Liebe Leserin und Leser,
als Frauen stehen wir alle irgendwann vor der Frage: Möchten wir Kinder oder nicht? Während der Wunsch nach Fortpflanzung vor vielen Jahren außer Frage stand, hat uns der Jahrzehnte lange Kampf um die Emanzipation an den Punkt gebracht, dass wir uns nicht mehr fragen, wann wir schwanger werden, sondern ob wir überhaupt schwanger werden wollen. Besonders mit einer Erkrankung wie dem Lipödem, ist diese Entscheidung für die meisten von uns alles andere als einfach. In diesem Beitrag teile ich meine Gedanken und Erfahrungen mit Euch.
Ich habe mich die letzten Jahre immer wieder mal mit dem Thema Schwangerschaft auseinandergesetzt. Dabei war die erste Aufgabe für mich herauszufinden, ob ich überhaupt Kinder möchte. Ich finde es nämlich sehr schade, wenn wir Frauen nur als vollkommen angesehen werden, wenn wir Nachwuchs haben. Es ist gut, dass wir uns heutzutage auch sehr wohl gegen Kinder und zum Beispiel für eine Karriere oder etwas anderes entscheiden können.
Entscheiden wir uns für eine Schwangerschaft ist das toll, aber entscheiden wir uns dagegen und sind damit glücklich, ist das genauso gut. Wir sind vollkommen, so wie wir im Reinen mit uns selbst sind. Dafür sollte sich niemand rechtfertigen müssen. Schließlich lassen es auch einfach manchmal die Lebensumstände nicht zu. Ich persönlich kann mir eine Schwangerschaft vorstellen und werde sehen, was die Zukunft für mich bereithält.
Kommt eine Erkrankung wie das Lipödem dazu, kann uns die Entscheidung noch schwerer fallen, da die Fettverteilungsstörung vererbbar ist. Aufgrund des Erfahrungsschatzes vieler ÄrztInnen in Bezug auf die letzten Jahre, können diesbezüglich aber viele Fragen beantwortet werden. Das kann die möglichen Ängste vielleicht nicht besänftigen, aber vielleicht ein klareres Bild schaffen, um eine Entscheidung für sich selbst treffen zu können.
Mein Fazit: Die Entscheidung für oder gegen eine Schwangerschaft mit Lipödem ist eine individuelle Entscheidung, genauso wie die, sich operieren zu lassen (z.B. vor oder nach der Schwangerschaft). Holt Euch Tipps von anderen, aber lasst Euch nicht final davon beeinflussen. Jeder Körper ist anders. Haltet bezüglich Eurer Sorgen und Ängste immer medizinische Rücksprache. Ich persönlich habe mich nach mehreren Gesprächen und Untersuchungen gegen eine Operation vor einer zukünftig möglichen Schwangerschaft entschieden. Das kann sich natürlich unter anderen Umständen ändern. Ich möchte damit nur sagen, dass es für nichts eine Garantie gibt. Selbst wenn man kerngesund ist. Meine Mutter hat Lipödem, ich habe es auch. Meine Schwester allerdings nicht. Somit ist nichts sicher gegeben. Ich denke nun positiv und mache mir bezüglich einer Vererbung deshalb vorerst keine Sorgen.
Vielleicht kennt Ihr das auch. Man erreicht ein „gewisses“ Alter und wird ab da plötzlich häufiger mit dem Thema Schwangerschaft konfrontiert. Es gibt Menschen, die die Privatsphäre anderer respektieren und keine intimen Fragen stellen oder wenn die Beziehung enger ist, zumindest vorsichtig und mit Bedacht nach den Lebensplänen fragen. Dann gibt es allerdings wiederum Menschen, die kein Verständnis für eigene Grenzen bzw. kein Feingefühl haben und jede Gelegenheit nutzen, um Indizien einer Schwangerschaft zu finden oder zu fragen, wann es denn nun endlich soweit sei. Man trägt ein weitgeschnittenes Kleid oder hat keine Lust auf eine gewisse Speise und schon können Spekulationen vorprogrammiert sein.
Mein Fazit: Die Kinderplanung sollte immer auf den eigenen persönlichen Wünschen und natürlich im besten Fall nicht rein auf Ängsten oder dem Druck anderer Menschen basieren. Es ist einzig und allein unser Leben und wir sollten es so gestalten dürfen, wie es uns gefällt. Aufdringliche Schwangerschaftsandeutungen beantworte ich immer mit einer Gegenfrage, wie „Bin ich allein nicht gut genug?“ oder „Findest Du nicht, dass es mein Recht ist, selbst zu entscheiden, wann ich eine Schwangerschaft verkünden würde?“.
Auch wenn es mit dem Lipödem viele Hürden geben kann, möchte ich das Glas am Ende des Tages halb voll sehen. Und das wünsche ich Euch auch.
Eure Marlene
Beitrag teilen
© 2024 deinestarkeseite.de
Eine Antwort
Ich habe 3 Kinder bekommen und meine Diagnose Lipödem erst viel später. Manchmal ist es besser nichts davon zu wissen. Ich weiß nicht, ob ich mit der Gewissheit sonst Kinder bekommen hätte.