Liebe Ladies,
dieses Mal geht es um ein Thema, was im Grunde genommen für jeden Menschen wichtig ist, gerade aber für uns Lipödem-Betroffene: Sport & Bewegung. In diesem Beitrag möchte ich Euch erzählen, was ich für einen Sport mache, wie ich diesen in meinen Alltag integriere und was sich mit meinem Sport verändert hat.
Eigentlich ist es recht simpel: Ich gehe ins Fitnessstudio. 🙂
Erst einmal eine Sache vorweg: Uns wird ständig von so vielen Stellen, ob seitens der Ärzte, von anderen Betroffenen, von irgendwelchen (unseren) Therapeuten, von Social Media oder irgendwo im Internet, gesagt, welchen Sport wir machen sollen, welcher besonders gut für uns Lipödem-Betroffene sein soll, welcher nicht gut ist und von was man die Finger, aus welchen Gründen auch immer, lassen soll.
Dazu möchte ich Euch mitteilen: Ja, es gibt Sportarten, wie z.B. Schwimmen, Aquagymnastik oder jegliche Bewegung im Wasser (auch im Urlaub im Meer!) die für uns tatsächlich besonders gut sind, da der Druck des Wassers (je tiefer wir im Wasser sind, desto besser) ähnlich wie eine Lymphdrainage wirkt und uns somit unsere Symptome lindert/nimmt und uns das Leben erleichtert.
Außerdem ist schwimmen gelenkschonend und je nach Ausführung, z.B. Rückenschwimmen, Kraulschwimmen oder auch Brust, dann aber mit Kopf im Wasser, gut für unseren Rücken. Dies ist aber nicht grundsätzlich für jede Betroffene gleich und nicht in Stein gemeißelt.
Jede von uns ist individuell. Jede empfindet ihre Symptome anders, jeder hilft etwas anderes und jeder tun andere Dinge nicht gut. Jedes Lipödem ist anders. Manche haben zusätzlich andere Erkrankungen, andere nicht. Daher ist es nicht möglich, pauschal eine Empfehlung oder einen Rat zu geben, welchen Sport diejenige ausüben kann/soll/darf/nicht darf.
Bitte, bitte, klärt im Zweifel immer ALLES bei Eurem Arzt ab und holt Euch auch, wenn nötig, eine zweite oder auch dritte Meinung ein. Bitte hört nicht einfach blind auf andere, auch nicht auf andere Betroffene, denn niemand kennt Euch persönlich und richtig. Ihr könnt Euch natürlich Inspirationen und Ideen einholen, aber befolgt niemals Anweisungen anderer. Wie oft habe ich bereits gelesen, dass Kraftsport „ja gar nicht gut“ sein soll bei Lipödem – tja, mir tut es gut.
Was ich damit sagen will: Es gibt so viele verschiedene Sportarten, wie es Menschen gibt. Grundsätzlich könnt Ihr mit Lipödem alles machen. Es gibt nichts, was pauschal „verboten“ wäre. Es kommt auf jede von uns ganz individuell an, daher, bei Unsicherheiten, sprecht mit Eurem Arzt. Ansonsten: Probiert aus, was EUCH Spaß macht. Finde Deine ganz persönliche Sportart, die Du gerne machst, die Dir Erfolge bringt, die Dir vielleicht die Symptome lindert und vor allem: die DIR Spaß macht!
Wenn Du etwas machst, was jemand anderes Dir empfiehlt, Dir macht es aber eigentlich keinen Spaß und Du machst die Wassergymnastik nur, weil jemand anderes es Dir geraten hat, dann machst Du sie irgendwann auch nicht mehr. Alles, wohin Du Dich quälen musst, was Du gegen Deinen Willen machst, was Dir keinen Spaß macht, das machst Du irgendwann auch nicht mehr. Du gehst nicht mehr hin, Du zahlst Beiträge umsonst, bis Du es am Ende kündigst. Das macht keinen Sinn, oder?
Wenn Du also etwas gefunden hast, was Dir Spaß macht, Dein Herz zum Leuchten bringt und Dich richtig motiviert, dann Go for it! Egal, was andere dazu sagen. Ich persönlich kann dieses ewige „man soll/man soll nicht“ gar nicht mehr hören oder lesen.
Ich bin nicht man. Ich bin ich. Ich mag mich selbst glücklich am liebsten, ich bin mir selbst die nächste und ich mag die Frau, die ich bin. Ich bin einfach ich. Nicht man. Ich mag nicht in Schubladen gesteckt werden, ich passe da nicht rein. Ich gehe alleine MEINEN Weg. Und das solltest Du, die das liest, auch tun!
Ja, was mache ich denn nun? Um wieder zum Thema zurück zu finden:
Ich mache Krafttraining. Ich gehe 4x die Woche nach der Arbeit ins Fitnessstudio. Ich habe einen festen Trainingsplan, der alle Muskelgruppen des ganzen Körpers umfasst und trainiere in einem sogenannten „4er Split“. Dies ist quasi ein Trainingsplan, der auf alle Muskelgruppen im gesamten Körper ausgerichtet ist, auf 4 Tage aufgeteilt. Es wird also an jedem der 4 Tage eine andere Muskelgruppe trainiert.
Ich bin da mittlerweile auch in einem festen Schema: Montags ist immer mein Tag für den Bereich Trizeps, Rücken und Bauch. Dienstags sind die Beine dran. Mittwochs der Bizeps und der Rücken. Donnerstag ist Pause, da habe ich manuelle Lymphdrainage abends, Freitags dann wieder Beine.
Sollte ich mal eine Woche haben, in der ich nur 3x trainieren kann, ist somit dennoch der ganze Körper einmal abgedeckt und nur einmal die Beine würden rausfallen. So ist es für mich am besten und einfachsten.
