab durchaus Zeiten, in denen ich locker 35-40 kg weniger wog. Doch es gab einen Punkt in meinem Leben, in dem alles auf einmal kippte, und sich mein Gewicht drastisch veränderte.
Ich habe lange versucht, dagegen anzukämpfen, habe immer weiter und weiter gemacht, ohne Erfolg. Irgendwann habe ich dann kapituliert und mich so akzeptiert wie ich bin. Natürlich plagten mich schon länger Schmerzen in den Beinen, sie wurden schnell blau und abends beschlich mich oft das Gefühl, dass diese zu platzen drohen. Ich dachte immer, dass sei normal, und nichts Ungewöhnliches. Auch die Veränderungen, die meine Haut durchgemacht hatte, blieben von mir unbeachtet.
Dann kam jedoch im April diesen Jahres der Tag, an dem ich mich über Schmerzen im linken Bein wunderte. Schnell wurde mir klar, dass dieser rote Fleck auf meinem Bein, der dort nun schon seit 3 Tagen blieb und nicht verschwand und die verbundenen Schmerzen damit, nicht normal sein konnten.
Ich ging zu meinem Hausarzt, welcher mich direkt in die Notaufnahme des nächstgelegenen Krankenhauses verwies, mit dem Hinweis, dass vermutlich eine Thrombose vorliegen würde. Natürlich bestätigte sich der Verdacht: Ich hatte eine oberflächliche Thrombophlebitis.
Mein Hausarzt sollte mir die benötigten Spritzen und einen Kompressionsstrumpf verschreiben, damit alles gut abheilen kann und sich die Thrombophlebitis nicht weiter ausdehnt. Als ich dann bei meinem Hausarzt eintraf, sagte mir dieser nach Lesen des Berichts, dass ein Kompressionsstrumpf nicht notwendig sei und bei meinen ohnehin ,,dicken Beinen‘‘ nicht viel helfen würde. Schmerzmittel hielt er sowieso für unnötig, somit bekam ich nur ein Rezept für die Spritzen.
Nach einer Woche waren diese leer, und meine Beschwerden waren noch immer nicht weg. Ganz im Gegenteil, sie wurden noch viel schlimmer. Ich fuhr also auf eigene Faust wieder ins Krankenhaus, um dann zu erfahren, dass die Thrombophlebitis sich nun über mein ganzes linkes Bein erstreckt. Der Arzt im Krankenhaus war mehr als schockiert darüber, dass ich nicht den notwendigen Kompressionsstrumpf erhalten habe, weil mein Hausarzt sich schlichtweg weigerte, diesen aufzuschreiben.
Ich bekam einen neuen Bericht, mit diesem ich nun wieder bei meinem Hausarzt aufschlug. Ich erklärte ihm eindringlich, dass mir egal sei, ob er das alles für nötig halte, ich aber diesen Kompressionsstrumpf brauche und haben will und er mir diesen somit auch bitte aufschreibt. Letztendlich erhielt ich mein Rezept für den Kompressionsstrumpf und neue Spritzen, die ich nun aufgrund der Schwere der Thrombophlebitis 6 Wochen spritzen musste.
Als ich dann im Sanitätshaus eintraf, und diese mein Bein für den Strumpf ausmessen wollten, fiel der lieben Kollegin direkt auf, dass etwas mit meinen Beinen nicht stimmte. Sie meinte, ich soll mich an einen Arzt aus dem Lymphnetzwerk Mittelhessen wenden, und machte sogar für mich direkt einen Termin. Ich sollte auf direktem Weg zu dem Arzt in die Praxis kommen.
Dieser schaute sich meine Beine an, verschrieb mir noch einmal die richtigen Spritzen und klärte auch nochmal ab, welche Kompressionsklasse ich brauche. Dies waren alles Infos, die weder das Krankenhaus, noch mein Hausarzt auf den Rezepten vermerkt hatten. Ich vereinbarte einen neuen Termin mit dem Arzt zur Kontrolle, in diesem Termin wollte er sich dann meine Beine auch nochmal genauer ansehen.
