Meine allererste Kompressionsversorgung war eine Stumpfhose mit offener Fußspitze. Ich war unerfahren und total überfordert und habe die Verordnung meiner Fachärztin so hingenommen. Dass eine Strumpfhose bei meiner Körperform nicht die richtige Wahl ist stellte sich schnell raus. In Absprache mit meiner Ärztin wurde bereits die zweite Versorgung eine zweiteilige Kompression, bestehend aus Kniestrümpfen und einer Capri. Auch dort war die Fußspitze offen, immer in Absprache mit meiner Ärztin. Denn sie hat die Verordnungshoheit, ist sehr erfahren und hat mein volles Vertrauen.
Da ich mit der Caprihose zwar zurechtkam, ich diese über den Tag aber immer zu weit hoch gezogen habe, wurde die Capri länger ausgemessen, so dass sie so lang war wie eine Leggings. Zu dieser Zeit waren Leggings noch nicht abrechenbar oder verordnungsfähig. Meine Versorgung aus Kniestrümpfen mit langgezogener Capri funktionierte über Jahre sehr gut – auch mit offener Fußspitze – jedenfalls für mich. Wenn ich als Messmodel an Fortbildungen für Sanitätshausmitarbeiterinnen teilgenommen habe, sagte die Seminarleiterin mir immer mal ganz vorsichtig, dass ich mich mit dem Gedanken einer geschlossenen Fußspitze langsam anfreunden solle. Mit der Zeit gab es wohl doch erste Wassereinlagerungen im vorderen Fußbereich.
Den Gedanken an eine geschlossene Fußspitze habe ich allzu gerne an die Seite geschoben. Für mich war die geschlossene Fußspitze eine gruselige Vorstellung. Schon normale Socken tun mir manchmal weh. Meine Zehennägel scheinen ziemlich druckempfindlich zu sein. Dann kam der halbjährliche Kontrolltermin bei meiner Fachärztin. Meine Kompressionskombination aus Kniestrümpfen und langer Capri funktionierte nicht mehr. Ich hatte eine Faltenbildung an den Unterschenkeln. Die Ärztin stelle eine Verschlechterung des Lymphödems fest. Sie schlug eine andere Kombination meiner zweiteiligen Flachstrickversorgung vor und ab jetzt mit einer geschlossenen Fußspitze. Glücklich war ich darüber nicht, aber ich wollte es natürlich ausprobieren. Auch mir war nicht entgangen, dass mein Lymphödem sich verändert hatte.
Meine Sanifee kannte meine Bedenken bezüglich der geschlossenen Fußspitze und da sie eine erfahrene und empathische Frau und Fachkraft ist, hat sie ihr Fachwissen und Können eingesetzt und die geschlossene Fußspitze im ersten Anlauf so hinbekommen, dass ich sie ohne Probleme tragen kann. Unter anderem hat sie die Naht an der geschlossenen Fußspitze nach außen gelegt und vermutlich noch ein bisschen Magie angewendet – bei mir oder bei der Kompri, wer weiß.
Durch die nun geschlossene Fußspitze haben sich ein paar Dinge im Alltag verändert. Zum Einen brauche ich keine Socken mehr in meinen Schuhen. Das ist super, weil ich keine Socken mehr kaufen, waschen, aufhängen und zusammenlegen muss. Außerdem spart es Platz im Koffer, wenn man auf Reisen geht. Es hatte aber auch einen kleinen Nachteil: ein Teil meiner Schuhe war zu weit. Zum Anderen ist es noch wichtiger, dass ich meine Zehennägel immer kurz schneide und gut feile, damit es keine Widerhaken gibt, die sich im Gestrick verheddern können. Eine Umstellung war es für mich auch im Sommer. Gefühlt fällt die Kompressionsversorgung mit einer geschlossenen Fußspitze in offenen Schuhen wie Sandalen nochmal mehr auf. Aber das bilde ich mir vielleicht auch nur ein.
Die Umstellung von der offenen zur geschlossenen Fußspitze war einfacher und problemloser als ich immer gedacht habe. Und was noch wichtiger ist: durch die umgestellte Flachstrickversorgung hat sich das Lymphödem wieder ein wenig verbessert, meinen Füßen und meinen Beinen geht es besser. Das ist mein Gefühl, aber das zeigte beim nächsten Kontrolltermin bei der Ärztin auch der Ultraschall.
Bitte bedenkt, dass ich hier nur vom meinen persönlichen Erfahrungen berichte. Auch bei Posts und Kommentaren auf den Social-Media Plattformen sollten wir im Hinterkopf behalten, dass es immer gute Gründe für eine offene oder geschlossene Fußspitze gibt und dass eine Kompressionsversorgung durch einen Arzt verordnet wird. Wir alle sind individuell und unsere Krankheitsbilder können sich unterscheiden.
Alles Liebe, Britta
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