Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vor einiger Zeit hat meine liebe Bloggerkollegin und Freundin Marilena einen tollen Vergleichsartikel zum Thema offene oder geschlossene Fußspitze veröffentlicht. Dort schreibt sie über ihre Erfahrungen mit den beiden unterschiedlichen Varianten und zeigt Vor- und Nachteile auf. Falls Ihr den Artikel noch nicht kennt, solltet Ihr unbedingt mal hier vorbeischauen.
Auch ich habe seit meiner Diagnose einige Varianten und Kombinationsmöglichkeiten der flach gestrickten Kompressionsversorgung ausprobiert und verglichen. Von meinen persönlichen Erfahrungen möchte ich Euch in diesem Artikel berichten. Im Speziellen wird es um zweiteilige Kompressionsversorgungen gehen – die ja eigentlich aus drei Einzelteilen besteht.
Ich weiß, dass ich mit meiner sehr kooperativen Krankenkasse großes Glück habe. Meine Krankenkasse hat bisher alle verordneten Versorgungen ohne Probleme zügig genehmigt. Dass das nicht immer so ist und dass Krankenkassen z.B. mehrteilige Versorgungen ablehnen, habe ich schon einige Male von Lipödem-Patientinnen gehört.
Zudem bedenkt bitte, dass spezifische Diagnosen, anatomische Begebenheit und persönliche Faktoren natürlich immer berücksichtigt werden müssen, denn jede Versorgung wird ein für Euch persönlich maßgeschneidertes Einzelstück. Meine Vor- und Nachteile können aber müssen nicht auf Euch zutreffen. Lasst Euch am besten von Eurem Sanitätshaus beraten, welche Zusätze und Varianten individuell für Euch empfehlenswert sind.
Meine erste Versorgung war ein Einteiler – eine Strumpfhose – und ich habe sie von ganzem Herzen verflucht. Sie rutschte, immer, bei jedem Schritt. Treppen steigen? Unmöglich. Die Strumpfhose wurde mehrfach geändert. Es wurden Haftnoppen eingesetzt und noch einiges mehr ausprobiert. Sie rutschte weiterhin. Während eines Telefonats mit meiner Beraterin aus dem Sanitätshaus überlegte sie laut, ob bei meiner Körperform nicht eine zweiteilige Versorgung besser geeignet wäre. Sie hat mir dann erklärt, wie sie sich diese Kompressionsversorgung vorstellen würde. Da ich nicht aufgeben wollte, hielt ich Rücksprache mit meiner Phlebologin und bat sie, mir als Wechselversorgung eine Verordnung über Kniestrümpfe und Caprihose auszustellen. Was sie auch tat.
Kurze Zeit später konnte ich die neue zweiteilige Versorgung anprobieren. Ich war sofort begeistert, wie viel leichter sie sich anziehen ließ und wie gut sie sofort passte. Zur Sanitätshausmitarbeiterin sagte ich: Die Strumpfhose ziehe ich nie wieder an!
Somit bin ich über Jahre bei der Kombination aus Kniestrümpfen mit Haftrand und Caprihose geblieben. Eine Kleinigkeit habe ich im Laufe der Zeit noch verändern lassen. Da ich die Caprihose, die ja unterhalb des Wadenmuskels enden soll, im Laufe des Tages, vor allem wohl nach den Toilettengängen, immer weiter hochgezogen habe, sind wir dazu übergegangen sie bis zum Knöchel zu messen. Damit war auch dieses Problem gelöst.
An den Innenseiten der Knie lagern meine Beine Wasser ein. Im Ultraschall bei der Phlebologin kann man diese kleinen „Teiche“ ganz gut erkennen. Weil ich immer ein bisschen das Gefühl hatte, dass die Kniestrümpfe mit dem Abschluss am Knie und in der Kniekehle dieses Problem verstärken, fragte ich die Ärztin, ob ich Oberschenkelstrümpfe plus Bermuda ausprobieren könnte. Mein Gedanke war, dass sich der Druck am Knie dann anders verteilt, nichts „abgeschnürt“ wird und sich das somit positiv auf die Wassereinlagerungen an den Knien auswirkt. Die Ärztin unterstützte diese Idee und verordnete mir Oberschenkelstrümpfe plus Bermuda. Beim ersten Anziehen der Oberschenkelstrümpfe habe ich mich furchtbar angestellt. Die Strümpfe wollten so gar nicht sitzen, alles war krumm und schief. Die Naht und die Erhöhung an der Außenseite der Oberschenkel waren längst nicht da, wo sie sein sollten. Nach dem ersten Waschen der neuen Versorgung, ein bisschen leisem Fluchen und etwas Übung konnte ich die neuen Oberschenkelstrümpfe so anziehen, dass sie passten. Das Anziehen der Bermuda war von Anfang an ein Klacks. Meine Beine sehen in der Versorgung aus Oberschenkelstrümpfen und Bermuda viel gleichmäßiger aus, als in der Kompressionsversorgung aus Kniestrümpfen und Capri/Leggings. Das ist für mich gerade im Sommer ein Vorteil, da ich bei wärmeren Temperaturen gerne mal ein Kleid oder einen Rock anziehe. Außerdem und das ist mindestens genauso wichtig merke ich, dass der Druck durch die Kompressionsversorgung an meinen Schwachstellen, den Knieinnenseiten, größer ist und sich weniger Flüssigkeit ansammelt. Das ist generell ein Vorteil aber gerade auch im Sommer nochmal besser, da meine Beine in dieser Jahreszeit stärker zum Einlagern von Flüssigkeit neigen.
