Ihr Lieben,
willkommen zu meinem ersten Beitrag. Ich bin Annemarie, 27 Jahre und habe 2019 die Diagnose Lipödem erhalten. Ich hatte schon immer ein eher gestörtes Essverhalten, nahm Süßigkeiten, um mein Belohnungszentrum zu aktivieren und stürzte mich von der einen Crashdiät in die nächste.
Geblendet von Idealbildern aus den Medien und dem ständigen Vergleichen mit anderen, habe ich mich 2019 gefragt, warum ich eigentlich viel schwieriger an den Beinen abnehme, mein Körper unproportional aussieht und ich ständig blaue Flecke habe. Die Antwort bekam ich dann von drei Ärzten bestätigt – Lipödem Stadium 2. Es vergingen einige schlimme Tage, an denen ich viel geweint und die Schuld gesucht habe – einfach nicht verstand, warum es genau mich traf. Es vergingen noch ein paar weitere Monate, bis sich mein Leben veränderte.
Als ich die harte Diagnose bekam sagten mir die Ärzte, dass mir nichts anderes helfe, als eine Operation bzw. besser gesagt viele Operationen, welche ich alle selbst zu zahlen habe. Dass ich mein gesamtes Leben lang Kompression tragen solle und dass auch nach den OPs nicht ausgeschlossen ist, dass das Lipödem wiederkommt. Danach war ich abgrundtief traurig und fragte mich: „Verdammt nochmal, warum ich?“
Vor der Diagnose hatte ich bereits mithilfe von Intervallfasten und enorm viel Kraft- sowie Ausdauersport 15 kg abgenommen – wirklich glücklicher war ich nicht. Ich stand im Fitnessstudio und sah die in meinen Augen perfekten Körper der anderen Frauen ohne Lipödem. Dann sah ich mich, die täglich kämpfte und dennoch niemals diese Beine bekommen kann. Ich hatte immer wieder Tiefschläge, weil ich einfach nicht im Einklang mit mir selbst war und begann mich zu verlieren.
Yoga kannte ich schon aus dem Fitnessstudio, dem TV und von Freunden. Wirklich auseinandergesetzt hatte ich mich damit aber nie. Im Sommer 2020 wollte es das Schicksal aber anders und so buchten mein Freund und ich uns einen 2-wöchigen Urlaub in einem Yoga- und Ayurveda-Hotel in Österreich.
Es hatte uns schlichtweg auf einer Buchungsplattform angesprochen – gute Bewertungen, schicke Zimmer und eine atemberaubende Landschaft. Los gings! Nach 8 Stunden Autofahrt erreichten wir das Traumhotel inmitten hoher Berge und umgeben von Kühen, einem Bächlein und ganz viel Ruhe. Normalerweise brauche ich immer 1-2 Tage bis ich wirklich abschalten kann, diesmal sollte es anders sein. Ab Minute eins, beim Betreten des Hotels war ich angekommen. Ein sanfter Duft von Räucherstäbchen und eine Buddha-Figur begrüßten uns. Ab dem Tag begann meine Transformation, die wahrscheinlich mein ganzes Leben verändern wird.
Es war ganz neu für mich. Der Tag startete mit einer 60-minütigen Yoga-Session in den Bergen. Das Gefühl war einmalig, wir machten den Sonnengruß (Übung im Yoga) genau dann, wenn die Sonne über die Berge ihre ersten Strahlen des Tages schickte. Nach meiner ersten Stunde hatte ich bereits Muskelkater – total komisch, schließlich trainierte ich ja schon oft, jedoch spricht Yoga ganz andere und tiefere Muskelgruppen an. Das verharren in den einzelnen Asanas (Yoga-Positionen) gekoppelt mit den richtigen Atemtechniken dient auch dazu, alles um sich herum zu vergessen, weil die volle Konzentration auf den Übungen liegt.
