Isabel
Bloggerin
Liebe Leserinnen und Leser,
als ich mit 27 Jahren heraus gefunden habe, dass ich ein Lipödem habe, wollte ich sofort ein Buch zu dem Thema schreiben, weil es einfach keinen Ratgeber dazu gab. Wollte, hätte, könnte … ich habe diesen Wunsch erst zwanzig Jahre später in die Tat umgesetzt.
Am 12. Dezember 2018 ist mein Buch „Lipödem – Ich bin mehr als meine Beine“ im TRIAS Verlag erschienen und ich wurde dazu auch von Natalie Stark interviewt für ihren Podcast „Ein gutes Leben mit Lipödem“.
Als ich 2017 beschloss, nun doch endlich ein Buch über meine Krankheit zu schreiben, da war ich erstaunt, wie viel es über diese Krankheit mittlerweile zu lesen gibt. Sowohl in Buchform, als auch in unterschiedlichen Online-Foren.
Ich wollte schon wieder einen Rückzieher machen, aber nachdem ich alle bisherigen Bücher über das Lipödem und viele Informationen im Internet gelesen habe, war ich nur noch entschlossener. Es gibt so viele unterschiedliche Meinungen. Das ist verwirrend. Vor zwanzig Jahren fand ich es sehr schade, dass es so gar nichts zum Thema Lipödem gab, aber im Moment bin ich mir nicht sicher, ob die derzeitige Fülle an widersprüchlichen Informationen so viel besser ist.
„Stell dir vor, man kann das Lipödem heutzutage wegoperieren und danach bin ich normal!“ – Mit diesen Worten stürmte ich vor über einem Jahr ins Wohnzimmer meines Lebensgefährten. Er hörte sich alles neugierig an, was ich auf der Konferenz gehört und gelernt habe. Und ein paar Wochen später kam ich nach Hause und sagte: „Vergiss es. Ich habe die Operation wieder abgesagt. Das Ergebnis ist wahrscheinlich gar nicht dauerhaft.“
Ich zog fort, ich kam zurück und wieder hatte sich meine Meinung um 180 Grad gedreht. Ich habe Experten und Ärzte in Deutschland, Holland und England befragt. Ich habe mit Personal Trainern und Ernährungsberatern gesprochen, mich mit vielen Betroffenen ausgetauscht und wurde selbst immer mehr zur Expertin.
Und wo liegt nun die Wahrheit? In der soliden Grauzone.
Liposuktionen helfen. Punkt. Aber weder ist eine Betroffene danach „normal“, noch ist die Krankheit „weg“. Laut Experten ist das Lipödem NICHT fortschreitend, wenn das Gewicht gehalten wird. Ernährung kann die Schmerzen und das Aussehen der Lipödem-Beine entscheidend beeinflussen. Kann. Sport kann auch helfen, um das Lipödem fast unsichtbar zu machen. Kann. Ohne Garantie.
Ich habe sehr viel heraus gefunden, stelle die Meinungen gegeneinander, zitiere viele Ärzte mit unterschiedlichen Ansichten und denke, dass ich damit den Weg frei mache, damit jede Lipödem-Betroffene ihren Weg finden kann.
Wie wäre es, wenn wir anfangen, uns so richtig gern zu haben und schön zu finden? Wie wäre es, wenn wir die Chancen sehen, anstatt in der Opferrolle zu verharren. Denn ich bin eine erfolgreiche Geschäftsfrau wegen und nicht trotz meiner Beine.
Und was ich mir am meisten wünsche: Weniger Drama. Weniger Krieg und mehr Miteinander. Ich habe das Gefühl, dass es einige Lipödem-Gruppen gibt, die nur die weiße Meinung akzeptieren und die anderen nur die schwarze Meinung und die dritte Gruppe nur die rosa. Da wird geschimpft und ausgegrenzt.
Ich würde mich sehr freuen, wenn wir akzeptieren, dass verschiedene Wege zu leichteren Beinen führen. Und wie großartige wäre es, wenn wir im Austausch bleiben würden, anstatt manchmal mit dem Finger auf andere zu zeigen, weil die eine andere Erfahrung gemacht haben. Gemeinsam sind wir stark und gemeinsam können wir viele Tipps zusammen tragen für ein leichteres Leben mit dieser schmerzhaften Krankheit. Gemeinsam.
Und damit meine ich nicht: gemeinsam in der weißen, schwarzen oder rosa Welt, sondern in der bunten!
Alles Liebe
Isabel García
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