Liebe Leserinnen, liebe Leser,
meine Diagnosestellung des Lip- und Lymphödems ist nun schon fast 10 Jahre her. Es hat einige Monate gedauert, bis meine flachgestrickte Kompression richtig saß und ich mich an das Anziehen und Tragen der Versorgung gewöhnt hatte. Seither trage ich meine Kompri konsequent, jeden Tag. Es gibt wirklich, wirklich wenig Ausnahmen. Da muss mich schon ein Magen-Darm-Infekt ausknocken oder Ähnliches.
Nach den ganzen Jahren in Kompression setzte in letzter Zeit eine Art Therapiemüdigkeit ein. Immer wieder stellte ich mir die Frage: Wozu das alles? Bringt das überhaupt noch was? Immer wieder dachte ich, dass ich keine Lust mehr auf Kompression habe. Jeden Morgen dieser Kraftakt. Dieses durchgeschwitzt sein nach dem Anziehen. Trotzdem bin ich standhaft geblieben, habe meine Versorgung täglich getragen.
Und dann kam dieser Samstag. Ich schleppte bereits seit mehr als 2 Wochen eine Erkältung mit mir rum. Nichts Wildes, das Übliche: Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Kurz nach dem Aufstehen überfiel mich ein Hustenanfall. Der war so heftig, dass ich mir dabei im Brustwirbelbereich einen Nerv einklemmte. Mir schossen sofort vor Schmerzen Tränen in die Augen. Die Schmerzen hielten an, jede Bewegung tat weh. An Duschen und Anziehen war nicht zu denken. An das Anziehen der Kompressionsversorgung schon mal gar nicht. Weder hätte ich mich bücken, noch die Kraft zum Hochziehen der Strümpfe aufbringen können.
Auch wenn mir nachmittags ein Arzt ein Schmerzmittel spritzte, konnte ich an drei aufeinander folgenden Tagen keine Kompri tragen. Anziehen unmöglich. Dazu habe ich recht hoch dosiert Schmerzmittel eingenommen, die bei mir auch bei niedriger Dosierung schon zu Wassereinlagerungen führen und deren Einnahme ich deshalb so gut es geht vermeide.
Die Konsequenz waren also heftig geschwollene, berührungsempfindliche, schmerzende Beine. Seit ich mit der konservativen Therapie gestartet habe, kannte ich diese Symptome in der Art nicht mehr. Ich war mir zwischenzeitlich sogar unsicher, ob meine Kompressionsversorgung überhaupt noch passen würde. Die nagenden und nervenden Fragen in meinem Kopf, wozu die ganze konservative Therapie gut war und ob die überhaupt noch was bringt, waren damit beantwortet. Ja, die konservative Entstauungstherapie bringt mir auch nach so vielen Jahren noch was, defintiv! Gut, dass das Thema für die nächste Zeit für mich geklärt ist.
Am vierten Tag habe ich meine Kräfte (und meinen Mut) gesammelt und eine etwas ältere Kompressionsversorgung rausgesucht. Ich habe mir Zeit genommen für das Anziehen. Glücklicherweise passte die Versorgung. Es war kein Spaß, sicher nicht, aber nachdem ich nur wenige Schritte in der Kompri gegangen war, spürte ich bereits die Erleichterung in meinen Beinen. Wer an dem Tag etliche Male zur Toilette musste, könnt ihr euch aber sicher denken. 😉
Ging es euch vielleicht auch schon einmal ähnlich, habt ihr auch schon an der KPE gezweifelt? Vielleicht möchtet ihr ja eure Erfahrungen in den Kommentaren oder auf Social Media teilen.
Alles Liebe, Britta
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5 Antworten
Bei mir wurde zwar ein Lipödem diagnostiziert, aber ich bin mir nicht mehr so sicher, dass ich eins habe. Ich habe auch eine chronische Venenschwäche. Deshalb habe ich schwere Beine und meine Knöchel sind geschwollen. Ich trage seit nun auch fast 10 Jahren nur die flachgestrickten Kompressionskniestrümpfe. MLD habe ich jetzt ausgesetzt und ich komme gut zurecht. Ich konnte mein Gewicht reduzieren.
Hallo Melanie – vielen Dank für deinen Kommentar und für das Teilen deiner Erfahrung! Alles Liebe. Britta
Hallo Britta,
Danke erstmal fürs teilen deiner Erfahrung. Meine Diagnose ist erst 3 Jahre her, aber auch ich habe mich letztes Jahr gefragt, ob mir die MLD überhaupt was bringt, außer Termin Stress. Dann kam der Sommer 2024. Leider hat meine Physiotherapie Praxis hier nicht gut vorgelegt, sodass ich von Mitte Juli bis Mitte September keine Termine für die MLD hatte. Die Quittung waren wieder Schmerzen in den Beinen. Meine Kompressionsversorgung hab ich weiter 6 von 7 Tagen getragen und mir mit regelmäßigem Wasser treten geholfen, aber nun weiß ich, dass ich nur relativ schmerzfrei bin, wenn ich alle Aspekte der konservativ Therapie konsequent durchziehe.
Also ja, deine Zweifel kenne ich nur zu gut. Wir sind damit auch sicher nicht alleine.
Liebe Grüße
Rita
Hallo Rita – vielen Dank für deinen Kommentar und das Teilen deiner Erfahrungen! Es beruhigt mich, dass nicht nur ich diese Zweifel manchmal habe. Genau in solchen Phasen und Momenten ist der Austausch unter uns Betroffenen wichtig und hilfreich. Alles Liebe. Britta
Liebe Britta,
als erstes hoffe ich, dass es Dir bald wieder richtig gut geht und danke für diesen Beitrag!
Ich fühle es so sehr, diese Zweifel, die Kompressionsmüdigkeit. An Tagen, an denen mir alles zu viel ist oder mich meine Krankheiten überfordern, ich zu erschöpft bin, kann ich auch manchmal die Kompression einfach nicht tragen. Doch jedes mal, wenn ich sie trage, zeigt sie mir, dass sie mir einfach gut tut und mit Erfolg ihren Sinn und Zweck hat.
Alles Liebe für Dich
Barbara
-borntobebarbara-