Hallo, ich bin Kathrin, 40 Jahre alt, und ich möchte meine Geschichte mit Euch teilen – eine Geschichte, die von jahrelangen Herausforderungen, schmerzhaften Erfahrungen und dem Streben nach Antworten geprägt ist. Im Juni 2024 erhielt ich die Diagnose Lipödem im Stadium 2 in meinen Armen und Beinen – und das alles geschah durch einen glücklichen Zufall.
Beruflich bin ich Endoskopiefachangestellte und arbeite als Leitung der Endoskopie in einem Krankenhaus. Mit Leidenschaft setze ich mich dafür ein, das Wohlergehen meiner Patienten zu fördern und mein Team täglich zu motivieren, ihr Bestes zu geben. Neben meiner beruflichen Tätigkeit bin ich stolze Mama einer wundervollen siebenjährigen Tochter und verheiratet mit meinem wunderbaren und verständnisvollen Mann. In meiner Freizeit tauche ich gerne in die Welt des Reitens ein, wo ich Ruhe und Ausgleich finde. Außerdem verbringe ich viel Zeit auf dem Hundeplatz, wo ich meine zwei Hunde trainiere.
Bereits viele Jahre, bevor ich die Diagnose erhielt, litt ich unter Symptomen, die ich nicht einordnen konnte. Besonders die Schmerzen in meinen Oberarmen und Beinen quälten mich Tag für Tag. Mein Weg führte mich zu zahlreichen Ärzten: Hausärzten, Neurologen, Rheumatologen und sogar zu einem Hämatologen wegen massiver blauer Flecken an meinen Armen und Beinen. Doch trotz aller Bemühungen konnte mir niemand wirklich helfen. Die häufigste Antwort war „Überlastungssyndrom“ und ich bekam lediglich den Rat, bei Bedarf Schmerzmittel zu nehmen.
Ein Wendepunkt in meinem Leben kam im März 2024, als ich an der Schulter operiert wurde. Mein Orthopäde stellte fest, dass ich lymphdrainierende Behandlungen für meinen Arm benötigte, da sich ein großer Bluterguss gebildet hatte. Nach nur einer Sitzung fühlte ich mich, als hätte ich einen neuen Arm. Diese Leichtigkeit und die Beweglichkeit meiner Finger waren überwältigend! Ich konnte kaum glauben, wie schön es war, endlich wieder richtig greifen zu können. Ermutigt bat ich meine Therapeutin, auch meinen anderen Arm zu behandeln. Und wieder erlebte ich ein Wunder: Leichtigkeit und Beweglichkeit, die ich seit Jahren vermisst hatte.
Diese positiven Erfahrungen mit der Lymphdrainage der Arme führten mich schließlich zu einem Gefäßchirurgen, der mir nach einer gründlichen Untersuchung die entscheidende Diagnose gab: „Du hast ein Lipödem in Armen und Beinen, Stadium 2.“ In diesem Moment fühlte ich mich einerseits erleichtert, endlich eine Erklärung für meine Beschwerden zu haben. Andererseits stürzte ich in ein emotionales Loch voller Traurigkeit, Wut und Unwissenheit. Was genau ist Lipödem? Warum konnte kein Arzt das früher erkennen? Warum verteilt sich das Fett unregelmäßig in meinem Körper? Diese Fragen quälten mich. Ich stand da, mit Rezepten für Kompressionsversorgung der Arme und Beine, sowie eine Verodnung für Lymphdrainage. Und trotz einiger Ratschläge meines Gefäßchirurgen blieb ich im Dunkeln.
Da ich im medizinischen Bereich arbeite, begann ich, Fachliteratur zu recherchieren. Ich wollte Antworten auf meine Fragen finden und mehr über diese Erkrankung lernen. Jetzt, drei Monate später, im September, habe ich viel über das Lipödem erfahren und dabei auch viel über mich selbst gelernt. Es begann, Licht ins Dunkel zu kommen.
Eine der wichtigsten Veränderungen, die ich vorgenommen habe, war eine Ernährungsumstellung. Ich entdeckte die Kraft gesunder Ernährung und die positiven Auswirkungen, die sie auf mein Wohlbefinden hat. Zudem blieb ich meinem liebsten Hobby, dem Reitsport, treu, das für mich immer ein Anker für mein psychisches Gleichgewicht war.
Das Lipödem hat nicht nur körperliche, sondern auch tiefgreifende psychische Auswirkungen auf uns Betroffene. Ich stehe erst am Anfang meiner Reise mit dieser Erkrankung, und ich bin gespannt, wohin dieser Weg mich führen wird.
In meiner Suche nach Unterstützung und Verständnis beschloss ich, ein Instagram-Konto zu starten, um meine Erfahrungen zu teilen und Aufklärungsarbeit zu leisten.
Durch das Teilen meiner Geschichte, meiner Höhen und Tiefen, meiner Erfolge und Rückschläge fand ich eine neue Form der Verarbeitung und Selbstakzeptanz. Es half mir, meine Gefühle zu sortieren, mich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und anderen Betroffenen Mut zu machen. Ich erkannte, dass ich nicht allein bin und dass es wichtig ist, über Lipödem zu sprechen und das Bewusstsein zu schärfen.
Mein Instagram-Konto wurde zu einem Ort der Motivation, der Unterstützung und des Verständnisses.
Wer bis hier hin gelesen hat, vielen Dank, dass ihr mir eure Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt habt. Das ist nicht selbstverständlich.
Ich freue mich, dass wir uns gegenseitig unterstützen und gemeinsam die Herausforderungen meistern, die uns das Leben stellt.
Eure Kathrin
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3 Responses
Hallo Katrin, toll das du deine Krankheit so meisters.
Hätte nicht vermutet das du diese Krankheit hast.
Liebe Kathrin,
es ist unglaublich schön zu lesen wie gut du dich schon mit der Krankheit „eingelebt“ hast. Bestimmt folgen noch viele Höhen und Tiefen, aber endlich hast du Licht ins Dunkle gebracht. Das freut mich unendlich für dich!!
Mit deinen wachsenden Erkenntnissen wird auch wieder dein Selbstbewusstsein und deine Psyche wachsen.
Erinnere dich in schlechten Zeiten daran das du nun die Chance hast die Liebe zum Körper neu zu entdecken, schöne leckere Gerichte für dich zu kochen und Methoden zur Schmerzlinderung anwenden kannst 🥰
Grüße
Clara
Guten Morgen, benötige mal schnell euren Rat: Ich bin seit 20 Jahren Lip-und Lymphpatient. Habe mich ab die Krankheit gewöhnt, mein Gewicht gut im Griff. Reise gerne, auch in ferne Länder ..z.Zt. befinde ich mich auf 🇧🇧 Barbados mit einem Schiff, fliege morgen nach Frankfurt, 10 Stunden non-stop – und habe meine Kompressionsstrümpfe VERGESSEN!!! HILFE!!
Jetzt habe ich natürlich schon ein bisschen Bammel vor dem Rückflug. Ich werde daher 1-3 leichte Blutverdünner, wie Asperin plus nehmen und möglichst viel aufstehen und Fussgymnastik machen. Hat jemand noch einen besseren Tipp? Bin für jede Anregung dankbar. Ach ja, ich bin 80 Jahre jung und trotz Alter noch ganz fit im Hirn usw.
Danke fürs Lesen und vielleicht gute Anregungen. Eure Christel