Zum Frühstück gab es ayurvedischen Brei, Früchte und Tee. Ich begann also schon im Urlaub auf Kaffee und Alkohol zu verzichten, aß morgens warm, langsam und trank mehr als gewöhnlich.
Bereits nach wenigen Tagen verspürte ich eine ungewohnte Leichtigkeit im ganzen Körper. Natürlich befand ich mich in einer besonderen Situation, ich war im Urlaub, losgelöst vom Alltag umgeben von traumhaften Dingen und war weniger abgelenkt vom medialen Druck als sonst. Dennoch, in meinem Körper fand etwas statt, was ich vorher noch nie wahrgenommen hatte.
Wir verbrachten 14 Tagen voller Ruhe, Frieden, köstlicher Speisen, wahnsinnig tollen Yoga-Stunden, traumhaften Spaziergängen und einem inneren Gefühl von Zufriedenheit. Ganz beflügelt von der Zeit meines Lebens buchte ich mir sofort Yoga-Stunden in einem fantastischen Yoga-Studio in meinem Wohnort. Ich wurde schnell immer besser, habe mir darüberhinaus mehr über die ayurvedische Ernährung angeeignet und spüre, wie es meinem Lipödem gut tut, dass ich Abstand von radikalem Sport genommen habe und meinem Körper mehr Ruhe gönne. Meine Beine fühlen sich leichter an, mein Geist ist freier und meine Stimmung ist losgelöster.
ABER der Arbeitsalltag hat auch mich nicht verschont und so ging der ganz normale Wahnsinn weiter. Normal für mich war es, Montag bis Sonntag zu arbeiten, immer erreichbar zu sein und unter Umsatzdruck immer Vollgas zu geben. Jetzt spürte ich noch viel mehr, wie dieser Job meiner Seele und meinem Körper nicht gut tat. Also fasste ich den Entschluss meinen Job zu kündigen und auf neue Wege zu gehen.
Ich habe all meinen Mut zusammengenommen und einmal auf mich, nur auf mich gehört. Denn ich befinde mich auf einer Mission, der Mission all den Frauen zu helfen, die genau das Leid mit sich tragen, welches ich getragen habe. 2022 habe ich eine Yoga-Lehrer-Ausbildung absolviert, mich im Bereich Ernährung weitergebildet und plane längerfristig mit einem ganzheitlichen System allen Lipödem-Betroffenen zu helfen.
Meine ganz eigene Mission ist es, mein Lipödem mit Yoga und Ayurveda zu heilen. Ich weiß, es ist umstritten sowas zu schreiben, deswegen spreche ich nur von mir. In der ayurvedischen Medizin, welche schon mehr als 3000 Jahre alt ist, gab es schon unzählige Erfolge in verschiedensten Bereichen. Ich glaube an etwas und ich glaube an mich. Was ich aber weiß, ist, dass Yoga und Ayurveda meine Game Changer in meinem Kampf gegen das Lipödem sind und, dass dieses Buch noch nicht zu Ende geschrieben ist.
Namasté,
Eure Annemarie
Auf meinem Instagram-Account @yoga.annemarie nehme ich dich mit auf meiner Reise. Yoga und Ayurveda mit Lipödem, das beste was mir passieren konnte. Ich freue mich auf unseren Austausch!
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4 Responses
Danke 😢🙏🏻
Danke dafür!
Ich freue mich mit dir, das du „deinen“ Weg gefunden hast und wünsche dir Erfolg. Yoga und Feldenkrais hilft auch mir-plus Pescovegane Ernährung.
LG
Anni
ich wünsche Dir viel Freude, Erfolg und Durchhaltevermögen
LG
„Ich glaube an etwas und ich glaube an mich.“ – einfach nur WOW und danke, danke, danke. Da spricht so viel Mut und Energie aus deinen Zeilen. Ich habe auch vor wenigen Monaten Yoga für mich entdeckt und es tut mir sooooo gut, nicht nur dem Körper, auch dem Geist und v.a. der Selbstakzeptanz. Und all das brauchen doch grade wir Lipödemkämpferinnen.