Daniela
Bloggerin
Hallo liebe Leserinnen und Leser!
Mein Name ist Daniela, ich bin fast 43 Jahre alt und Mutter von 3 Kindern. Die älteste wird bald 17, der mittlere 13 und die jüngste ist 8 Jahre alt. Ich habe alle Kinder bekommen, bevor ich die Diagnose Lipödem bekommen habe. Diese wurde erst vor ca. 5 Jahren gestellt und das, obwohl ich das Lipödem bereits seit meiner Pubertät habe.
Bei der Geburt meiner ersten Tochter wog ich schon 160kg, obwohl ich in der Schwangerschaft gerade einmal 6 kg zugenommen hatte. In jeder Schwangerschaft haben meine Ärzte die Pferde scheu gemacht: Man könne das Kind nicht ertasten, ich würde mit Sicherheit Schwangerschaftsdiabetes entwickeln und könne auf keinen Fall normal entbinden.
Tatsächlich habe ich nie eine Diabetes gehabt, meine Hebamme konnte die Kinder immer wunderbar ertasten, und ich habe das erste Kind im Geburtshaus und die 2 anderen geplant zu Hause bekommen.
Ich muss zugeben, dass mein Lipödem mir vor allem die Zeit mit Baby und Kleinkindern nicht leicht gemacht hat und ich oft gezwungen war, andere Wege zu gehen als die meisten Mütter.
Es fing schon mit der Babypflege an. Langes Stehen am Wickeltisch ging nicht – also habe ich sitzend auf Bett oder Couch gewickelt. Stillen war unglaublich schmerzhaft in den Armen, also habe ich meist seitlich im Liegen gestillt.
Wenn ich mit den Kindern unterwegs war, habe ich sie so früh wie möglich laufen lassen, anstatt sie lange im Kinderwagen zu schieben. Einfach weil wir so von Anfang an Regeln einüben konnten, die super wichtig waren, da ich meinen Kindern nie hätte hinterher laufen können. Darum haben wir immer geübt, an den Bordsteinkanten und Ampeln stehen zu bleiben und dass die Kinder erst einen Fuß auf die Straße setzen durften, wenn ich da war und mein „Okay“ gegeben habe. Wir haben auch geübt, wie weit sie vorlaufen durften. Ich habe ihnen von Anfang an auf Spielplätzen vermitteln müssen, dass sie nur so hoch klettern dürfen, wie sie sich auch auch alleine wieder runter trauen, weil ich ihnen nicht nachklettern konnte, um sie holen zu kommen. Um diese Regeln zu vermitteln, habe ich immer mit ihnen geredet und alles kommentiert. Sogar, als sie noch gar nicht laufen konnten und noch im Kinderwagen saßen.
Ich habe bald gemerkt, dass es viel einfacher ist, ein Kind im Tragetuch oder in einer Tragehilfe zu tragen als auf dem Arm. Außerdem hat man dann die Hände frei für die Geschwisterkinder. Auch mit dem Kind zusammen zu baden war leichter als es alleine in die Wanne zu setzen und von außen zu waschen.
Es gibt viele Dinge, die ich nicht mehr mit meinen Kindern machen kann, da ich Lipödem im Stadium 3 habe. Tagesausflüge in Zoos, Freizeitparks usw. sind unmöglich. Dafür suche ich mir „Hilfe“ von außen. Lasse das ihren Vater, den Onkel, eine Freundin, die Oma usw. übernehmen.
Ich kann nicht mit meinen Kindern auf dem Boden sitzen und spielen, kann nicht mit ihnen toben, weil das für mich einfach zu schmerzhaft ist. Ich kann keinen Sport mit ihnen treiben, kann nicht Fahrrad fahren. Mittlerweile kann ich nicht mal mehr spazieren gehen, weil ich 90% schwerbehindert bin.
Aber ich habe dennoch immer viel mit meinen Kindern gemacht: Ich habe viel vorgelesen, mit ihnen gebastelt, das Spielen mit Playmobil, Barbie, Lego usw. auf den Tisch verlegt. Ich habe sie viel selbst ausprobieren lassen. Wir spielen oft Brett- und Kartenspiele.
Meine Kinder haben gelernt, was sie mit Mama machen können und was nicht. Toben geht nur vorsichtig – also wird eher gekuschelt oder Gruselgeschichten unter der Bettdecke erzählt.
Ich habe gelernt, um Hilfe zu bitten. Ich habe keinen Führerschein, kann meine Kinder also auch nicht durch die Gegend fahren. Ich habe gelernt, meine Schwierigkeiten auch anderen Eltern gegenüber offen zu kommunizieren, auch wenn mir das noch immer nicht leicht fällt.
Ich habe mir früher oft gewünscht, eine andere Mutter zu sein. Eine aktive, sportliche Mutter, die alles mit ihren Kindern tun kann. Die mit ihren Kindern Schlitten fährt oder schwimmen geht, durch die Wohnung tobt usw. Aber so bin ich nicht.
Dafür bin ich eine Mutter, die früh gelernt hat, ihren Kindern Dinge zuzutrauen. Ich habe früh loslassen gelernt und meinen Kindern zu vertrauen. Manchmal ist das er einzige Weg, auch wenn er nicht leicht ist.
Meine Ärztin hat mich mal gefragt, ob ich meine Kinder auch bekommen hätte, wenn ich vorher schon die Diagnose Lipödem gehabt hätte. Ich habe mit „Ja“ geantwortet. Ich liebe meine Kinder über alles und das lasse ich sie spüren. Dafür muss ich nicht alles können, was „normale“ Mütter können. Ja, es war vieles schwer, aber ich habe es ja bisher alles geschafft. Je älter die Kinder sind, desto leichter wird es. Wenn man muss, kann man unglaublich stark sein. Vor allem als Mutter!
Ich glaube, meine Kinder profitieren in vielen Bereichen sogar davon, dass ich solche Einschränkungen habe. Sie sind tolerant und verurteilen andere Menschen nicht wegen ihres Äußeren. Sie sind hilfsbereit und rücksichtsvoll, sogar in ihren Berührungen. Sie sind selbständig und haben eine unheimlich gute Selbstwahrnehmung. Sie können wirklich gut einschätzen, was sie können und was nicht. Ich glaube, dass ihnen das alles in ihrem Leben hilft. Auch, wenn sie die Action anderer Familien vermissen, vermissen sie aber keine Liebe!
Alles Liebe,
Eure Daniela
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Eine Antwort
Ich habe auch 3 Kinder im Alter von 21, 17 und 10 und bin fast 44. Die Diagnose Lipödem Stadium 2 habe ich auch erst viel später erhalten, weil nach meiner Schildrüsen OP die Schmerzen in den Beinen dauerhaft wurden. Da war ich 38.
Meine Kinder wissen auch, dass ich nicht so aktiv sein kann wie andere. Zudem habe ich eine soziale Phobie, was vieles nicht so einfach macht.
Zum Glück habe ich einen tollen Ehemann, der alles macht was ich nicht schaffe oder kann.
Ich würde auch immer wieder schwanger werden wollen. Denn das ist mir alles wert. Nur leider bin ich schon in den Wechseljahren angekommen, das macht es mit dem Schwangerwerden schwierig.