Nach der Schwangerschaft, der zweiten hormonellen Umstellung in meinem Leben, sind meine Arme nicht mehr so schlank. Dick sind sie aber auch nicht, aber nur weil sie vorher eher dünn waren. Beschwerden machen mir die Arme zum Glück keine.
2002 finde ich endlich wieder mehr Zeit für mich und für mein geliebtes Hobby, den Sport. Ich weiß noch, als ich damals zum ersten Mal wieder in meinem alten Fitnessstudio, inzwischen ein Sport- und Gesundheitscenter, war, um dort an einem Kurs teilzunehmen. Es waren nun fast vier Jahre vergangen, dass ich dort als Trainerin gearbeitet habe. Beim Check-In kenne ich niemanden mehr. Erfreulicherweise kommt mir eine frühere Kollegin entgegen. Sie freut sich sehr, mich zu sehen und stellt mich der neuen Servicekraft vor: “Das ist Michaela. Sie hat hier ganz lange als Aerobic-Trainerin gearbeitet.“ Das junge Mädel sieht mich ganz verdutzt an, ich glaube in ihren Augen zu lesen: „Die!? So wie die aussieht, unvorstellbar, dass sie mal Trainerin war.“
Tatsächlich kommen mir selbst alle Menschen dort unglaublich dünn vor. Und dann dieser furchtbar große Spiegel im Kursraum! Man hat ja immer so ein Bild von sich im Kopf, aber als ich mein Spiegelbild sah, dachte ich, das bin doch nicht ich! Aber dann geht die Musik an, und es fühlt sich an wie immer. Etwas eingerostet vielleicht und naja, die nicht vorhandene Kondition macht mir zu schaffen, aber ich habe trotzdem sehr viel Spaß. Der erste Schritt ist geschafft und mein Herz hüpft vor Freude.
Ich wünsche mir so sehr wieder als Trainerin arbeiten zu können. Musik und Bewegung sind einfach meine große Leidenschaft. In einem Fitnessmagazin lese ich von einem neuen Kursformat – „Dance Aerobic“. Genau mein Ding! Gesagt, getan, ich mache die Ausbildung und trainiere weiter fleißig. Sechs Monate später habe ich es dann geschafft und ich arbeite wieder als Trainerin.
Bedingt durch den Arbeitsalltag, gibt es bei uns immer erst gegen 15:00 Uhr die warme Mahlzeit. Danach habe ich dann nichts mehr gegessen und durch den Sport sind die Pfunde gepurzelt. Nach einem Jahr habe ich mein Gewicht wie vor der Schwangerschaft, aber natürlich hat sich die Körperform und das Gewebe verändert. 2004 beginne ich auch noch die Ausbildung zur Pilates-Trainerin – the next Level! Außerdem arbeite ich wieder mehr im Büro.
In dieser Zeit habe ich, durch meine Mutter, meine ersten Erfahrungen mit Energiearbeit in Form von Reiki und anderen energetischen Heilmethoden gemacht. Zum Glück kann ich mich, mit Meditationen und meine Familie mit Energiearbeit, unterstützen. Ich bin so dankbar für diese Möglichkeit zur Selbsthilfe und der Erkenntnis, dass die universelle Energie jedem zur Verfügung steht! Die Kraft der Gedanken und der Glaubenssätze ist auch ein sehr interessantes Thema.
2009 mache ich mein Hobby zum Beruf und erfülle mir einen Traum. Ich eröffne mein eigenes Pilates-Studio, das ich bis heute betreibe. Im Sport- und Gesundheitscenter bin ich nun nicht mehr tätig, was zur Folge hat, dass ich selbst kein Ausdauertraining mehr absolviere. Im Rahmen der Pilates-Ausbildung habe ich natürlich sehr viel Pilates trainiert, doch nun trainiere ich nur noch meine Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Ihr müsst wissen, als Pilates-Trainerin instruiert man nur verbal, um die Teilnehmer und Teilnehmerinnen besser im Blick zu haben und sie taktil zu begleiten. Ich mache zwar schon mal die ein oder andere Übung mit, beziehungsweise vor, aber meistens gehe ich im Raum umher und korrigiere meine Teilnehmerinnen.
