Seit der Pubertät leide ich an einem Lipödem. Mit einem Lipödem sollte man keine zusätzlichen Hormone nehmen, um einen Hormonwechsel und damit einen Lipödem-Schub zu vermeiden.
Ich habe damals die Antibabypille verschrieben bekommen, da ich eine starke Regelblutung hatte, schmerzhafte Krämpfe, Unregelmäßigkeiten der Periode und als Verhütungsmittel. Damals war mir, wie vielen anderen betroffenen Frauen, nicht klar, was ich meinem Körper damit antue.
Februar 2017 bekam ich die Diagnose Lipödem Stadium 2. Seit dem bin ich 3x operiert, habe 15 Kilo abgenommen und bin geschrumpft von Hosengröße 48 auf 42. Allerdings begleitet mit gesunder Ernährung und Sport.
Das Erste was ich gelesen habe, als ich von der Krankheit Lipödem hörte, war: Pille absetzen!
Aber ich wollte niemals wieder diese Schmerzen erleiden während der Regelblutung, Binden und Tampons kaufen geschweige denn davon einen Schub erleiden. Einen Schub, ausgelöst durch den Hormonwechsel, bei dem Berichte zufolge Lipödem-Betroffene bis zu 20-30 Kilo zunehmen.
Seit der Diagnose kämpfte ich mit dem Gedanken, die Pille abzusetzen. Aber die Angst vor einem erneuten Schub war einfach viel zu groß. Also nahm ich dieses “Gift” weiter zu mir.
Die Pille vor den OPs abzusetzen kam für mich nicht in Frage. Hätte ich da nochmal zugenommen an krankem Fett, hätte ich wenigstens eine OP weiter machen müssen. Oder noch schlimmer, ich hätte einen Schub zwischen meinen 3 OPs gemacht und somit wäre eventuell eine OP “umsonst” gewesen.
Also nahm ich die Pille weiter.
Juni 2018 hatte ich meine erste OP und im Mai 2019 meine Letzte. Die drei OPs waren sehr schmerzhaft, haben sich aber auf jeden Fall für mich gelohnt. Ich leide an keinen Schmerzen mehr, das Schweregefühl ist weg und mir geht’s im Allgemeinen viel viel besser.
Nur unter der Pille litt ich immer noch. Doch bevor ich diese absetzen wollte, wollte ich meinen Körper zu 100% unter Kontrolle haben. Ich ging schwimmen und ging bis zu 10km jeden Tag wandern mit meinem Hund. Während der vielen Bewegung stellte ich fest, dass ich an manchen Tagen fit wie ein Turnschuh war, an anderen Tagen waren meine Beine einfach müde und schlapp und ich kam auch keine Berge mehr hoch. Doch ich lernte schnell meinen Körper zu verstehen. Ich merkte, dass Tierprodukte mir einfach nicht gut taten. Milchprodukte ganz schlimm. Durch einen Routinetest fand meine Allergologin raus, dass ich an einer sehr schlimmen Haselnussallergie leide. Sehr toll, wenn man schon morgens mit Haselnussmüsli und Haselnussmilch anfängt. Seit dem ich dieses auch weglasse, geht es mir noch viel besser und Luft bekomme ich auch jetzt viel besser. Ich forschte noch weiter in meinen Kreuzallergien (wie schon in diesem Beitrag von mir erklärt). Es ging mir von Tag zu Tag besser. Am Ende bin ich bei einer basisch-überschüßigen Ernährung angekommen.
Es ging mir so gut wie noch nie. Ich fühlte mich bereit die Pille abzusetzen und tat dies auch Mitte 2020.
Es liegt mir viel daran von diesem Erlebnis zu berichten, da ich nur negative Berichte gelesen habe.
Mein Zyklus hat sich sehr schnell zurück gefunden. Nach einem Monat Pille absetzen bekam ich das erste Mal nach 10 Jahren wieder meine Monatsblutung. Ich konnte meine Uhr danach setzen. Ich habe auf meiner Sportuhr auch einen Zykluskalender drauf.
Wenn mein Handy sagt „Heute kommt die Regel“, dann kommt sie auch. Ich habe sie nicht mehr stark und auch keine weiteren Krämpfe. Ich habe vor allem im Gesicht extrem an Wasser verloren. Außerdem sind meine Stimmungsschwankungen weg und ich bin nicht mehr so schnell gereizt.
Jetzt zum Negativen:
Meine Haare fielen mir aus. Doch dies habe ich mit Basilikumöl, Gerste, Haarvitaminen, Naturshampoo und Koffeinshampoo schnell in den Griff bekommen.
Ich habe ebenso 4 Tage Migräne gehabt – 2 Tage vor Regelblutung, 2 Tage danach. Diese Migräne hatte ich mit Rosmarintee so unter Kontrolle, dass ich meinen Alltag bewältigen konnte. Doch auch hier fand ich mein persönliches Wundermittel. Frauenmanteltee reguliert den Hormonspiegel. Ich trinke ihn jetzt jeden Tag und vor der Regelblutung und während der Regelblutung nehme ich noch eine Tasse mehr zu mir. Außerdem Eisentabletten. Jetzt bekomme ich auch keine Migräne mehr.
Jetzt zu dem Punkt, der Euch wohl am meisten interessieren wird. Ich habe keinen weiteren Schub erlebt. Auf jeden Fall habe ich nichts zugenommen. Aber ich habe mich extrem viel bewegt und genau darauf aufgepasst, was ich esse und wieviel. Eigentlich hätte ich abnehmen müssen. Habe ich aber auch nicht. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich das ausgeglichen hat. Ich habe aber auch zusätzlich jeden Tag, über den ganzen Tag, die Kompressionshose getragen.
