Rene
Bloggerin
Ich bin Rene, 17 Jahre und seit knapp zwei Jahren mit meinem Lipo-Lymphödem in Behandlung. Als ich meine Diagnose bekam, war ich 15 – und in der 9. Klasse einer Gesamtschule. Auch wenn ich froh war, dass es so früh erkannt wurde und durch Lymphdrainagen und Kompressionsversorgung jetzt ja nur besser werden konnte, war da trotzdem dieser kleine Gedanke der sich hemmungslos in meinem Kopf festgesetzt hat: was werden meine Mitschüler sagen?! Wird es auffallen, dass ich ständig mit einer Strumpfhose rumlaufe? Und was ist mit Jungs? …und: Sportunterricht?!
Als ich meine erste Versorgung bekam – natürlich in Schwarz damit es auch ja nicht zu doll auffällt – trug ich sie erstmal nur als normale Strumpfhose unter Kleidern. Damit fiel ich schon genug auf… Meine Freundinnen weihte ich natürlich ein: zu stark war das Mitteilungsbedürfnis. Ich habe mich nie groß „geoutet“, meine Krankheit aber auch nicht verschwiegen: wenn mich jemand auf meine Strumpfhose ansprach (was seltener vorkommt als anfangs befürchtet) oder fragt, warum ich denn so oft zur Physiotherapie gehe, erzähle ich – und blicke oft in verwunderte Gesichter. Doch niemand hat mich jemals verurteilt oder einen dummen Spruch gebracht! Immer traf ich auf Verständnis!
Ich habe ein paar meiner Mitschüler gefragt, was ihre Eindrücke waren, als sie meine Beine oder meine Kompression das erste Mal gesehen haben und was ihnen durch den Kopf ging als ich erzählte, woran ich leide:
„Für mich war es einfach ’schön‘ jemanden gefunden zu haben, der auch mit einer Krankheit zu kämpfen hat. Und ich fand es sehr interessant, dass sich unsere Gedanken zu zwei so unterschiedlichen Krankheiten doch so ähneln. Generell fand ich es sehr interessant, was du erzählt hast! Aber auch ziemlich krass was du da mit machst und was es mit dir macht.“
„Wenn du nicht erzählt hättest, dass deine Strumpfhosen medizinisch sind, hätte ich es nie bemerkt. Außerdem ist es süß, dass du dadurch so häufig Kleider trägst.“
Ich war nie eine graue Maus. Hatte nie Interesse daran, mich den strengen Regeln pubertierender It-Girls zu unterwerfen. Meine Leidenschaft lag in Büchern, Geschichte und der Schneiderei. Wie eine Dame aus dem letzten Jahrhundert… oder der Prototyp der weiblichen Protagonistin eines Jugend-Kitschromans. Obwohl ich selbstbewusst genug war, immer ich selbst zu sein, war ich trotzdem eher introvertiert. Doch durch das viele Aufklären, mit fremden Leuten sprechen, zu sich und seiner Krankheit stehen und ständig halbnackt in der Gegend rum zu liegen (hierbei meine ich natürlich Lymphdrainagen und Vermessungen im Sanitätshaus) musste ich letztes Jahr gar nicht lange über das Angebot nachdenken, unseren Abschlussball vor 170 Schülern, sowie Lehrern und Familienmitgliedern zu moderieren. Und das mit Lipödem.
Heute bin ich 17, gehe in die 11. Klasse einer Gesamtschule und kann sagen: ich hatte es nicht immer leicht. Ich habe mittlerweile neue Klassenkameraden doch niemand hat mir meinen Weg zur Selbstakzeptanz schwer gemacht. Nach den Sommerferien werde ich damit anfangen, mein Abi in Kunst, Deutsch und Geschichte zu machen, ich bin gerne mit Freunden unterwegs, meine nächste Kompressionsversorgung wird bunt und der Sportunterricht ist auch gar kein Problem!
Habt Selbstvertrauen und seid jeden Tag die beste Version von euch selbst!
Eure Rene
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9 Responses
Erhalte dir deinen Optimismus und dein sonniges Wesen. Damit schaffst du alles, was du willst.
Dankeschön! ❤
Ein richtig tolle Einstellung. Bitte bleibe so und lasse dich nicht verbiegen. Ich wünsche dir weiter viel Lebensfreude
Danke und die Lebensfreude wünsche ich dir und allen anderen hier ebenfalls!
Wow, so eine Einstellung in deinem Alter finde ich klasse. Behalte die das.
Wenn ich damals, in meiner Schulzeit, schon was von Lipödem gewusst hätte, wäre ich eventuell auch selbstbewusster aufgetreten. So hatte ich meine Beine immer versteckt.
Kompliment an dich, bleib so wie du bist. Du bist wunderbar!
Rene, du bist super!!!! Ich kenne jemanden, der bzw. die sehr, sehr stolz auf dich wäre!!! Schreib weiter!
Das ist genau die richtige Einstellung-weiter so!!!
Wie Kathrin schreibt, der Optimismus ist wichtig!
Ich schneide mir ein wenig von Deinem Selbstbewusstsein ab!
Ich bin so stolz auf dich!!!
So schön geschrieben Maus ❤ mach einfach immer so weiter ❤