Meine Arbeitstage sind nun sehr lang, denn ich arbeite, wenn andere frei haben. Mit Familie, Büro und Studio bleibt mein eigenes Training wieder auf der Strecke. Das ist mir erst gar nicht bewusst, denn ich lebe ja meinen Traum und ich liebe es, Menschen zu bewegen und ihnen ein gutes Körpergefühl zu vermitteln. Doch bei mir selbst habe ich es aus den Augen verloren, bis meine Beine sich wieder melden.
2012 sind die Schmerzen in den Beinen so schlimm, dass ich eine Phlebologin aufsuche, weil ich Angst habe, das mit meinen Venen etwas nicht in Ordnung ist oder das ich tiefliegende Krampfadern habe.
Am 26.4.2012 ist es dann soweit. Die Diagnose lautete: Lipödem Stadium 1 mit rezidivierendem Lymphstau. Befund: beidseits teigige Schwellung der Ober- und Unterschenkel. Therapie: Wir empfehlen das konsequente Tragen von Kompressionsstrümpfe der Klasse 2 (A -G).
Das war’s. Keine Aufklärung und eine falsche Versorgung. Es war aber auch völlig egal, denn in meinem Kopf blieb nur hängen: „Ich soll ab sofort Kompression tragen!“ Zu diesem Zeitpunkt bin ich 46 Jahre „jung“ und für mich steht ganz klar fest, dass ich keine Kompression tragen werde. Ich war nur einfach erleichtert, dass meine Venen in Ordnung waren. Damit war das Thema für mich abgehakt. Tatsächlich ist die Diagnose Lipödem in meinem Kopf absolut nicht hängen geblieben.
Im Juli 2013 verbringen wir unseren Familienurlaub in Italien. Auf den Fotos mit Bikini erkenne ich, wie unförmig und dellig meine Beine geworden sind.
Ich bin total erschrocken und entsetzt. Das gefällt mir überhaupt nicht. Obwohl ich jeden Tag vor diesem großen Spiegel im Kursraum unterrichte, habe ich es nicht wahrgenommen. Erst auf dem Foto. Meine Arme sehen von vorne eigentlich noch ganz gut aus, aber von hinten haben sie Ihre Form verloren. Es ist keine Muskulatur mehr zu sehen. Den Urlaub mit dem leckeren italienischen Essen, genieße ich aber trotzdem in vollen Zügen. Zu Hause angekommen, habe ich dann aber meine Ernährung umgestellt. Gegessen habe ich fast alles, aber das Verhältnis anders aufgeteilt. Kohlenhydrate gab es nur noch wenig, dafür viel Salat und etwas Fleisch. Zusätzlich bin ich 1 – 2 Mal in der Woche Fahrrad gefahren. Ich habe langsam im Laufe des Jahres mein Gewicht um 4 kg reduziert. Abgenommen habe ich tatsächlich überall, aber natürlich habe ich keine Modelbeine. Sie sehen einfach wieder aus, wie ich es eigentlich gewohnt bin und damit bin ich happy. Leider erinnere ich mich nicht mehr, wie die Beschwerden zu dem Zeitpunkt waren. Aber ich denke, das ist ein gutes Zeichen. Also wieder einmal zufrieden, mit und in meinem Körper. Trotz Lipödem, das zwar diagnostiziert, aber in meinem Kopf noch nicht vorhanden war.
Die Tatsache, dass man im Kopf ein anderes Bild von sich hat, als es der Realität entspricht, funktioniert auch anders herum. Diese Erkenntnis habe ich erst viele Jahre später.
Ernährung, Bewegung, Hormone und die Psyche, scheinen auf das Lipödem Auswirkungen zu haben. Da mir das Krankheitsbild nicht bekannt war, spielte die Diagnose für mich keine Rolle. Mein Kopf und meine Gedanken waren frei von Ängsten und Bildern einer fortschreitenden, chronischen Erkrankung. Frei vom Zwang Kompression tragen zu müssen und der Vorstellung, dass sich mein Körper und mein Wohlbefinden nicht mehr positiv verändern können.
Bitte unterschätzt nicht die Kraft und die Möglichkeiten, die in Euch stecken!
Eure Michaela
Mein nächster Blogbeitrag: „Wechseljahre und zum zweiten Mal die Diagnose Lip- und Lymphödem – dieses Mal ist alles anders…“
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