Nach besagtem Folgetermin hatte ich dann endlich die Gewissheit, dass ich all die Jahre wenig dafür konnte, dass ich nicht richtig abnehmen konnte. Mit einem Lipödem ist es schlichtweg nicht möglich, so abzunehmen, wie es optimal und nötig wäre. Abschließend möchte ich euch damit sagen: Hört definitiv auf euch und euren Körper! Wenn man zu lange alle Warnsignale ignoriert, tut man sich selbst keinen Gefallen. Des Weiteren ist es wichtig, dass Ihr hartnäckig bleibt, das ist definitiv eine Sache, die ich mitunter aus diesen Erfahrungen der letzten Monate mitgenommen habe.
Eure Jenni
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11 Responses
Hallo Jenni,
Ich habe mir deine Homepage durchgelesen und ich muss sagen " Mega Respekt "
Bleib so wie Du bist
Liebe Jenni, du bist so tapfer und mutig, mit deiner Geschichte in die Öffentlichkeit zu gehen – und du schaffst damit etwas Tolles, da du auch vielen Anderen damit Mut machst ❤️ Mach weiter so meine Liebe und bleib stark – ich hab dich lieb
Hallo Jenni,
du bist so eine starke Frau halt durch, ich habe so eine ähnliche Geschichte hinter mir.
Liebe Jenni
Ich bin super stolz auf dich und deinen Mut, mit deiner Erkrankung, in die Öffentlichkeit zu gehen. Ich wünsche dir und auch anderen Menschen mit dieser Erkrankung, gute Hilfe und eine deutliche Verbesserung. Ich liebe dich und sende dir positive Energie über den Teich. Mach weiter so
Hallo Jenny, wollte dir von meiner Erfahrungen mit Fettabsaugungen erzählen. Habe Fettabsaugungen wegen meinem Lipödem hinter mir. Sage nur das eine dazu. Man denkt das Problem ist für immer verschwunden. Von wegen. Bei mir ist alles wiedergekommen. Staune immer über die Frauen,die sich nach einer Liposuktion viel besser fühlen bzw. die Beine sind schlanker, beschwerde freier geworden. Ausser Schmerzen und viel Geld bezahlt für die Fettabsaugungen, war für mich nichts drin. Bitter! Würde jeder Frau in dieser Lage raten, sich genau zu informieren und in eine Klinik zu gehen. Bei mir würde es ambulant gemacht, da eine Klinik für ca. 3 Tage für mich viel zu teuer war. Also wenn du auch mit den Gedanken spielst, überlege es Dir gut. Liebe Grüsse
Liebe Petra, danke für deinen Kommentar tatsächlich habe ich ähnliches schon von mehreren gehört, ich glaube das Lipödem wird für uns alle eine Lebensaufgabe bleiben und der stetige Kampf wird immer ein Bestandteil sein. Ich hoffe, dass ich irgendwann trotzdem die Möglichkeit habe, mich operieren zu lassen. Ich möchte einfach nichts unversucht lassen, um irgendwann vielleicht doch beschwerdefreier zu werden. Ganz liebe Grüße! ❤️
Liebe Ingrid, ganz lieben Dank! Ich bin froh, dass ich solch tolle Unterstützung erhalte! ❤️
Liebe Renat, auch du bist stark! Jede von uns ich danke dir vielmals! ❤️
Liebe Akenno1, ganz lieben Dank, ich fühle mich mehr als geehrt solch tolles Feedback zu erhalten! ❤️
Liebe Selina, danke für deine Unterstützung! Ich bin froh, solche Menschen, wie dich, und auch diese Community hier in meinem Leben zu haben! Ich habe dich auch lieb! ❤️
Hallo Jenny, genau diese Gedanken hätte ich auch, ich wollte nichts unversucht lassen und habe mich deshalb für eine Liposuktion entschieden. Kann dich gut Verstehen, das du es mit einer OP anpacken möchtest. Der Leidensdruck ist immens und dies bedeutet Hoffnung für einen. Bei jedem fällt der Erfolg einer OP änderst aus. Kann es immer kaum glauben, wenn ich im Internet positive Kommentare über eine Liposuktion höre. Aber es ist so. Herr Spahn möchte in dieser Hinsicht auch was ändern bzw. das bedeutet das es 2020 endlich von der Krankenkasse bezahlt wird. Wünsch dir alles Gute auf deinem Wege.