Auch meine Angst vor der Regelblutung an sich habe ich schnell bewältigt. Auf die Idee bin ich gekommen durch den Beitrag von Marilena (auf Instagram @lippi.longstocking), womit ich mich beraten habe lassen über den Menstrationscup. Damit habe ich das Geld für Tampons und Binden gespart. Mal davon abgesehen, dass diese auch gesundheitsschädigend sind.
Auch hat mich Marilena auf die Idee gebracht, die Temperatur zu messen, meinen Zyklus besser kennen zu lernen und auch damit zu verhüten. Ich habe mich hier für einen Ladycomp entschieden.
Im Großen und Ganzen kann ich sagen, ich bin sehr glücklich, den Schritt eingegangen zu sein und würde die Pille nie wieder nehmen.
Liebe Grüße
Eure Martine
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4 Responses
Hey Du,
Dein Beitrag hat mir schon mal sehr weitergeholfen. Ich weiß aber immer noch nicht so recht, weil meine Zweifel ähnlich sind wie deine. Nur mein Problem ist anders. Ich habe ebenfalls schon lange ein stetig wachsendes Lipödem, das allerdings erst vor kurzem diagnostiziert wurde. Mir wurde ebenfalls geraten die Pille sofort abzusetzen. Ich hatte die Pille davor allerdings schon mal abgesetzt und das Ergebnis war alles andere als gut. Ich bekam sie damals, weil ich zu oft meine Tage hatte und es sich so eingependelt hatte. Nach dem Absetzen hatte sich das wieder bestätigt. Ich kann mit diesem Problem einfach nicht Leben, deshalb nahm ich sie weiter und stehe jetzt wieder vor der Wahl. Mir fällt keine sinnvolle Lösung ein, die dieses Problem sicher und endgültig behebt. Da ich eben auch Angst habe, dass es durch das Absetzen schlimmer wird und eben andernfalls durch die weitere Einnahme (und falls ich sie dann erneut nehmen müsste, durch die erneute Einnahme). Beim letzten Mal hatte ich außerdem erhebliche Hautprobleme und Zysten, die entfernt werden mussten. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Du hast mir auf jedenfall Hoffnung gemacht, dass ich einen weiteren Schub verhindern könnte, gerade da ich sowieso Sport mache und auf meine Ernährung achte. Ich weiß aber einfach nicht für welches Übel ich mich entscheiden sollte. Gibt es etwas was dir bei der Entscheidung geholfen hat? Oder einen Ausblick den du hattest? Studien, andere Medikamente, Hausmittel etc.? Ich suche vergeblich nach vernünftigen Alternativen für mich. Gerade da mich dieses Thema erst seit rund 2 Monaten beschäftigt.
Viele liebe Grüße und frohes neues Jahr dir! 🥰
Hallo Martine 🙂
Welche Pille hast du damals denn genommen? Denn so wie ich dich verstehe, hast du während der Einnahme nicht deine Tage bekommen, oder?
LG Lisa
Hey 😊 mich beschäftigt das Thema auch sehr und der Blogbeitrag hat mich wieder zum mehr drüber Nachdenken angeregt. Lipödem Diagnose seit 3 Jahren und nehme die selbe Pille seitdem ich 15 Jahre alt bin im Standard Verfahren mit Pause alle 4 Wochen für nun fast 13 Jahre..
Ich weiß, dass die Hormone nicht gut für mich sind, zudem weil ich noch ne vererbte Venenschwäche hab. Wüsste so gerne wie ich ohne Pille bin, wie mein Körper wäre ohne Hormonen.
Einmal (Anfang 20) wurde mir vom FA geraten auf Grund echt lang andauernder Abbruchblutung in einen Langzeitzyklus zu gehen. War ein schlimmes halbes Jahr, hab einige Kilos zugelegt (an den Beinen, mittlerweile weiß ich ja warum nur da) die nie wieder weggegangen sind, von den Stimmungsschwankungen ganz zu schweigen. Mittlerweile vermute ich stark, dass das damals einen Lipödem Schub bei mir ausgelöst hat. Deshalb umso mehr die Angst vor einer Hormonumstellung bei Absetzen der Pille.
Eine Frage die ich mir zudem stelle: Pille absetzen vor oder nach OP? Vielleicht hat es sich bei dir zu allem was du natürlich so für deinen Köper gutes getan hast nicht negativ aufs Lipödem ausgewirkt, da du vorab operiert warst?
Ich komme z.B aktuell ganz gut klar mit allem und hab die Schmerzen gut im Griff durch Kompression, Ernährung und Sport, weshalb eine OP für mich aktuell nicht geplant ist.
Liebe Grüße Sabrina 🤗
Hallo Ladys, hier genau andersrum. Ich habe seit 20 Jahren keine Pille genommen und vor 1 1/2 Monaten mit Degestrel begonnen. Ich hatte häufig starke Migräne um die Periode, oft 4 Tage lang. Lipödem im 2. Stadium und einmal operiert. Die Migräne war erfreulicherweise mit Pille wie weggeblasen, aber ich habe einen heftigen Lipödem-Schub, das ersze Mal mit typischen Symptomen. Jetzt hab ich Angst, dass es mit Absetzen der Pille nicht nur die Migräne wiederkommt, sondern sich auch der Schub verschlimmert, weil Hormon-Chaos. Diese Krankheit ist frustrierend auf so vielen Ebenen.
Was würdet Ihr tun?
Liebe Grüße