Seit meiner Notoperation meines großen Bandscheibenvorfalls vor 2 Jahren habe ich zum Aufbau der Muskulatur, um die Wirbelsäule zu unterstützen, mit Kraftsport angefangen. Erst hatte ich einen weniger umfangreichen Trainingsplan, der mich aber irgendwann nicht mehr erfüllte. Ich wollte mehr. Also ließ ich den Plan komplett überarbeiten und startete im Sommer 2023 richtig durch.
Bringt der Sport denn etwas? Ein klares, sowas von – JA!
Zuerst habe ich 23 Kilo abgenommen, dies natürlich in Kombination mit umgestellter Ernährung. Auch hier gilt: Hier ist jede von uns individuell. Ich bin wesentlich fitter geworden, bewege mich viel mehr. Ich kann Berge und Stufen ohne Schnaufen hochlaufen und zumeist ohne Pausen. Ich fühle mich viel fitter und habe viel mehr Energie.
Meine Depression verbessert sich während des Trainings und danach, ich habe dann einen Motivationsschub und bin im Nachhinein immer stolz auf meinen Körper und meine Leistung. Zudem treffe ich im Fitti (liebevoll fürs Fitnessstudio) immer liebe Menschen, mit denen ich mich gut unterhalte. Also Ablenkung, Spaß, Motivation und Stimmungsaufhellung.
Was bringt mir der Sport in Bezug auf mein Lipödem?
Tatsächlich hilft mir der Sport bei meinen Schmerzen. Wenn ich an Tagen, an denen ich mehr Schmerzen habe, trainiere, sind sie danach meist weg oder zumindest viel besser. Vor allem das regelmäßige Beintraining ist da super. Meine Kompressionshosen sind zusammengeschrumpft, da ich bereits einiges an Umfang verloren habe. Meine Beine fühlen sich nicht mehr schwer an.
Der Kraftsport hat mein Leben sehr bereichert. So habe ich mich auch bereits, als ich eigentlich schon auf dem Sofa lag, aber Schmerzen hatte, noch einmal aufgerafft und bin zum Fitti gefahren, da ich weiß, dass es meine Schmerzen lindert oder ganz nimmt. Das ist natürlich auch immer von Dingen abhängig wie der Tagesform, meinem seelischen Befinden oder meinem Zyklus beispielsweise.
Ich möchte meinen Sport nicht mehr missen.
Um die Frage vorweg schon einmal zu beantworten: JA, natürlich trage ich meine Kompression beim Sport. Mein Sportoufit besteht immer aus meiner Kompression des Tages, einer Sportshort darüber und einem Shirt, dazu meine ausgelatschten Nikes, die ich nur noch im Fitti trage.
Wie wir alle wissen, wirkt unsere Flachstrickkompression am effektivsten mit Arbeitsdruck, d.h., während wir uns bewegen. Unsere Flachstrick ist also auf Bewegung und Sport ausgelegt – für´s Sofaliegen brauchen wir sie nicht. Eine Stunde Sport in Kompri und meine Schmerzen sind oftmals Geschichte.
Gucken die Leute da im Fitti nicht, wie die da rumläuft?
Nein. Tatsächlich hat mich bei mir im Fitti noch nie jemand angeschaut und noch nie jemand auf meine „bunten Beine“ oder mein auffälliges Outfit angesprochen. Ich werde einfach so angenommen, wie ich bin. Jeder macht dort einfach sein Ding und ist mit sich beschäftigt, auf andere wird nicht geschaut. Zumindest nicht, wenn ich es mitbekomme.
Was hinter meinem Rücken geredet wird, weiß ich natürlich nicht, aber ganz ehrlich – es ist mir vollkommen egal. Selbst, wenn jemand schauen würde, wäre mir das vollkommen egal. Sollen sie doch schauen.
Ich bin zum Trainieren dort und ziehe mein Ding durch, egal, was andere machen oder sagen.
Kurzum, ich stehe da vollkommen drüber und bin selbstbewusst.
Nach dem Sport bleibt die Kompression noch an, bis abends, kurz vor dem Schlafengehen.
Auch wenn ich mal schwimmen gehe, ziehe ich meine Kompression danach wieder an. Der Effekt ist wirklich gut, ich habe danach einfach keine Schmerzen.
Habe ich Einschränkungen bedingt durch mein Lipödem beim Sport?
Nein. Diese Frage kann ich (zum Glück) direkt mit Nein beantworten. Ich habe keinerlei Einschränkungen beim Sport. Auch die Kompression sitzt super und macht jede Bewegung mit.
Natürlich sind wir auch da wieder alle individuell und ich weiß, dass dies bei vielen leider anders ist. An dieser Stelle kann ich nur sagen: Macht das, was Ihr könnt. Macht soviel Ihr könnt und Euch möglich ist. Verbesserungen kommen mit der Zeit. Das Leben ist ein Marathon, kein Sprint.
Und ich finde: Jede Bewegung, auch die kleinste, ist besser als keine Bewegung!
Eure
Sarah
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2 Responses
Ein echt hilfreicher und motivierender Beitrag!! 😁
Sehr inspirierend, vielen Dank! Ich finde auch, dass das hilft, mache zuhause seit einiger Zeit Kraftübungen. Anfangs war es schmerzhaft an den Oberschenkeln, mich auf die Seite zu legen zum seitlichen Beinheben – das war schnell vorbei. Das Gewebe wird dabei gezielt durchblutet und dadurch weicher. Gerade die inneren und äußeren Oberschenkelmuskeln werden ja im Alltag vermutlich kaum genutzt, auch bei den meisten Ausdauersportarten, und gerade das sind ja bei vielen die schmerzhaften Stellen…