Als ich im Oktober 2015 die Diagnose „Lipödem“ bekam, war es für mich im ersten Moment wie ein Schlag ins Gesicht. Ich sollte chronisch krank sein? Betroffen von einer Krankheit, die teilweise noch in den Kinderschuhen der Forschung steckt? Diese Aussagen musste ich erst einmal sacken lassen.
Nach dem ersten Schock stellte sich das Bedürfnis ein, mehr über die Krankheit zu erfahren. Ich wollte wissen, was mit meinem Körper passiert und was ich dafür tun kann, dass es ihm gut oder zumindest besser geht. Also habe ich mich erst einmal an den Laptop gesetzt und das Internet und Facebook nach dem Lipödem durchforstet. Dabei stieß ich in Facebook auf einige Gruppen, in denen sich andere Betroffene gefunden hatten und versuchten, sich gegenseitig Ratschläge zu geben. Das half mir ungemein. Ich konnte mich mit anderen austauschen, denen es genauso ging wie mir, die meine Situation verstehen konnten und auch die leichte Überforderung im ersten Moment.
Immer mehr wich die Angst vor der Diagnose der Erleichterung. Ja, man könnte sogar sagen, dass richtiger Ballast von mir abfiel. Ich wusste nun endlich, was meine unförmigen Beine und meine Beschwerden verursachte. Das Kind hatte einen Namen.
Natürlich bin ich mir heute, gut 1,5 Jahre später, immer noch bewusst, dass ich krank bin. Jedoch sehe ich es jetzt aus einem positiveren Blickwinkel. Wir alle leiden zwar am Lipödem, aber wir sind nicht das Lipödem! Wir dürfen uns von der Krankheit nicht beherrschen lassen und müssen unser Leben trotzdem genießen. Natürlich ist das jetzt leicht gesagt, und doch stimmt es. Ich habe zum Beispiel seit der Diagnose tolle neue Menschen kennengelernt, die selbst so viel Lebensfreude ausstrahlen, und ich teile auch wunderbare Erlebnisse mit ihnen. Ich habe dadurch das Leben und auch meinen Körper wieder mehr lieben gelernt. Ich traue mich zum Beispiel – in Verbindung mit der Kompression das erste Mal wieder seit Langem -, Kleider und Röcke zu tragen und fühle mich so auch gleich wieder weiblicher. Auch versuche ich, mein Umfeld über die Erkrankung aufzuklären, um sie so zu sensibilisieren. Dadurch stoße ich auf Verständnis, wenn bei mir mal Sachen nicht ganz so machbar sind wie bei nicht betroffenen Menschen. Und so lässt sich das Leben doch genießen und ist definitiv lebenswert.
Wichtig ist es, auch wenn es mal schlechte Tage gibt (die definitiv jeder hat), wieder aufzustehen und den Kopf NICHT in den Sand zu stecken.
Genießt euer Leben!
Eure Tanja
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6 Responses
Ich finde Dich so toll und lese auch immer bei FB oder Instagram fleißig Deine Beiträge. Bitte mach weiter so !
Hallo liebe Tanja,
deine Einstellung bezüglich unserer gemeinsamen chronischen Erkrankung gefällt mir ! Nur nicht den Kopf in den Sand stecken, das ist ganz wichtig…! Wir haben zwar diese Krankheit, allerdings kann man damit auch “Leben“ , ohne sich dadurch sein “Leben“ großartig vorschreiben zu lassen…! Auch ich empfand es als eine Erleichterung, dass das “Kind“…, sprich die “dicken Beine, der voluminöse Hintern und die breiten Hüften“ endlich einen Namen hatte…;-) . Mittlerweile trage ich, trotz Lipo-Lymphödem, Stadium 2, auch wieder sehr gerne Röcke und Kleider…:-) . Dadurch fühle ich mich auch gleich wieder viel weiblicher…:-) . Mach weiter so und steh trotz Lipödem positiv deine Frau 🙂 !
LG Tanja
Hallo Tanja. Freut mich das es dir genauso geht wie mir und du so positiv durch Leben gehst. Danke auch für deine tollen Worte 🙂 Ich wünsche dir auch alles liebe und gute für die Zukunft. LG Tanja
Ich schließe mich euch an.Auch ich habe Lipödem ( Arme u.Beine trage Komplettkompression in very berry u.saugerne Stretchkleider u.Jeansröcke.
Damit kann ich auch auf gebräunte Haut verzichten und fühle mich attraktiv.Ich bin 49Jahre alt 1,60 m und trage Kleidergröße 42/44.Gwhe schwimmen Nirdic walking u.fahre gerne Fahrrad.Alles in Maßen. Bewegung udt wichtig bei dieser Erkrankung.
Macht weiter u.kämpft!! Gemeinsam mit mir!! Liebe Grüße an euch Alle Eure Sirid
Hast du gut geschrieben! Ich hab Lipolymph seit über 35 Jahren, seit 15 Jahren Hashimoto Thyreoditis, aber ich leide nicht! Mir geht es manchmal nicht gut, aber ich leide nicht! Wenn ich Leiden würde, dann würde ich mich den Krankheiten ergeben, aber warum sollte ich das tun? Mir würde es dadurch nur schlecht gehen und das Leiden würde kein Ende nehmen. Für mich war es schon immer wichtig zu wissen was ich habe, was ich dagegen tun kann, wenn ich nichts dagegen tun kann mein Leben anzupassen und weiter zu leben. Ich habe diese Krankheiten akzeptiert, bekämpfe sie soweit es geht, aber lasse nicht zu, dass sie mich beherrschen. Ich muss auch nicht ständig darüber sprechen, ich bin mehr als eine chronisch Kranke. Wenn ich andere erkrankte sehe, bei denen ich mir Gewiss bin, sie wissen nichts über Lip oder… versuche ich schon Hilfestellung zu geben und aufzuklären. Ich finde man sollte von dem Begriff Leidensweg wegkommen, da ich finde das Wort macht all das Gute und Schöne was man bisher im Leben erlebt hat schlecht. Ich habe diverse Erkrankungen, aber so viele Menschen haben Krankheiten und es gibt schlimmere als meine
Vielen lieben Dank für deine tollen Worte Genau das ist die richtige Einstellung,die du lebst Christine. Mach weiter so