Vorteile:
• Kniestrümpfe sind schnell und leicht anzuziehen
• Capri lässt sich leicht über die Kniestrümpfe ziehen
• Naht der Caprihose lässt sich über den Kniestrümpfen korrigieren
• Kniestrümpfe mit Haftrand sind unter der Capri gut fixiert und rutschen nicht
Nachteile:
• Sichtbarer Übergang zwischen Strumpf und Capri
• Doppelter Kompressionsstoff am Unterschenkel
• Evtl. Wassereinlagerungen oberhalb des Kniestrumpfabschlusses
Vorteile:
• Optisch gleichmäßigeres Bein
• Gleichmäßigere Druckverteilung am Bein
• Nur eine Schicht Kompressionsstoff am Unterschenkel
• Es ist möglich mal nur die Oberschenkenstrümpfe zu tragen
Nachteile:
• Braucht etwas Übung beim Anziehen
• Durch den insgesamt längeren Strumpf und die Körperform hat der Strumpf nicht so viel Halt
• Haftrand am Oberschenkel unangenehmer als am Unterschenkel
Im Sommer bei höheren Temperaturen merke ich, wie gut mir die Oberschenkelstrümpfe tun. Wie viel Wärmeunterschied eine Schicht weniger Kompressionsgestrick am Unterschenkel doch ausmacht! Zudem fühle ich mich in der Kombination aus den langen Strümpfen und Bermuda in Kleidern und Röcken wohler und sicherer. Dazu kommt, dass ich es genieße abends die Bermuda schon mal auszuziehen und für den Rest des Tages nur die Oberschenkelstrümpfe zu tragen. Diese Kombination ist meine Wahl für die wärmere Jahreszeit. Bei kühleren Temperaturen trage ich häufiger Hosen. Da ist mir die Bequemlichkeit beim Anziehen der Kompressionsversorgung wichtiger als die Optik. Zudem ist die Problematik mit den Wassereinlagerungen zu dieser Zeit nicht so relevant.
Welche Varianten und Zusätze würdet Ihr denn gerne mal ausprobieren? Oder habt Ihr schon unterschiedliche Varianten getestet? Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen.
Alles Liebe,
Britta
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9 Responses
Wenn man die typischen Reiterhosen hat, ist die Oberschenkelvariante nicht so geeignet. Hat man mir gesagt. Aber für wen ist sie dann geeignet? Die meisten haben doch so eine Beinform als Lipbetroffene.
ich wünschte ich hätte was passendes…. hatte erst Kniestrüpfe, da sagte man mir das wer nichts dann habe ich eine Strumpfhohse bekommen und bin unglücklich…und ziehe jetzt nichts ab ): eine neue bewilligung für Strumpfhose ist heute gekommen…ach wenn ich nur wüste was ich tun soll
Liebe Carina, vielen Dank für deinen Kommentar!
Hast du dich mit den Kniestrümpfen denn gut arrangieren können? Wichtig ist doch, dass es dir besser geht und du deine Kompressionsversorgung auch anziehst. Lass dich am besten nochmal in deinem Sanitätshaus beraten, welche Möglichkeiten und Varianten es gibt und welche zu deiner Körper- und Beinform passen. Wie du ja gelesen hast, hat es bei mir auch Geduld gebraucht, bis ich die richtige Kombination für mich gefunden habe. Gib nicht auf! Alles Liebe. Britta
Liebe Manu,
vielen Dank für deinen Kommentar! Ich denke, dass man das von Fall zu Fall individuell betrachten kann. Jede von uns Lipödempatientinnen ist, von ihrer Köperform und von dem was sie als angenehm und im Alltag als tauglich empfindet, anders. Zudem bieten alle Hersteller Zusätze um eine Kompressionsversorgung bestmöglich anzupassen. Daher sollte jede Patientin zwar auf die Erfahrungen anderer hören, sich aber auch eine eigene Meinung bilden dürfen und mal was anderes ausprobieren.
Alles Liebe. Britta
Liebe Britta,danke für deine Liebe Antwort 🙂 Ja mit den Strümpfen bin ich besser klar gekommen aber mein Arzt meinte die sein nicht mehr ausreichend und einen 2 teiler bekomme ich leider nicht von der Krankenkasse
Oh man, das ist ja echt schwierig! 🙁 Schreib mir gerne mal eine DM auf Instagram oder auf Facebook, dann können wir in Kontakt bleiben. Wer weiß, vielleicht findet sich ja eine Idee oder Lösung.
Oh ja das wer schön….nur leider weiß ich nicht wie ich das mache ): nicht das ich mit der Stumpfhose nicht klar komme mit der Technik auch nicht
Ich habe von meinem Phlebologen Kniestrümpfe und Capri verordnet bekommen.Das ist das erste Mal.Ich trage schon ca.2 Jahre Oberschenkelflachstrickstrümpfe.
Die zweiteilige Kombi ist leider noch nicht geliefert worden.Ich hoffe, dass es nach Ostern soweit ist.
Ich bin mal gespannt, wie ich damit zurecht komme.
Lg.
Ich bekomme bald meine erste Versorgung und versuche es mit Oberschenkelstrümpfen Kl. II und „Radlerhose“ Kl. I. Ich drehe durch wenn mich was am Bauch drückt, schon bei einer Hose mit Gürtel. Und nur Oberschenkelstrümpfe decken meine „Reiterhosen“ nicht ab. Bin mal gespannt, hab mich im Sanitätshaus beraten lassen.